This entry was posted in Markus and tagged Mark 5 by Jule with 1 comment
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Schaurige Schreie auf dem nächtlichen Friedhof. Klirrende Ketten. Im fahlen Mondlicht verschwindet eine wilde Figur in eine der vielen Grabhöhlen… – Nein, wir sind nicht bei einem Horrorfilm im Kino, wir sind in der Bibel und bei einer Geschichte, die manche Fragen aufwirft!
Den Namen des Mannes, der geheilt wurde, wissen wir nicht. Wir wissen auch nur ungefähr, wo das Ganze überhaupt stattfand – irgendwo östlich vom See Genezareth. Und wir wissen letzten Endes nicht einmal, ob der Mann, der zwischen Knochen hauste, besessen war oder an einer psychischen Erkrankung litt. Für die Menschen vor 2000 Jahren gab es nur die eine Erklärung: Besessenheit. Ich habe die Realität und Macht von beiden gesehen – von Dämonen und von Geisteskrankheit. Und ich habe erlebt, dass es keine Situation gibt, mit der Jesus nicht fertig wird!
Und so kann ich weitergehen zu einer Frage, die mir als Kind mehr Mühe machte: Was hatten die Schweine überhaupt da zu tun? Schweine waren unreine Tiere; sie durften nicht gegessen, nicht einmal berührt werden. Ein Schweinehirt hatte keinen Zugang zum heiligen Tempel; er war ausgeschlossen von der Möglichkeit der Gottesbegegnung. Was macht denn eine Riesenherde Schweine da? Diese Frage ist leichter zu beantworten, denn wir befinden uns bei der Geschichte in der Dekapolis, in der Region des Zehn-Städte-Verbundes zwischen Syrien und Peräa, südöstlich von Galiläa. Diese Region wurde seit Alexander dem Großen von Griechen bevölkert und unterstand zurzeit Jesu dem Statthalter von Syrien.
Und die Griechen schätzten ein leckeres Stück Schweinefleisch, im Gegensatz zu ihren jüdischen Nachbarn! Das erklärt, wieso es überhaupt eine Schweineherde in dieser Gegend gab. Und auch die Reaktion der Nachbarschaft wird eher verständlich. Denn hier sterben nicht 2000 nutzlose, Krankheit bringende Ekeltiere, sondern – hier verdirbt Geld!
“Bei Geld hört die Freundschaft auf!” sagt man, und so war es hier. Der Mann, den niemand bändigen konnte, sitzt gesittet und gekämmt vor ihnen, und statt Gott zu loben, regen sie sich auf! Dieser Jesus soll bloß aus unserer Gegend verschwinden; nachher hat er noch andere Ideen, die den Wert unserer Grundstücke drücken! – Wir sind manchmal nicht viel anders. Ein neues psychiatrisches Krankenhaus soll gebaut werden, ein Kindergarten, ein Männerwohnheim? “Ja, alles sehr gut und wichtig – aber nicht in meiner Straße!”
Ein Menschenleben ist das Wichtigste
Die große Herde Schweine stürzt sich zu Tode. Jesus hat dies ausdrücklich genehmigt. Interessant, wie Jesus die Prioritäten setzt: Heutzutage gibt es bei uns in Deutschland immer mehr Vegetarier. Militante Tierschützer haben keine Bedenken, in Forschungslaboratorien einzubrechen und Versuchstiere zu befreien. Ich würde zwar nie ein Tier absichtlich quälen, aber in dieser biblischen Geschichte sehe ich die Prioritäten von Jesus deutlich: das Leben eines Menschen hat Vorrang über das von 2000 Tieren. Es geht in erster Linie um Menschen. Ein Menschenleben ist wichtiger als alles andere. Da nicken wir beifällig und sagen “ja”, aber leben wir so, dass man uns das abnimmt?
In einer Biographie vom Heilsarmeegründer William Booth schrieb Harold Begbie:
Könnte es sein, dass deshalb so wenig schlechte Menschen verwandelt werden? Sie sehen nicht, dass uns ihr Schicksal wichtig ist. Sie sehen nicht, dass die Rettung ihres Lebens Vorrang hat vor unserem Wohlstand, unserer Bequemlichkeit, unseren kulturellen Gewohnheiten. Aber Jesus hat die 2000 Tiere in den Tod springen lassen, weil es einen Menschen rettete. Unsere Prioritäten sollten nicht anders aussehen.
