ein Buch, das die WT-Gesellschaft 1979 veröffentlicht hat und das leider nicht mehr publiziert wird.
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1 Nicht viele von euch sollten Lehrer werden, meine Brüder, da ihr wißt, daß wir ein schwereres Gericht empfangen werden.
1NichtvielevoneuchsolltenLehrerwerden,meineBrüder
Dieser Teil des Jakobusbriefes sollte alle die zum Nachdenken anregen, die in der Christenversammlung gern als Lehrer dienen würden, denn hier wird ihre schwere Verantwortung gegenüber Gott beschrieben.
Wollte Jakobus mit seinem Rat diejenigen entmutigen, die den aufrichtigen Wunsch hatten, anderen als Lehrer zu dienen? Offensichtlich nicht. Aus Hebräer 5:12-14 geht hervor, daß sich im Laufe der Zeit alle Christen daran beteiligen sollten, andere die wichtigen Wahrheiten des Wortes Gottes zu lehren. (Vergleiche Titus 2:3; Apostelgeschichte 18:24-26.) Diejenigen aber, die nach der ‘vortrefflichen Arbeit strebten’, als Aufseher und Hirten in der Versammlung zu dienen, mußten nicht nur auf diese allgemeine Weise lehren können, sondern mußten darüber hinaus in besonderem Sinne „lehrfähig“ sein (1. Tim. 3:1, 2; vergleiche 1. Timotheus 5:17; Titus 1:5, 9). In diesem Sinne, auf Versammlungsebene, durften nur Brüder, Männer, als Lehrer dienen. Paulus sagt: „Ich erlaube einer Frau nicht, zu lehren [gemeint ist hier das Lehren in der Versammlung] oder Gewalt über einen Mann auszuüben, sondern sie sei in der Stille“ (1. Tim. 2:12).
Außerdem zeigt die Bibel, daß es unter den Christen verschiedene Fähigkeiten und Dienstmöglichkeiten gab. Einige hatten besondere Fähigkeiten auf dem Gebiet des Lehrens und leisteten in dieser Hinsicht beachtliche Dienste. (Vergleiche Römer 12:3-8; 1. Korinther 12:4-11, 29.) Das traf offensichtlich auch auf Versammlungsälteste zu. Im fleischlichen Israel gab es unter den jüdischen Ältesten Personen, die als Lehrer des Gesetzes Gottes angesehen wurden. In allen Dörfern gab es einige solche Männer (Luk. 2:46; 5:17; Joh. 3:9, 10; Apg. 5:34; 22:3). Im geistigen Israel dienten nach Pfingsten zunächst die 12 Apostel als Lehrer der neugegründeten Christenversammlung (Apg. 2:42; 6:2-4). Später schrieb der Apostel Paulus, daß so, wie einige von denen, die Christus als „Gaben in Form von Menschen“ gab, als Apostel, Propheten oder Evangeliumsverkündiger dienten, einige auch als „Hirten und Lehrer“ dienten, und sie alle arbeiteten auf ein gemeinsames Ziel hin (Eph. 4:8, 11-16). In Apostelgeschichte 13:1 lesen wir: „Nun befanden sich in der Ortsversammlung in Antiochia Propheten und Lehrer.“ Da alle Ältesten lehrten, waren jene „Lehrer“ auf diesem Gebiet anscheinend besonders befähigt und aktiv. (Vergleiche Apostelgeschichte 15:35; 1. Timotheus 4:13-16.) Paulus sagte von sich, daß er in drei verschiedenen Eigenschaften diente, nämlich als „Prediger und Apostel und Lehrer“ (2. Tim. 1:11; 1. Tim. 2:7).
