ein Buch, das die WT-Gesellschaft 1979 veröffentlicht hat und das leider nicht mehr publiziert wird.
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5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied, und doch erhebt sie große Prahlereien. Seht! Welch kleines Feuer es erfordert, um eine so große Waldung in Brand zu setzen!
5SoistauchdieZungeeinkleinesGlied
Genauso, wie ein Zaum klein ist im Vergleich zum Pferd und ein Steuerruder im Vergleich zum Schiff, so verhält es sich auch mit der Zunge. Verglichen mit dem gesamten menschlichen Körper, ist die Zunge ein sehr kleines Glied. Während wir betrachten, was Jakobus über die Zunge sagt, müssen wir im Sinn behalten, daß das, was hier gesagt wird, ganz besonders auf diejenigen zutrifft, die Lehrer sind oder gern sein möchten, denn Jakobus hat hier hauptsächlich Lehrer im Sinn.
unddocherhebtsiegroßePrahlereien
Richtig angewandt, kann die Zunge tatsächlich viel Gutes bewirken. „Tod und Leben sind in der Macht der Zunge, und wer sie liebt, wird ihren Fruchtertrag essen“ (Spr. 18:21; 25:15). Doch wenn jemand seiner Zunge freien Lauf läßt, kann sie viel Schaden anrichten, sowohl für ihn selbst als auch für andere (Spr. 10:14; 17:4, 20; 21:6). Die Zunge macht ihre Gegenwart und ihren Einfluß oft durch große Prahlereien spürbar, und sie mag tatsächlich „prahlen“, daß sie viel Macht zum Guten oder zum Schlechten ausüben kann, wenn auch ein solches Prahlen unchristlich ist. Der Psalmist David schrieb über diesen Gebrauch der Zunge folgendes: „Jehova wird alle glatten Lippen wegtilgen, die Zunge, die große Dinge redet, die da gesagt haben: ,Mit unserer Zunge werden wir obsiegen‘ “ (Ps. 12:3, 4). Die Zunge solcher Menschen prahlte wirklich, sie brachte starkes Selbstbewußtsein zum Ausdruck. Diese bösen Menschen, die die Geringen in Israel bedrückten, glaubten nicht an Gott und an die Vollstreckung seines Gerichtsurteils. Sie glaubten, daß sie durch ihre mit der Zunge geformten Worte ihre bösen Absichten ungestraft erreichen könnten.
Schon ein kleiner Funke reicht aus, um einen ganzen Wald in Brand zu setzen. Nachdem Jakobus veranschaulicht hat, daß etwas Kleines über etwas weit Größeres Gewalt ausüben kann, konzentriert er sich nun auf die schädlichen Auswirkungen, die es nach sich zieht, wenn man es versäumt, etwas Kleines zu beherrschen. Er gebraucht hier einen neuen Vergleich, und zwar den Vergleich mit einem unkontrollierten Feuer, um das weitreichende Unheil hervorzuheben, das durch eine ungezügelte Zunge angerichtet werden kann.
6 Nun, die Zunge ist ein Feuer. Die Zunge stellt sich unter unseren Gliedern als eine Welt der Ungerechtigkeit dar, denn sie besudelt den ganzen Leib und setzt das Rad des natürlichen Lebens in Brand, und sie wird durch die Gehenna in Brand gesetzt.
6Nun,dieZungeisteinFeuer
In bezug auf den unsagbaren Schaden, den die ungezügelte Zunge anrichten kann, kann ihr kaum etwas gleichkommen. Sie wird in diesem Fall nicht durch Gemütsruhe und Vernunft in Gang gesetzt, sondern durch einen plötzlichen Impuls, durch Zorn, Haß usw. (Vergleiche Jesaja 9:18.)
Unter den Gliedern des menschlichen Körpers ist die unbeherrschte Zunge eine Welt der Ungerechtigkeit für sich. Alles Böse der gottentfremdeten Welt ist in der ungezügelten Zunge vorhanden. Durch Verleumdung, Klatsch, falsches Zeugnis, Falschdarstellung, Verunglimpfung, irreführende Propaganda und falsches Lehren ist die Zunge für eine Vielzahl von Vergehen verantwortlich geworden. (Vergleiche Matthäus 15:11, 18-20.) Sie ist sogar benutzt worden, um ungerechte, gesetzlose Dinge als schön und nützlich hinzustellen. „Wehe denen, die sagen, daß Gutes böse sei und Böses gut sei, denen, die Finsternis als Licht hinstellen und Licht als Finsternis, denen, die Bitteres als Süßes hinstellen und Süßes als Bitteres!“ (Jes. 5:20; Röm. 16:18; 2. Kor. 11:13, 14; 2. Petr. 2:3). Ja, es gibt keine Art der Ungerechtigkeit, zu der die böse Zunge nicht den Anstoß geben oder der sie nicht Auftrieb verleihen kann.
dennsiebesudeltdenganzenLeib
Wer seine Zunge mißbraucht, „besudelt“ oder verunreinigt seinen ganzen Leib und schließlich seine ganze Persönlichkeit. Durch das, was er sagt, verrät er, was für ein Mensch er ist. Jemand, der beispielsweise wiederholt beim Lügen ertappt wird, verrät, daß er nicht moralisch einwandfrei ist und kein Vertrauen verdient. Seiner ganzen Persönlichkeit, nicht nur seiner Zunge, wird der Ruf eines Lügners angehängt. Vorschnelle oder unüberlegte Worte können bewirken, daß jemand als unzuverlässig abgestempelt wird. „Hast du einen Mann erblickt, der hastig ist mit seinen Worten? Für einen Unvernünftigen gibt es mehr Hoffnung als für ihn“ (Spr. 29:20). Wenn wir nicht möchten, daß uns das passiert, müssen wir daran arbeiten, die Zunge zu beherrschen.
undsetztdasRaddesnatürlichenLebensinBrand
Im ursprünglichen griechischen Text steht für den Ausdruck „Rad des natürlichen Lebens“ buchstäblich „Rad der Geburt“. Die ungezügelte Zunge kann den ganzen Lebensweg oder den ganzen Lebenskreis, in den ein Mensch bei seiner Geburt gelangt, in Brand setzen und kann bewirken, daß das ganze Leben eine Art Teufelskreis wird und daß der Betreffende vielleicht sogar wie durch Feuer vernichtet wird (Pred. 10:12, 13). Doch nicht nur das — sie kann auch seine Gefährten beeinflussen (Spr. 11:9). Wenn er seine Zunge mißbraucht, während er seinen Lebensweg fortsetzt, strahlt er Schädlichkeit aus und kann denen, die mit ihm in Berührung kommen, viel Schaden zufügen (Spr. 16:28; 6:12). Zum Beispiel kann durch eine einzige Person, die ihre Zunge nicht beherrscht, eine ganze Versammlung oder sogar mehr als eine Versammlung des Volkes Gottes verunreinigt werden (Hebr. 12:15; Gal. 5:9; vergleiche Prediger 9:18).
undsiewirddurchdieGehennainBrandgesetzt
Der Ausdruck „Gehenna“ wird von den beiden hebräischen Wörtern gaj und hinnóm abgeleitet und bedeutet Tal Hinnom (Jer. 19:2, 6). Dieses Tal, das im Süden und Südwesten Jerusalems liegt, war in den Tagen der judäischen Könige Ahas und Manasse Schauplatz von Kinderopfern (2. Chron. 28:1-3; 33:1, 6; Jer. 7:31). Später machte der treue König Josia das Tal für diesen abscheulichen Kult untauglich (2. Kö. 23:10). Nach der jüdischen Überlieferung wurde es zu einer Stätte, wo die Abfälle der Stadt durch Feuer beseitigt wurden.