Jesus verändert
Jener Besessene allerdings ist nachher wirklich verwandelt! Klar im Kopf, vollständig bekleidet wartet er am Strand und bittet Jesus, mit ihm gehen zu dürfen. Er möchte ein Jünger werden. Und Jesus lehnt ihn ab! Stattdessen reagiert er anders als bei vielen anderen Wundern – Jesus gibt dem Geheilten den Auftrag, nach Hause zurückzukehren und dort zu erzählen, was Gott in seinem Leben getan hat. Anderen wird gesagt, sie sollen schweigen, doch unser Friedhofsbewohner bekommt den Auftrag zu reden.
Ich muss im Laufe der letzten 30 Jahre auf der Reeperbahn Hunderte von Zeugnissen gegeben und Minipredigten gehalten haben. Das fällt mir nicht schwer. Schwer dagegen ist es, bei meiner ungläubigen Familie in England von Christus zu reden! Von der Wirksamkeit Gottes zuhause zu erzählen, da wo sie einen am besten kennen, wo sie hinter die fromme Fassade schauen können an den Tagen, wo die Laune nicht so toll ist – ja, das fällt schwer! Aber genau das erwartet Jesus von dem Geheilten – und von uns!
Natürlich könnte es sein, dass der Mann kein Jude ist, sondern Heide und deshalb noch nicht in Gottes Zeitplan passt; erst nach Jesu Tod werden Heiden zu Jüngern. Aber genau so, wie Jesus für jede Situation eine Lösung hat, so hat er auch für jeden Menschen einen individuellen Auftrag. Und der Auftrag für unseren Geheilten heißt: Geh zu deinen eigenen Leuten und erzähle ihnen, was Gott getan hat.
Ein Missionar hat einmal gesagt: “Bevor ein Kandidat angenommen wird, um Seelen für den Herrn im Ausland zu gewinnen, soll man ihn erst fragen, wie viele Seelen er zuhause schon gewonnen hat!” Und Möglichkeiten gibt es genügend – wenn wir uns um unseren Nächsten sorgen.
William Booths Frau Catherine litt jahrelang an Brustkrebs und starb mit einundsechzig Jahren. Auf ihrem Sterbebett wollte sie unbedingt ihren Arzt, einen jungen Agnostiker, auf Gott hinweisen. Einmal, als es ihr durch gnadenlose Schmerzen besonders schlecht ging, bekannte sie ihm, dass sie “leider nichts Gutes mehr tun könne.” “Aber Sie haben mir Gutes getan”, antwortete der Arzt. “Ihr Mut und Ihre Sorge um mein Wohlergehen sind so wunderschön.” Und William Booth schrieb in seinem Tagebuch: “Sie hat zu ihm gesprochen und ihm gesagt, dass sie gerne hören möchte, wenn sie an der anderen Seite ankommt, dass der junge Arzt zu Christus gekommen ist durch ihre Worte. Wir redeten nachher kurz miteinander und er ging sehr nachdenklich fort. Ja, tatsächlich, er hatte Tränen in den Augen. Wir müssen für ihn beten.”
William und Catherine Booth waren berufene Evangelisten. Aber angefangen hat der Dienst zuhause. Warum machen wir es uns so schwer? Wir müssen nicht Theologie studiert haben, Hebräisch lesen oder einen Bachelor-Titel in Missiologie vorweisen können. Wir müssen nur erzählen, was wir mit Gott erlebt haben! Freilich muss das verwandelte Leben dahinter stehen!
Ich kenne einen Bären von einem Mann, der früher regelmäßig die Schreibtische in den Sozialämtern gerückt hat, sprich Rabatz gemacht. Wenn er angetrunken war, wenn er meinte, nicht das zu bekommen, was ihm zustand, dann gab’s Rambazamba im Amt. Ein Alarmknopf wurde gedrückt schon wenn man ihn kommen sah. Jetzt arbeitet dieser Mann ehrenamtlich bei der Essens- und Kleiderausgabe in St. Pauli mit. Er ist verwandelt. Gerne würde er hauptamtlich bei der Heilsarmee arbeiten. Die Gesundheit – durch jahrelangen Alkoholkonsum geschwächt – lässt das nicht zu. Aber er hat einen anderen Auftrag bekommen. Auf der Reeperbahn, in der Obdachlosentagesstätte erzählt sein verwandeltes Leben von den Wohltaten Jesu in seinem Leben.
Vor zweitausend Jahren oder auch heute:
Und bei den vielen Fragen, die diese Geschichte offen lässt, ist am wichtigsten unsere Antwort auf seine Frage: hoffentlich ein “Ja, Jesus, du Sohn Gottes, was immer du willst!”
Autorin: Christine Schollmeier
Impulse
Das ist mir wichtig geworden