Worin bestand nun angesichts dieser Tatsachen das Problem? Wie im folgenden gezeigt wird, betont Jakobus, daß diejenigen, die Lehrer werden, unter ein schwereres Gericht kommen werden, und zwar wegen ihrer Neigung, im Worte zu straucheln. Die Gefahr lag daher darin, daß einige als Lehrer tätig sein wollten, obwohl sie trotz aller Aufrichtigkeit dazu nicht wirklich geeignet waren. Das hätte sich natürlich zum geistigen Schaden der Versammlung ausgewirkt. Manche drängten sich vielleicht sogar aus Stolz und Ehrgeiz vor und versuchten, als Lehrer Einfluß und Ansehen zu erlangen. Daß für einige ein solches Selbstbewußtsein tatsächlich zur Schlinge wurde, geht aus Römer 2:17-21 und 1. Timotheus 6:2-4 hervor.
Zweifellos war die Möglichkeit, Lehrer zu sein, für einige unter den ‘zwölf Stämmen, die überall zerstreut sind’, den geistigen Israeliten, an die Jakobus schrieb, sehr verlockend (Jak. 1:1). Der Einfluß, den ein hochgeachteter Lehrer unter den Juden ausübte, war mit der Macht vergleichbar, die ein Herrscher ausübte. Solche Personen wurden mit „Rabbi“ angeredet, und Johannes sagte, dies bedeute „Lehrer“ (Joh. 1:38; vergleiche Johannes 3:2) Die Bibel zeigt, welches Ansehen, welche Erhöhung und welche Gunst die jüdischen Rabbis oft durch ihre Stellung zu erlangen suchten und auch erlangten (Matth. 23:6, 7). Genauso, wie Jesus seinen Jüngern die Notwendigkeit einprägte, sich vor dem ehrgeizigen Wunsch nach einer hervorragenden Stellung, wie sie irdische Herrscher einnehmen, zu hüten, warnte er sie auch: „Laßt euch nicht Rabbi nennen, denn einer ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid“ (Matth. 23:8-12; vgl. Luk. 22:25, 26).
Daß der Rat des Jakobus nötig war, wird durch die Worte des Apostels Paulus an Timotheus bestätigt, die in 1. Timotheus 1:3-7 zu finden sind. Es heißt dort: „. . . damit du gewissen Leuten gebietest, nicht eine andere Lehre zu lehren noch unwahren Geschichten und Geschlechtsregistern Aufmerksamkeit zu schenken, die zu nichts führen, sondern eher Fragen zur Nachforschung hervorrufen.“ Paulus schrieb daher weiter: „Das Ziel dieses Auftrages ist tatsächlich Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Indem einige von diesen Dingen abgewichen sind, haben sie sich eitlem Gerede zugewandt und wollen Gesetzeslehrer sein, begreifen aber weder die Dinge, die sie sagen, noch die Dinge, über die sie feste Behauptungen aufstellen.“ Solche „Gesetzeslehrer“ waren sehr dogmatisch und beeindruckten zweifellos ihre Zuhörer oft durch ihr selbstbewußtes Auftreten und ihre Beharrlichkeit. Doch wenn sie im Lichte des gesamten Wortes Gottes überprüft wurden, wie es in Apostelgeschichte 17:11 empfohlen wird, konnte man feststellen, daß sie falsche Lehrer waren (vgl. Apg. 15:1; 2. Kor. 11:5, 12, 13; 2. Tim. 4:1-4).
Angesichts der schweren Verantwortung sollte daher jeder, der den Wunsch hat, in der Versammlung als Lehrer zu dienen, seine Beweggründe sorgfältig überprüfen und seine Eignung demütig beurteilen (Röm. 12:3, 16). Er sollte erkennen, daß nicht nur Erkenntnis und Fähigkeiten, sondern auch echtes Geistiggesinntsein und Liebe zu Gott, seinem Wort und den Brüdern wesentliche Voraussetzungen sind (1. Kor. 13:1, 2, 4; 14:6, 26). In dieser Hinsicht sollte er sich — wie auch in jeder anderen Beziehung — nicht selbst empfehlen, sondern sich von anderen empfehlen lassen (2. Kor. 10:12, 18; vgl. Spr. 25:27; 27:2).