Daß die Gehenna mit dem Aspekt der Zerstörung in Verbindung gebracht werden sollte, wie sie auf einem Müllabladeplatz vor sich geht, wird auch von Jesus bestätigt. Über die Gehenna sagte er, daß „ihre Made nicht stirbt und das Feuer nicht ausgelöscht wird“ (Mark. 9:48). Das läßt vermuten, daß auf dem Müllabladeplatz der Stadt ständig Feuer brannten und vielleicht durch die Beigabe von Schwefel verstärkt wurden. Wo die Flammen nicht hinreichten, schlüpften Würmer oder Maden und ernährten sich von den Abfällen, die nicht vom Feuer verzehrt wurden. Folglich ist die Gehenna eindeutig ein passendes Sinnbild völliger Vernichtung. (Vergleiche Jesaja 30:33; Jeremia 19:6, 7.)
Wenn die Zunge mißbraucht wird, kann sie so zerstörerisch sein wie die Gehenna, ja sie kann sogar ein Helfershelfer der Gehenna werden. Es ist so, als habe die Gehenna — ein Sinnbild der Vernichtung — ihre zerstörerische Macht der Zunge verliehen. Wie eine kleine Fackel, die an einem großen Feuer angezündet wird und das vernichtende Feuer an andere Orte tragen und so verbreiten kann, so verhält es sich auch mit der Zunge. Der Betreffende selbst kann ebenfalls ein Opfer seiner Zunge werden. Die Sünde, die nicht vergeben wird — die Lästerung gegen den heiligen Geist —, ist eine Sünde der Zunge (Matth. 12:31, 32). Jesus Christus sagte: „Jeder, der sagt: ,Du verächtlicher Tor!‘, [wird] der feurigen Gehenna verfallen sein“ (Matth. 5:22). Jemand, der seinen Bruder zu Unrecht als einen ‘verächtlichen Toren’ verurteilt, das heißt als einen Mann ohne sittliche Werte, muß mit einer solch schwerwiegenden Konsequenz rechnen. Der Grund dafür ist, daß er von seinem Bruder denkt, er verdiene das Gericht der Gehenna, oder hofft, daß sein Bruder diesem Gericht verfallen werde. Er hegt diesen Wunsch in seinem Herzen und bringt daher selbst die Strafe über sich, die er dem wünscht, den er als einen ‘verächtlichen Toren’ bezeichnet. (Vergleiche 5. Mose 19:16-21; 1. Johannes 3:14, 15.)
7 Denn jede Art von wildlebenden Tieren wie auch von Vögeln und Kriechtieren und Meertieren wird von der menschlichen Natur gezähmt und ist gezähmt worden.
7DennjedeArtvonwildlebendenTieren
Jakobus spricht hier offensichtlich ganz allgemein von der (später im gleichen Vers erwähnten) Zähmung dieser Geschöpfe. Es ist dem Menschen jedoch sogar gelungen, allen Arten von Tieren beizubringen, gewisse Kunststücke vorzuführen oder Arbeiten zu verrichten. Zu diesen Tieren gehören auch Elefanten, Löwen und Tiger. Selbst heute zeugen Zirkusvorführungen mit wilden Tieren von der Fähigkeit des Menschen, mächtige wilde Tiere unter seine Kontrolle zu bringen. Das ist in Übereinstimmung mit der ursprünglichen Erklärung Gottes, der Mensch solle sich die Tiere unterwerfen (1. Mose 1:28).
wieauchvonVögeln
Nicht einmal Vögel, die behende sind, schnell fliegen können und sehr schwer zu fangen sind, können sich der Herrschaft des Menschen entziehen. Zum Beispiel benutzt der Mensch schon lange abgerichtete Falken, Habichte und sogar Adler für die Jagd. Der Ursprung dieses Brauches, Beize genannt, wird den alten Persern zugeschrieben.
undKriechtieren
Dazu gehören auch Giftschlangen. Allerdings mag die Schlangenbeschwörung eine Form von Spiritismus sein (Ps. 58:4, 5; Pred. 10:11; Jer. 8:17).
undMeertieren
Wassertiere, wie Krokodile, Wale und Delphine, leben zwar in einem anderen Element und haben einen völlig anderen Körperbau als Landtiere, doch auch sie hat der Mensch unter seine Gewalt bringen und sogar lehren können, nützliche Arbeiten zu verrichten.
Anscheinend kann jedes Geschöpf, das mit dem Menschen in enge Berührung gebracht wird, im Laufe der Zeit mit Geduld und Ausdauer dazu gebracht werden, bestimmte Kunststücke vorzuführen. Sogar Flöhe sind dressiert worden, kleine Wagen zu ziehen. All diese Tiere beugen sich der überlegenen Intelligenz des Menschen, doch im Gegensatz dazu besteht, wie Jakobus weiter zeigt, die sündige Neigung der Zunge darin, sich zu weigern, sich der vollkommenen, überlegenen Weisheit Gottes zu beugen.
8 Die Zunge aber, kein einziger Mensch vermag sie zu zähmen. Ein widerspenstiges, schädliches Ding voll todbringenden Giftes ist sie.
8DieZungeaber,keineinzigerMenschvermagsiezuzähmen
Dem sündigen Menschen ist es zwar gelungen, die Herrschaft über alle möglichen Geschöpfe zu erlangen, auch über wilde Tiere und Giftschlangen, doch ist es ihm nicht möglich, die Zunge vollkommen zu beherrschen. Er gebietet über Tiere, kann aber nicht über seine eigene Zunge gebieten. Er übt seine Herrschaft fehlerhaft aus.
Die Zunge ist „widerspenstig“, „unstet“ (KingdomInterlinearTranslation). Durch die von Adam ererbte Sünde ist die Zunge unstet, rastlos, widerspenstig geworden. Sie wird nicht „rasten“, so daß sie gebändigt werden könnte. So etwas gibt es in der Tierwelt nicht. Daher gehen Tiere im Gegensatz zur Zunge gewöhnlich auf die Bemühungen des Menschen, sie zu zähmen, ein. Eine Zunge, die nicht gezügelt werden kann, sondern die dazu gebraucht wird, schneidende, verletzende oder verleumderische Bemerkungen zu machen oder andere durch falsche Lehren irrezuführen, ist wirklich widerspenstig und schädlich. Da niemand die Zunge völlig daran hindern kann, diese schlechten Dinge zu tun, ist äußerste Vorsicht und Wachsamkeit geboten und viel Mühe erforderlich, und das wird nicht nur von Lehrern verlangt, sondern von jedem Christen; sonst könnte ihn seine Zunge zu Fall bringen. Wegen des gewaltigen Schadens, den sie anrichten kann, kann sie ein gefährliches Instrument voll tödlichen Giftes sein. (Vergleiche Psalm 140:3; Römer 3:13.) Tatsächlich haben Streitigkeiten, die durch unbeherrschtes Reden ausgelöst wurden, nicht selten zum Verlust von Menschenleben geführt.
Man denke nur an das unsagbare Leid und die Milliarden von Todesfällen, die dadurch verursacht wurden, daß der ersten Lüge, die Satan im Garten Eden erzählte, Glauben geschenkt wurde! (Joh. 8:44). Wir haben viele weitere Beispiele dafür, daß Tausende von Menschen sterben mußten, weil falsche Propheten und andere Führer des Volkes Trug geredet hatten (Jer. 23:13, 14, 19-22; 50:6, 7; Jes. 19:11-13). Der schlechte Rat der Gefährten des Königs Rehabeam und seine unbesonnene, harte Rede verursachten die Spaltung des Königreiches Israel und führten zu vielen Kriegen (1. Kö. 12:8, 14, 16, 17). Dadurch, daß das Volk Israel von seinen Führern falsch geleitet wurde, beging es das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte — die Ermordung des Sohnes Gottes. Sowohl die Herrscher als auch das Volk handelten in Unwissenheit, aber die Unwissenheit der Herrscher war sträflicher, weil sie sich durch ihre selbstsüchtige Begierde, ihren Reichtum und ihre Macht zu behalten, verblenden ließen, während das Volk ihrem irreführenden Rat folgte (Apg. 3:14-17; Joh. 11:45-50; 12:9-11; Matth. 23:27, 28; 12:31, 32). Falsche Lehrer haben in der frühen Christenversammlung und auch später viele Personen von Gott abwendig gemacht (1. Tim. 1:18-20; 4:1, 2; 2. Petr. 2:1-3). Das sollte den Männern, die in der Christenversammlung gern Lehrer sein möchten, zu denken geben.
9 Mit ihr segnen wir Jehova, ja den Vater, und doch verfluchen wir mit ihr die Menschen, die „gemäß dem Gleichnis Gottes“ ins Dasein gekommen sind.
In buchstäblichem Sinne verdanken alle Menschen als Nachkommen Adams ihre Existenz Jehova Gott als dem ursprünglichen Lebengeber und Schöpfer. In diesem Sinne ist er der Ahnherr oder Vater aller; und daher konnte der Apostel Paulus zu einer Gruppe von Athenern sagen: „[Gott gibt] allen Personen Leben und Odem und alles . . . Und er hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht . . . Denn durch ihn haben wir Leben und bewegen uns und existieren . . . Denn wir sind auch sein Geschlecht“ (Apg. 17:22, 25-29). In geistigem Sinne ist er nur der Vater von Gliedern der wahren Christenversammlung. Diese bemühen sich ernsthaft darum, Gott nachzuahmen und seine Eigenschaften widerzuspiegeln, indem sie sich von der Welt und der Handlungsweise der Weltmenschen fernhalten, die die Eigenschaften des Widersachers Gottes bekunden und daher dem Gleichnis dieses Widersachers, ihres „Vaters“, entsprechen. (Vergleiche Jakobus 1:27; Johannes 1:11-13; 8:42-44; Epheser 5:1; 1. Johannes 3:10-12.)
Einerseits trifft der Rat des Jakobus besonders innerhalb der wahren Christenversammlung zu, auf diejenigen, die geistige Brüder sind. Andererseits beschränkt sich der Grundsatz, den Jakobus hier darlegt, angesichts der inspirierten Lehren der Bibel gewiß nicht allein auf den Umgang eines Christen mit seinen geistigen Brüdern, sondern trifft auch auf seinen Umgang mit allen anderen Menschen, seinen Mitmenschen, zu, wer es auch immer sein mag. (Vergleiche Matthäus 5:43-48.)
Der Mensch wurde ursprünglich im Gleichnis Gottes erschaffen (1. Mose 1:26). Dieses ‘Gleichnis Gottes’ bezieht sich auf seine geistigen und sittlichen Eigenschaften, nicht auf seine physische Beschaffenheit. Solche Eigenschaften, wie Liebe, Gerechtigkeit und Weisheit, unterscheiden den Menschen vom Tier. Wenn auch Weltmenschen das Gleichnis ihres Schöpfers oft nur sehr mangelhaft widerspiegeln, spiegeln sie es doch zumindest bis zu einem gewissen Grad wider, so wie sie auch zumindest noch ein gewisses Maß des von Gott gegebenen Gewissens haben. (Vergleiche Römer 2:13-15; Apostelgeschichte 28:1, 2.) Auch Christen können Gottes Gleichnis nicht vollkommen widerspiegeln und müssen daher demütig zugeben, daß sie genauso der Herrlichkeit Gottes ermangeln (Röm. 3:23). Doch ein solcher Mangel, sei er größer oder kleiner, rechtfertigt es nicht, andere zu hassen und zu beschimpfen und sie arrogant und verächtlich zu behandeln, als seien sie niedrigerer Herkunft als man selbst. Eine solch stolze Haltung widerspricht völlig dem Geist der Christlichen Schriften. (Vergleiche Johannes 3:16; Römer 5:7, 8; Apostelgeschichte 10:28, 29.) Die Pharisäer machten sich dieserhalb schuldig und verachteten das gemeine Volk, das sie als Sünder betrachteten und „verfluchte Leute“ nannten (Joh. 7:49; Luk. 18:9-14).
In Wirklichkeit wurde die Zunge in erster Linie dazu geschaffen, daß der Mensch Gott lobpreisen konnte. Aber sündige Menschen gebrauchen die Zunge manchmal inkonsequent: Sie segnen damit den Schöpfer und verfluchen seine Schöpfung. Menschen zu „verfluchen“ bedeutet, Böses auf sie herabzurufen. Die Bibel berichtet zwar, daß Diener Gottes manchmal Menschen verfluchten, und das sogar mit Gottes Billigung. Solche Verfluchungen wurden jedoch unter göttlicher Inspiration ausgesprochen, und das Böse, das herabgerufen wurde, wurde durch Gottes Macht bewirkt. (Vergleiche 1. Mose 9:24, 25; 2. Könige 2:23, 24; Josua 6:26; 1. Könige 16:34.) So sprach der Apostel Petrus unter Inspiration Worte, die den Tod von Ananias und Sapphira zur Folge hatten, und der Apostel Paulus rief auf Elymas, einen heimtückischen Widersacher der Wahrheit, Blindheit herab und nannte ihn einen „Feind alles dessen, was gerecht ist“ (Apg. 5:1-10; 13:6-11). Beide Apostel erkannten in diesen Fällen durch göttliche Inspiration die wahren Beweggründe des Herzens. Christen im allgemeinen besaßen jedoch nicht die besonderen apostolischen Kräfte, die sie in die Lage versetzt hätten, ein solch direktes Urteil zu fällen.
Im Hinblick auf Personen, die eine andere „gute Botschaft“ lehren mochten als die Apostel, sagte der Apostel Paulus: ‘Sie seien verflucht’ (Gal. 1:8, 9; vergleiche 2. Petrus 2:14; 2. Johannes 9-11). Doch sie als solche Personen zu betrachten war etwas ganz anderes, als sie hörbar zu verfluchen. Im Gegenteil wurden Christen ermahnt, dem Beispiel des Erzengels Michael zu folgen, der sogar darauf verzichtete, dem Widersacher Gottes, dem Teufel, mit lästernden Worten zu antworten (Jud. 9). Für alle anderen galt der ausdrückliche Befehl Jesu: „Fahrt fort, eure Feinde zu lieben, denen Gutes zu tun, die euch hassen, die zu segnen, die euch fluchen, für die zu beten, die euch beleidigen“ (Luk. 6:27, 28). Und der Apostel Paulus schrieb: „Segnet weiterhin die, die euch verfolgen; segnet, und verflucht nicht. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. . . . Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Raum; denn es steht geschrieben: ,Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht Jehova.‘ . . . Besiege das Böse stets mit dem Guten“ (Röm. 12:14, 17-21).