Da ein Lehrer vor anderen steht, um sie zu unterweisen oder anzuleiten, wird von ihm mehr erwartet als von anderen. Sein Leben sollte vorbildlich sein. (Vergleiche Römer 2:21-24.) Er wird genauer beobachtet als andere Glieder der Versammlung. Das stimmt mit dem biblischen Grundsatz überein: „Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden; und wen man über vieles setzt, von dem wird man mehr als das Übliche verlangen“ (Luk. 12:48). Die Glieder der Versammlung erwarten von einem Lehrer logischerweise mehr als von anderen. Und wegen seiner größeren Verantwortung gegenüber seinen Glaubensbrüdern ist ein Lehrer auch Gott mehr Rechenschaft schuldig. Sein Einfluß wirkt sich mehr als der anderer zum Guten oder zum Schlechten aus. Gott richtet ihn entsprechend. Indem Jakobus „wir“ sagt, gibt er zu, daß er die gleiche Verantwortung vor dem unparteiischen Richter hat.
Wenn ein Mann in seinem Lehren Fehler begeht und dies verschiedenen Gliedern der Versammlung Probleme verursacht, wird er von Jehova Gott durch den Herrn Jesus Christus gerichtet werden. Jesus sagte: „Ich sage euch, daß die Menschen von jedem nutzlosen Ausspruch, den sie machen, am ,Gerichtstag‘ Rechenschaft geben werden; denn durch deine Worte wirst du gerechtgesprochen werden, und durch deine Worte wirst du verurteilt werden“ (Matth. 12:36, 37). Was jemand lehrt, wird ausschlaggebend sein für den Lohn, den er empfangen wird (Matth. 16:27; 2. Kor. 5:10). Daher sind für einen christlichen Lehrer Sorgfalt, Studium, Demut, Bescheidenheit und ein tiefes Verantwortungsgefühl erforderlich, das ihn veranlaßt, sich treu an Gottes Wort zu halten.
2 Denn wir alle straucheln oft. Wer nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, imstande, auch seinen ganzen Leib zu zügeln.
2Dennwirallestrauchelnoft
Jakobus stellt sich mit seinen Glaubensbrüdern demütig auf eine Stufe, wenn er sagt, alle würden dazu neigen, auf ihrem christlichen Lebensweg zu straucheln. Da alle Menschen, auchLehrer, sündige Neigungen und Unvollkommenheiten haben, machen alle Fehler (Röm. 7:19-23; 1. Joh. 1:8). Das ist ein ernüchternder Gedanke. Eine der häufigsten und oft auch schädlichsten Formen des Strauchelns ist das Straucheln im Wort. Wegen dieser Gefahr sollte man beim Unterweisen sehr vorsichtig sein. Der Bibelkommentator J. H. Ropes fühlte sich zu der Äußerung bewogen: „Der Lehrberuf ist der schwierigste Lebensweg, den man sich vorstellen kann.“
Selbst vorbildliche Lehrer können straucheln; wieviel größer ist die Gefahr daher bei Männern, die gar nicht zum Lehren geeignet sind! Alle, die im Worte straucheln, können andere verletzen. Je mehr daher ein Lehrer irrt, desto mehr Schaden wird der ganzen Versammlung zugefügt.
Jemand, der sein Reden völlig in der Gewalt hat und nicht mit seinen Lippen irrt, ist vollkommen. Wer sich so weit beherrschen kann, daß er keine falschen Ansichten, Gefühle und Leidenschaften zum Ausdruck bringt, hat vollständige, vollkommene Gewalt über sich. Wie Jakobus in diesem Vers zeigt, ist das keinem unvollkommenen Menschen möglich, denn „wir alle straucheln oft“. Nur Jesus Christus als vollkommener Mensch hatte völlige Gewalt über seine Zunge (Hebr. 7:26). Christen sollten jedoch ihr Bestes tun, um diesem Ziel so nahe wie möglich zu kommen. Sie wissen, daß sie dies nicht aus eigener Kraft erreichen können, und als Gottes Zeugen können sie natürlich auch nicht einfach schweigen. Aber sie vertrauen auf Gottes Geist und sinnen über den guten Rat seines Wortes nach. Sie bemühen sich, ihren Sinn auf das zu richten, „was irgend wahr, was irgend von ernsthaftem Interesse, . . . gerecht, . . . keusch, . . . liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt“ (Phil. 4:8). Sie vertrauen darauf, daß der heilige Geist ihnen hilft, ‘jeden Gedanken gefangenzunehmen, um ihn dem Christus gehorsam zu machen’, denn sie wissen, daß ‘der Mund aus der Fülle des Herzens redet’ (2. Kor. 10:5; Luk. 6:45; vergleiche Matthäus 15:18-20).