Wenn daher die Zunge ohne göttliche Inspiration dazu benutzt wird, Menschen, irgendwelche Menschen, zu verfluchen, so kann sie Gott nicht wirklich segnen. Solche Segensworte wären Heuchelei. Der Apostel Johannes zeigte dies deutlich, als er schrieb: „Wenn jemand erklärt: ‚Ich liebe Gott‘ und doch seinen Bruder haßt, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat“ (1. Joh. 4:20). Wer jemanden verflucht (außer aufgrund göttlicher Inspiration), verrät dadurch gewiß Haß und nicht Liebe. Würde jemand Menschen verfluchen, dann wäre es umsonst, wenn er Gott segnete. Der Höchste würde dies nie als echten Segen annehmen.
Wenn jemand seine Zunge gegenwärtig, ja sogar die meiste Zeit weise und richtig gebraucht, so ist das keine Garantie dafür, daß er sie nicht bei einer späteren Gelegenheit mißbraucht und dadurch möglicherweise sich selbst und anderen Schaden zufügt. Daher ist ständige, unaufhörliche Wachsamkeit erforderlich. Die schnellsten und verheerendsten Äußerungen der Zunge werden oft durch Zorn ausgelöst. Deshalb warnt die Bibel: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht“ (Eph. 4:26).
10 Aus demselben Munde kommen Segen und Fluch hervor. Es ist nicht richtig, meine Brüder, daß diese Dinge so weitergeschehen.
10AusdemselbenMundekommenSegenundFluchhervor
Da man mit der Zunge sowohl segnen als auch verfluchen kann, können aus demselben Mund völlig entgegengesetzte Dinge hervorkommen.
Besonders unter Christen sollte das Sprechorgan nicht Gott preisen und dann Menschen verfluchen, die im Gleichnis Gottes gemacht sind. Tatsächlich sollten wir überhaupt keine Verfluchungen aussprechen, außer denen, die Gott in der Bibel hat aufzeichnen lassen, und selbst dann können wir sie nicht mit Recht auf irgendeine bestimmte Person anwenden, denn wir sind keine Richter. Es ist sogar verkehrt, in vertraulichem Gespräch oder im eigenen Herzen jemanden zu verfluchen oder Böses auf ihn herabzurufen. Wie widersprüchlich ist es doch, wenn jemand christlichen Zusammenkünften beiwohnt, wo er Gott lobsingt und zu seinen Gefährten Gutes von Gott spricht, und dann hinausgeht und seine Brüder schmäht und verleumdet oder Böses über sie redet! So etwas wäre äußerst verwerflich, und es würde sich auf das persönliche Verhältnis zu Gott sehr schädlich auswirken.
Ein solches Verfluchen, aber auch damit verwandte Verfehlungen, wie Verleumdung, boshaftes Geschwätz, zersetzende Kritik und üble Nachrede, zeugen von einem verderbten Herzen, denn Jesus Christus sagte: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Matth. 12:34). Ein Christ, der seine Zunge so inkonsequent gebraucht, handelt gänzlich im Widerspruch zu dem Zweck, zu dem Jehova Gott das Sprechorgan geschaffen hat. Es ist etwas ganz Ungehöriges. Ein solch bösartiger Gebrauch der Zunge steht nicht nur in völligem Widerspruch zu Gottes Willen; es ist auch eine grobe Ungehörigkeit.
11 Eine Quelle läßt doch nicht etwa aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere hervorsprudeln
Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich nein. Das Wasser aus einer Quelle kann entweder süß oder bitter sein, doch aus derselben Öffnung kann niemals gleichzeitig süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln. Etwas so Widersprüchliches ist gegen die Natur. Ebenso ist es im Widerspruch zu den Naturgesetzen Gottes, daß der Mund sowohl gute als auch böse Rede hervorsprudelt. Nur unter den Menschen, die von der Sünde durchsetzt sind, finden wir etwas so Unnatürliches, etwas, was so sehr im Widerspruch zur Schöpfung Gottes steht. Kann Gott oder der Mensch einer Zunge vertrauen, die so handelt? Nicht mehr, als ein Mensch bereit wäre, aus einer Quelle zu trinken, die manchmal gutes und manchmal schlechtes Wasser hervorbringt.
12 Meine Brüder, ein Feigenbaum kann doch nicht etwa Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen? Auch kann salziges Wasser nicht süßes Wasser hervorbringen.
Gemäß Gottes unveränderlichem Gesetz geben ‘Fruchtbäume ihren Ertrag nach ihrer Art’ (1. Mose 1:11, 12). Die Früchte an sich sind natürlich gut, doch Jakobus will damit sagen, daß es unmöglich ist, daß der Baum oder der Weinstock nicht die vorgesehene Frucht hervorbringt, nicht das, wozu er von Natur aus geschaffen ist. Somit wird auch durch diesen Vergleich bekräftigt, daß der Mißbrauch der Zunge im Widerspruch zu ihrem natürlichen Gebrauch oder ihrer natürlichen Eignung steht.
Während Feigen, Oliven und Weintrauben allesamt gute Früchte und dem, der sie ißt, angenehm sind, wird jemand, der Süßwasser sucht und Salzwasser findet, enttäuscht sein, ja er kann durch das Salzwasser sogar krank werden. Hier gebraucht Jakobus wieder einen Gegensatz und keinen Vergleich. Salzwasser, das man zum Trinken nicht verwenden kann, wird sich nicht in Süßwasser verwandeln. Demzufolge ist mit jemandem, der gute, geschmackvolle, befriedigende Worte hervorbringen sollte, aber auch ständig geschmacklose, „kränkende“ Worte hervorbringt, etwas nicht in Ordnung. Er ist nicht zu entschuldigen. (Vergleiche 1. Timotheus 6:3-5.) Solch widersprüchliche Rede ist ein Anzeichen dafür, daß ihr Urheber — der Besitzer der Zunge — andere krank machen kann. Jakobus will mit all diesen Beispielen zeigen, daß in der ganzen irdischen Schöpfung nur beim Menschen so unnatürliche, widersprüchliche Dinge vorkommen.
Natürlich wird das, was jemand aus seinem Mund hervorbringt, genau seiner Persönlichkeit entsprechen. Jesus sagte: „Jeder gute Baum [bringt] vortreffliche Frucht hervor, aber jeder faule Baum bringt wertlose Frucht hervor; ein guter Baum kann nicht wertlose Frucht tragen, noch kann ein fauler Baum vortreffliche Frucht hervorbringen. Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ihr werdet also diese Menschen wirklich an ihren Früchten erkennen“ (Matth. 7:17-20). Demzufolge verraten die „Früchte“, die wir hervorbringen — auch die Frucht unserer Zunge —, was wir wirklich sind, und es besteht große Gefahr, „umgehauen“ zu werden, wenn wir die Zunge falsch gebrauchen. Dieser Grundsatz trifft ganz besonders auf Lehrer zu.
5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied, und doch erhebt sie große Prahlereien. Seht! Welch kleines Feuer es erfordert, um eine so große Waldung in Brand zu setzen!
5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied
Genauso, wie ein Zaum klein ist im Vergleich zum Pferd und ein Steuerruder im Vergleich zum Schiff, so verhält es sich auch mit der Zunge. Verglichen mit dem gesamten menschlichen Körper, ist die Zunge ein sehr kleines Glied. Während wir betrachten, was Jakobus über die Zunge sagt, müssen wir im Sinn behalten, daß das, was hier gesagt wird, ganz besonders auf diejenigen zutrifft, die Lehrer sind oder gern sein möchten, denn Jakobus hat hier hauptsächlich Lehrer im Sinn.
und doch erhebt sie große Prahlereien
Richtig angewandt, kann die Zunge tatsächlich viel Gutes bewirken. „Tod und Leben sind in der Macht der Zunge, und wer sie liebt, wird ihren Fruchtertrag essen“ (Spr. 18:21; 25:15). Doch wenn jemand seiner Zunge freien Lauf läßt, kann sie viel Schaden anrichten, sowohl für ihn selbst als auch für andere (Spr. 10:14; 17:4, 20; 21:6). Die Zunge macht ihre Gegenwart und ihren Einfluß oft durch große Prahlereien spürbar, und sie mag tatsächlich „prahlen“, daß sie viel Macht zum Guten oder zum Schlechten ausüben kann, wenn auch ein solches Prahlen unchristlich ist. Der Psalmist David schrieb über diesen Gebrauch der Zunge folgendes: „Jehova wird alle glatten Lippen wegtilgen, die Zunge, die große Dinge redet, die da gesagt haben: ,Mit unserer Zunge werden wir obsiegen‘ “ (Ps. 12:3, 4). Die Zunge solcher Menschen prahlte wirklich, sie brachte starkes Selbstbewußtsein zum Ausdruck. Diese bösen Menschen, die die Geringen in Israel bedrückten, glaubten nicht an Gott und an die Vollstreckung seines Gerichtsurteils. Sie glaubten, daß sie durch ihre mit der Zunge geformten Worte ihre bösen Absichten ungestraft erreichen könnten.
Seht! Welch kleines Feuer es erfordert, um eine so große Waldung in Brand zu setzen!
Schon ein kleiner Funke reicht aus, um einen ganzen Wald in Brand zu setzen. Nachdem Jakobus veranschaulicht hat, daß etwas Kleines über etwas weit Größeres Gewalt ausüben kann, konzentriert er sich nun auf die schädlichen Auswirkungen, die es nach sich zieht, wenn man es versäumt, etwas Kleines zu beherrschen. Er gebraucht hier einen neuen Vergleich, und zwar den Vergleich mit einem unkontrollierten Feuer, um das weitreichende Unheil hervorzuheben, das durch eine ungezügelte Zunge angerichtet werden kann.
6 Nun, die Zunge ist ein Feuer. Die Zunge stellt sich unter unseren Gliedern als eine Welt der Ungerechtigkeit dar, denn sie besudelt den ganzen Leib und setzt das Rad des natürlichen Lebens in Brand, und sie wird durch die Gehenna in Brand gesetzt.
6 Nun, die Zunge ist ein Feuer
In bezug auf den unsagbaren Schaden, den die ungezügelte Zunge anrichten kann, kann ihr kaum etwas gleichkommen. Sie wird in diesem Fall nicht durch Gemütsruhe und Vernunft in Gang gesetzt, sondern durch einen plötzlichen Impuls, durch Zorn, Haß usw. (Vergleiche Jesaja 9:18.)
Die Zunge stellt sich unter unseren Gliedern als eine Welt der Ungerechtigkeit dar
Unter den Gliedern des menschlichen Körpers ist die unbeherrschte Zunge eine Welt der Ungerechtigkeit für sich. Alles Böse der gottentfremdeten Welt ist in der ungezügelten Zunge vorhanden. Durch Verleumdung, Klatsch, falsches Zeugnis, Falschdarstellung, Verunglimpfung, irreführende Propaganda und falsches Lehren ist die Zunge für eine Vielzahl von Vergehen verantwortlich geworden. (Vergleiche Matthäus 15:11, 18-20.) Sie ist sogar benutzt worden, um ungerechte, gesetzlose Dinge als schön und nützlich hinzustellen. „Wehe denen, die sagen, daß Gutes böse sei und Böses gut sei, denen, die Finsternis als Licht hinstellen und Licht als Finsternis, denen, die Bitteres als Süßes hinstellen und Süßes als Bitteres!“ (Jes. 5:20; Röm. 16:18; 2. Kor. 11:13, 14; 2. Petr. 2:3). Ja, es gibt keine Art der Ungerechtigkeit, zu der die böse Zunge nicht den Anstoß geben oder der sie nicht Auftrieb verleihen kann.
denn sie besudelt den ganzen Leib
Wer seine Zunge mißbraucht, „besudelt“ oder verunreinigt seinen ganzen Leib und schließlich seine ganze Persönlichkeit. Durch das, was er sagt, verrät er, was für ein Mensch er ist. Jemand, der beispielsweise wiederholt beim Lügen ertappt wird, verrät, daß er nicht moralisch einwandfrei ist und kein Vertrauen verdient. Seiner ganzen Persönlichkeit, nicht nur seiner Zunge, wird der Ruf eines Lügners angehängt. Vorschnelle oder unüberlegte Worte können bewirken, daß jemand als unzuverlässig abgestempelt wird. „Hast du einen Mann erblickt, der hastig ist mit seinen Worten? Für einen Unvernünftigen gibt es mehr Hoffnung als für ihn“ (Spr. 29:20). Wenn wir nicht möchten, daß uns das passiert, müssen wir daran arbeiten, die Zunge zu beherrschen.
und setzt das Rad des natürlichen Lebens in Brand
Im ursprünglichen griechischen Text steht für den Ausdruck „Rad des natürlichen Lebens“ buchstäblich „Rad der Geburt“. Die ungezügelte Zunge kann den ganzen Lebensweg oder den ganzen Lebenskreis, in den ein Mensch bei seiner Geburt gelangt, in Brand setzen und kann bewirken, daß das ganze Leben eine Art Teufelskreis wird und daß der Betreffende vielleicht sogar wie durch Feuer vernichtet wird (Pred. 10:12, 13). Doch nicht nur das — sie kann auch seine Gefährten beeinflussen (Spr. 11:9). Wenn er seine Zunge mißbraucht, während er seinen Lebensweg fortsetzt, strahlt er Schädlichkeit aus und kann denen, die mit ihm in Berührung kommen, viel Schaden zufügen (Spr. 16:28; 6:12). Zum Beispiel kann durch eine einzige Person, die ihre Zunge nicht beherrscht, eine ganze Versammlung oder sogar mehr als eine Versammlung des Volkes Gottes verunreinigt werden (Hebr. 12:15; Gal. 5:9; vergleiche Prediger 9:18).
und sie wird durch die Gehenna in Brand gesetzt
Der Ausdruck „Gehenna“ wird von den beiden hebräischen Wörtern gaj und hinnóm abgeleitet und bedeutet Tal Hinnom (Jer. 19:2, 6). Dieses Tal, das im Süden und Südwesten Jerusalems liegt, war in den Tagen der judäischen Könige Ahas und Manasse Schauplatz von Kinderopfern (2. Chron. 28:1-3; 33:1, 6; Jer. 7:31). Später machte der treue König Josia das Tal für diesen abscheulichen Kult untauglich (2. Kö. 23:10). Nach der jüdischen Überlieferung wurde es zu einer Stätte, wo die Abfälle der Stadt durch Feuer beseitigt wurden.
Daß die Gehenna mit dem Aspekt der Zerstörung in Verbindung gebracht werden sollte, wie sie auf einem Müllabladeplatz vor sich geht, wird auch von Jesus bestätigt. Über die Gehenna sagte er, daß „ihre Made nicht stirbt und das Feuer nicht ausgelöscht wird“ (Mark. 9:48). Das läßt vermuten, daß auf dem Müllabladeplatz der Stadt ständig Feuer brannten und vielleicht durch die Beigabe von Schwefel verstärkt wurden. Wo die Flammen nicht hinreichten, schlüpften Würmer oder Maden und ernährten sich von den Abfällen, die nicht vom Feuer verzehrt wurden. Folglich ist die Gehenna eindeutig ein passendes Sinnbild völliger Vernichtung. (Vergleiche Jesaja 30:33; Jeremia 19:6, 7.)
Wenn die Zunge mißbraucht wird, kann sie so zerstörerisch sein wie die Gehenna, ja sie kann sogar ein Helfershelfer der Gehenna werden. Es ist so, als habe die Gehenna — ein Sinnbild der Vernichtung — ihre zerstörerische Macht der Zunge verliehen. Wie eine kleine Fackel, die an einem großen Feuer angezündet wird und das vernichtende Feuer an andere Orte tragen und so verbreiten kann, so verhält es sich auch mit der Zunge. Der Betreffende selbst kann ebenfalls ein Opfer seiner Zunge werden. Die Sünde, die nicht vergeben wird — die Lästerung gegen den heiligen Geist —, ist eine Sünde der Zunge (Matth. 12:31, 32). Jesus Christus sagte: „Jeder, der sagt: ,Du verächtlicher Tor!‘, [wird] der feurigen Gehenna verfallen sein“ (Matth. 5:22). Jemand, der seinen Bruder zu Unrecht als einen ‘verächtlichen Toren’ verurteilt, das heißt als einen Mann ohne sittliche Werte, muß mit einer solch schwerwiegenden Konsequenz rechnen. Der Grund dafür ist, daß er von seinem Bruder denkt, er verdiene das Gericht der Gehenna, oder hofft, daß sein Bruder diesem Gericht verfallen werde. Er hegt diesen Wunsch in seinem Herzen und bringt daher selbst die Strafe über sich, die er dem wünscht, den er als einen ‘verächtlichen Toren’ bezeichnet. (Vergleiche 5. Mose 19:16-21; 1. Johannes 3:14, 15.)
7 Denn jede Art von wildlebenden Tieren wie auch von Vögeln und Kriechtieren und Meertieren wird von der menschlichen Natur gezähmt und ist gezähmt worden.
7 Denn jede Art von wildlebenden Tieren
Jakobus spricht hier offensichtlich ganz allgemein von der (später im gleichen Vers erwähnten) Zähmung dieser Geschöpfe. Es ist dem Menschen jedoch sogar gelungen, allen Arten von Tieren beizubringen, gewisse Kunststücke vorzuführen oder Arbeiten zu verrichten. Zu diesen Tieren gehören auch Elefanten, Löwen und Tiger. Selbst heute zeugen Zirkusvorführungen mit wilden Tieren von der Fähigkeit des Menschen, mächtige wilde Tiere unter seine Kontrolle zu bringen. Das ist in Übereinstimmung mit der ursprünglichen Erklärung Gottes, der Mensch solle sich die Tiere unterwerfen (1. Mose 1:28).
wie auch von Vögeln
Nicht einmal Vögel, die behende sind, schnell fliegen können und sehr schwer zu fangen sind, können sich der Herrschaft des Menschen entziehen. Zum Beispiel benutzt der Mensch schon lange abgerichtete Falken, Habichte und sogar Adler für die Jagd. Der Ursprung dieses Brauches, Beize genannt, wird den alten Persern zugeschrieben.
und Kriechtieren
Dazu gehören auch Giftschlangen. Allerdings mag die Schlangenbeschwörung eine Form von Spiritismus sein (Ps. 58:4, 5; Pred. 10:11; Jer. 8:17).
und Meertieren
Wassertiere, wie Krokodile, Wale und Delphine, leben zwar in einem anderen Element und haben einen völlig anderen Körperbau als Landtiere, doch auch sie hat der Mensch unter seine Gewalt bringen und sogar lehren können, nützliche Arbeiten zu verrichten.
wird von der menschlichen Natur gezähmt und ist gezähmt worden
Anscheinend kann jedes Geschöpf, das mit dem Menschen in enge Berührung gebracht wird, im Laufe der Zeit mit Geduld und Ausdauer dazu gebracht werden, bestimmte Kunststücke vorzuführen. Sogar Flöhe sind dressiert worden, kleine Wagen zu ziehen. All diese Tiere beugen sich der überlegenen Intelligenz des Menschen, doch im Gegensatz dazu besteht, wie Jakobus weiter zeigt, die sündige Neigung der Zunge darin, sich zu weigern, sich der vollkommenen, überlegenen Weisheit Gottes zu beugen.
8 Die Zunge aber, kein einziger Mensch vermag sie zu zähmen. Ein widerspenstiges, schädliches Ding voll todbringenden Giftes ist sie.
8 Die Zunge aber, kein einziger Mensch vermag sie zu zähmen
Dem sündigen Menschen ist es zwar gelungen, die Herrschaft über alle möglichen Geschöpfe zu erlangen, auch über wilde Tiere und Giftschlangen, doch ist es ihm nicht möglich, die Zunge vollkommen zu beherrschen. Er gebietet über Tiere, kann aber nicht über seine eigene Zunge gebieten. Er übt seine Herrschaft fehlerhaft aus.
Ein widerspenstiges, schädliches Ding voll todbringenden Giftes ist sie
Die Zunge ist „widerspenstig“, „unstet“ (Kingdom Interlinear Translation). Durch die von Adam ererbte Sünde ist die Zunge unstet, rastlos, widerspenstig geworden. Sie wird nicht „rasten“, so daß sie gebändigt werden könnte. So etwas gibt es in der Tierwelt nicht. Daher gehen Tiere im Gegensatz zur Zunge gewöhnlich auf die Bemühungen des Menschen, sie zu zähmen, ein. Eine Zunge, die nicht gezügelt werden kann, sondern die dazu gebraucht wird, schneidende, verletzende oder verleumderische Bemerkungen zu machen oder andere durch falsche Lehren irrezuführen, ist wirklich widerspenstig und schädlich. Da niemand die Zunge völlig daran hindern kann, diese schlechten Dinge zu tun, ist äußerste Vorsicht und Wachsamkeit geboten und viel Mühe erforderlich, und das wird nicht nur von Lehrern verlangt, sondern von jedem Christen; sonst könnte ihn seine Zunge zu Fall bringen. Wegen des gewaltigen Schadens, den sie anrichten kann, kann sie ein gefährliches Instrument voll tödlichen Giftes sein. (Vergleiche Psalm 140:3; Römer 3:13.) Tatsächlich haben Streitigkeiten, die durch unbeherrschtes Reden ausgelöst wurden, nicht selten zum Verlust von Menschenleben geführt.
Man denke nur an das unsagbare Leid und die Milliarden von Todesfällen, die dadurch verursacht wurden, daß der ersten Lüge, die Satan im Garten Eden erzählte, Glauben geschenkt wurde! (Joh. 8:44). Wir haben viele weitere Beispiele dafür, daß Tausende von Menschen sterben mußten, weil falsche Propheten und andere Führer des Volkes Trug geredet hatten (Jer. 23:13, 14, 19-22; 50:6, 7; Jes. 19:11-13). Der schlechte Rat der Gefährten des Königs Rehabeam und seine unbesonnene, harte Rede verursachten die Spaltung des Königreiches Israel und führten zu vielen Kriegen (1. Kö. 12:8, 14, 16, 17). Dadurch, daß das Volk Israel von seinen Führern falsch geleitet wurde, beging es das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte — die Ermordung des Sohnes Gottes. Sowohl die Herrscher als auch das Volk handelten in Unwissenheit, aber die Unwissenheit der Herrscher war sträflicher, weil sie sich durch ihre selbstsüchtige Begierde, ihren Reichtum und ihre Macht zu behalten, verblenden ließen, während das Volk ihrem irreführenden Rat folgte (Apg. 3:14-17; Joh. 11:45-50; 12:9-11; Matth. 23:27, 28; 12:31, 32). Falsche Lehrer haben in der frühen Christenversammlung und auch später viele Personen von Gott abwendig gemacht (1. Tim. 1:18-20; 4:1, 2; 2. Petr. 2:1-3). Das sollte den Männern, die in der Christenversammlung gern Lehrer sein möchten, zu denken geben.
9 Mit ihr segnen wir Jehova, ja den Vater, und doch verfluchen wir mit ihr die Menschen, die „gemäß dem Gleichnis Gottes“ ins Dasein gekommen sind.
9 Mit ihr segnen wir Jehova, ja den Vater, und doch verfluchen wir mit ihr die Menschen, die „gemäß dem Gleichnis Gottes“ ins Dasein gekommen sind
In buchstäblichem Sinne verdanken alle Menschen als Nachkommen Adams ihre Existenz Jehova Gott als dem ursprünglichen Lebengeber und Schöpfer. In diesem Sinne ist er der Ahnherr oder Vater aller; und daher konnte der Apostel Paulus zu einer Gruppe von Athenern sagen: „[Gott gibt] allen Personen Leben und Odem und alles . . . Und er hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht . . . Denn durch ihn haben wir Leben und bewegen uns und existieren . . . Denn wir sind auch sein Geschlecht“ (Apg. 17:22, 25-29). In geistigem Sinne ist er nur der Vater von Gliedern der wahren Christenversammlung. Diese bemühen sich ernsthaft darum, Gott nachzuahmen und seine Eigenschaften widerzuspiegeln, indem sie sich von der Welt und der Handlungsweise der Weltmenschen fernhalten, die die Eigenschaften des Widersachers Gottes bekunden und daher dem Gleichnis dieses Widersachers, ihres „Vaters“, entsprechen. (Vergleiche Jakobus 1:27; Johannes 1:11-13; 8:42-44; Epheser 5:1; 1. Johannes 3:10-12.)
Einerseits trifft der Rat des Jakobus besonders innerhalb der wahren Christenversammlung zu, auf diejenigen, die geistige Brüder sind. Andererseits beschränkt sich der Grundsatz, den Jakobus hier darlegt, angesichts der inspirierten Lehren der Bibel gewiß nicht allein auf den Umgang eines Christen mit seinen geistigen Brüdern, sondern trifft auch auf seinen Umgang mit allen anderen Menschen, seinen Mitmenschen, zu, wer es auch immer sein mag. (Vergleiche Matthäus 5:43-48.)
Der Mensch wurde ursprünglich im Gleichnis Gottes erschaffen (1. Mose 1:26). Dieses ‘Gleichnis Gottes’ bezieht sich auf seine geistigen und sittlichen Eigenschaften, nicht auf seine physische Beschaffenheit. Solche Eigenschaften, wie Liebe, Gerechtigkeit und Weisheit, unterscheiden den Menschen vom Tier. Wenn auch Weltmenschen das Gleichnis ihres Schöpfers oft nur sehr mangelhaft widerspiegeln, spiegeln sie es doch zumindest bis zu einem gewissen Grad wider, so wie sie auch zumindest noch ein gewisses Maß des von Gott gegebenen Gewissens haben. (Vergleiche Römer 2:13-15; Apostelgeschichte 28:1, 2.) Auch Christen können Gottes Gleichnis nicht vollkommen widerspiegeln und müssen daher demütig zugeben, daß sie genauso der Herrlichkeit Gottes ermangeln (Röm. 3:23). Doch ein solcher Mangel, sei er größer oder kleiner, rechtfertigt es nicht, andere zu hassen und zu beschimpfen und sie arrogant und verächtlich zu behandeln, als seien sie niedrigerer Herkunft als man selbst. Eine solch stolze Haltung widerspricht völlig dem Geist der Christlichen Schriften. (Vergleiche Johannes 3:16; Römer 5:7, 8; Apostelgeschichte 10:28, 29.) Die Pharisäer machten sich dieserhalb schuldig und verachteten das gemeine Volk, das sie als Sünder betrachteten und „verfluchte Leute“ nannten (Joh. 7:49; Luk. 18:9-14).
In Wirklichkeit wurde die Zunge in erster Linie dazu geschaffen, daß der Mensch Gott lobpreisen konnte. Aber sündige Menschen gebrauchen die Zunge manchmal inkonsequent: Sie segnen damit den Schöpfer und verfluchen seine Schöpfung. Menschen zu „verfluchen“ bedeutet, Böses auf sie herabzurufen. Die Bibel berichtet zwar, daß Diener Gottes manchmal Menschen verfluchten, und das sogar mit Gottes Billigung. Solche Verfluchungen wurden jedoch unter göttlicher Inspiration ausgesprochen, und das Böse, das herabgerufen wurde, wurde durch Gottes Macht bewirkt. (Vergleiche 1. Mose 9:24, 25; 2. Könige 2:23, 24; Josua 6:26; 1. Könige 16:34.) So sprach der Apostel Petrus unter Inspiration Worte, die den Tod von Ananias und Sapphira zur Folge hatten, und der Apostel Paulus rief auf Elymas, einen heimtückischen Widersacher der Wahrheit, Blindheit herab und nannte ihn einen „Feind alles dessen, was gerecht ist“ (Apg. 5:1-10; 13:6-11). Beide Apostel erkannten in diesen Fällen durch göttliche Inspiration die wahren Beweggründe des Herzens. Christen im allgemeinen besaßen jedoch nicht die besonderen apostolischen Kräfte, die sie in die Lage versetzt hätten, ein solch direktes Urteil zu fällen.
Im Hinblick auf Personen, die eine andere „gute Botschaft“ lehren mochten als die Apostel, sagte der Apostel Paulus: ‘Sie seien verflucht’ (Gal. 1:8, 9; vergleiche 2. Petrus 2:14; 2. Johannes 9-11). Doch sie als solche Personen zu betrachten war etwas ganz anderes, als sie hörbar zu verfluchen. Im Gegenteil wurden Christen ermahnt, dem Beispiel des Erzengels Michael zu folgen, der sogar darauf verzichtete, dem Widersacher Gottes, dem Teufel, mit lästernden Worten zu antworten (Jud. 9). Für alle anderen galt der ausdrückliche Befehl Jesu: „Fahrt fort, eure Feinde zu lieben, denen Gutes zu tun, die euch hassen, die zu segnen, die euch fluchen, für die zu beten, die euch beleidigen“ (Luk. 6:27, 28). Und der Apostel Paulus schrieb: „Segnet weiterhin die, die euch verfolgen; segnet, und verflucht nicht. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. . . . Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Raum; denn es steht geschrieben: ,Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht Jehova.‘ . . . Besiege das Böse stets mit dem Guten“ (Röm. 12:14, 17-21).
Wenn daher die Zunge ohne göttliche Inspiration dazu benutzt wird, Menschen, irgendwelche Menschen, zu verfluchen, so kann sie Gott nicht wirklich segnen. Solche Segensworte wären Heuchelei. Der Apostel Johannes zeigte dies deutlich, als er schrieb: „Wenn jemand erklärt: ‚Ich liebe Gott‘ und doch seinen Bruder haßt, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat“ (1. Joh. 4:20). Wer jemanden verflucht (außer aufgrund göttlicher Inspiration), verrät dadurch gewiß Haß und nicht Liebe. Würde jemand Menschen verfluchen, dann wäre es umsonst, wenn er Gott segnete. Der Höchste würde dies nie als echten Segen annehmen.
Wenn jemand seine Zunge gegenwärtig, ja sogar die meiste Zeit weise und richtig gebraucht, so ist das keine Garantie dafür, daß er sie nicht bei einer späteren Gelegenheit mißbraucht und dadurch möglicherweise sich selbst und anderen Schaden zufügt. Daher ist ständige, unaufhörliche Wachsamkeit erforderlich. Die schnellsten und verheerendsten Äußerungen der Zunge werden oft durch Zorn ausgelöst. Deshalb warnt die Bibel: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht“ (Eph. 4:26).
10 Aus demselben Munde kommen Segen und Fluch hervor. Es ist nicht richtig, meine Brüder, daß diese Dinge so weitergeschehen.
10 Aus demselben Munde kommen Segen und Fluch hervor
Da man mit der Zunge sowohl segnen als auch verfluchen kann, können aus demselben Mund völlig entgegengesetzte Dinge hervorkommen.
Es ist nicht richtig, meine Brüder, daß diese Dinge so weitergeschehen
Besonders unter Christen sollte das Sprechorgan nicht Gott preisen und dann Menschen verfluchen, die im Gleichnis Gottes gemacht sind. Tatsächlich sollten wir überhaupt keine Verfluchungen aussprechen, außer denen, die Gott in der Bibel hat aufzeichnen lassen, und selbst dann können wir sie nicht mit Recht auf irgendeine bestimmte Person anwenden, denn wir sind keine Richter. Es ist sogar verkehrt, in vertraulichem Gespräch oder im eigenen Herzen jemanden zu verfluchen oder Böses auf ihn herabzurufen. Wie widersprüchlich ist es doch, wenn jemand christlichen Zusammenkünften beiwohnt, wo er Gott lobsingt und zu seinen Gefährten Gutes von Gott spricht, und dann hinausgeht und seine Brüder schmäht und verleumdet oder Böses über sie redet! So etwas wäre äußerst verwerflich, und es würde sich auf das persönliche Verhältnis zu Gott sehr schädlich auswirken.
Ein solches Verfluchen, aber auch damit verwandte Verfehlungen, wie Verleumdung, boshaftes Geschwätz, zersetzende Kritik und üble Nachrede, zeugen von einem verderbten Herzen, denn Jesus Christus sagte: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Matth. 12:34). Ein Christ, der seine Zunge so inkonsequent gebraucht, handelt gänzlich im Widerspruch zu dem Zweck, zu dem Jehova Gott das Sprechorgan geschaffen hat. Es ist etwas ganz Ungehöriges. Ein solch bösartiger Gebrauch der Zunge steht nicht nur in völligem Widerspruch zu Gottes Willen; es ist auch eine grobe Ungehörigkeit.
11 Eine Quelle läßt doch nicht etwa aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere hervorsprudeln
11 Eine Quelle läßt doch nicht etwa aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere hervorsprudeln?
Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich nein. Das Wasser aus einer Quelle kann entweder süß oder bitter sein, doch aus derselben Öffnung kann niemals gleichzeitig süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln. Etwas so Widersprüchliches ist gegen die Natur. Ebenso ist es im Widerspruch zu den Naturgesetzen Gottes, daß der Mund sowohl gute als auch böse Rede hervorsprudelt. Nur unter den Menschen, die von der Sünde durchsetzt sind, finden wir etwas so Unnatürliches, etwas, was so sehr im Widerspruch zur Schöpfung Gottes steht. Kann Gott oder der Mensch einer Zunge vertrauen, die so handelt? Nicht mehr, als ein Mensch bereit wäre, aus einer Quelle zu trinken, die manchmal gutes und manchmal schlechtes Wasser hervorbringt.
12 Meine Brüder, ein Feigenbaum kann doch nicht etwa Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen? Auch kann salziges Wasser nicht süßes Wasser hervorbringen.
12 Meine Brüder, ein Feigenbaum kann doch nicht etwa Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen?
Gemäß Gottes unveränderlichem Gesetz geben ‘Fruchtbäume ihren Ertrag nach ihrer Art’ (1. Mose 1:11, 12). Die Früchte an sich sind natürlich gut, doch Jakobus will damit sagen, daß es unmöglich ist, daß der Baum oder der Weinstock nicht die vorgesehene Frucht hervorbringt, nicht das, wozu er von Natur aus geschaffen ist. Somit wird auch durch diesen Vergleich bekräftigt, daß der Mißbrauch der Zunge im Widerspruch zu ihrem natürlichen Gebrauch oder ihrer natürlichen Eignung steht.
Auch kann salziges Wasser nicht süßes Wasser hervorbringen
Während Feigen, Oliven und Weintrauben allesamt gute Früchte und dem, der sie ißt, angenehm sind, wird jemand, der Süßwasser sucht und Salzwasser findet, enttäuscht sein, ja er kann durch das Salzwasser sogar krank werden. Hier gebraucht Jakobus wieder einen Gegensatz und keinen Vergleich. Salzwasser, das man zum Trinken nicht verwenden kann, wird sich nicht in Süßwasser verwandeln. Demzufolge ist mit jemandem, der gute, geschmackvolle, befriedigende Worte hervorbringen sollte, aber auch ständig geschmacklose, „kränkende“ Worte hervorbringt, etwas nicht in Ordnung. Er ist nicht zu entschuldigen. (Vergleiche 1. Timotheus 6:3-5.) Solch widersprüchliche Rede ist ein Anzeichen dafür, daß ihr Urheber — der Besitzer der Zunge — andere krank machen kann. Jakobus will mit all diesen Beispielen zeigen, daß in der ganzen irdischen Schöpfung nur beim Menschen so unnatürliche, widersprüchliche Dinge vorkommen.
Natürlich wird das, was jemand aus seinem Mund hervorbringt, genau seiner Persönlichkeit entsprechen. Jesus sagte: „Jeder gute Baum [bringt] vortreffliche Frucht hervor, aber jeder faule Baum bringt wertlose Frucht hervor; ein guter Baum kann nicht wertlose Frucht tragen, noch kann ein fauler Baum vortreffliche Frucht hervorbringen. Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ihr werdet also diese Menschen wirklich an ihren Früchten erkennen“ (Matth. 7:17-20). Demzufolge verraten die „Früchte“, die wir hervorbringen — auch die Frucht unserer Zunge —, was wir wirklich sind, und es besteht große Gefahr, „umgehauen“ zu werden, wenn wir die Zunge falsch gebrauchen. Dieser Grundsatz trifft ganz besonders auf Lehrer zu.