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Die Zunge ist das Glied des Körpers, das im allgemeinen unter der Menschheit am meisten Unheil gestiftet hat. Jakobus sagt daher, daß der Mann, der sie zügeln kann, auch alle anderen Glieder des Körpers in der Gewalt haben müßte.
3 Wenn wir den Pferden Zäume ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir auch ihren ganzen Körper.
Dieser Vergleich zeigt, daß die Fähigkeit, die Zunge zu beherrschen, mit der Fähigkeit verbunden ist, den ganzen Körper zu beherrschen. Mit Hilfe eines kleinen Zaumes, dessen Gebiß die Pferde im Maul tragen, können Menschen diese kräftigen Tiere, selbst feurige Pferde, in die gewünschte Richtung lenken. Natürlich muß der Reiter auch die am Zaum befestigten Zügel fest in der Hand haben. In ähnlicher Weise können Menschen die anderen Teile des Körpers und deren Neigung zum Sündigen beherrschen, wenn sie die Zunge beherrschen. Soweit es ihre Unvollkommenheit zuläßt, sollten sie sich ernsthaft bemühen, dies zu tun.
4 Seht! Selbst Schiffe, so groß sie auch sind und obwohl sie von starken Winden getrieben werden, werden durch ein sehr kleines Steuerruder dorthin gelenkt, wohin die Neigung des Steuermannes will.
4Seht!SelbstSchiffe,sogroßsieauchsind
Dieser Vergleich soll einen ähnlichen Gedanken ausdrücken, doch diesmal wird der Nachdruck besonders auf den Größenunterschied gelegt. Ein Schiff ist wesentlich größer als sein Steuerruder, wie Jakobus dies als nächstes zeigt. Offensichtlich in Übereinstimmung mit dem Grundsatz des mosaischen Gesetzes, daß jede Angelegenheit durch den Mund von mindestens zwei Zeugen bestätigt werden muß, führt Jakobus zwei Vergleiche an, um seine Äußerung zu bestätigen und zu erläutern, nämlich daß jemand auch seinen ganzen Körper beherrschen könnte, wenn er in der Lage wäre, seine Zunge vollkommen zu beherrschen (2. Kor. 13:1; 5. Mose 17:6).
Ein Schiff ist der Gewalt starker Winde und Wellen ausgesetzt. Doch wird sein Kurs nicht durch diese Naturgewalten, sondern durch das Steuerruder bestimmt, das vom Steuermann betätigt wird. Somit übt das kleine Steuerruder, durch den festen Griff des Steuermannes bewegt, Gewalt über das ganze Schiff aus. Obwohl das Schiff von mächtigen Naturgewalten wie der See und dem Wind beeinflußt wird, kann das verhältnismäßig kleine Steuerruder benutzt werden, um diese Gewalten auszugleichen.
1 Nicht viele von euch sollten Lehrer werden, meine Brüder, da ihr wißt, daß wir ein schwereres Gericht empfangen werden.
1 Nicht viele von euch sollten Lehrer werden, meine Brüder
Dieser Teil des Jakobusbriefes sollte alle die zum Nachdenken anregen, die in der Christenversammlung gern als Lehrer dienen würden, denn hier wird ihre schwere Verantwortung gegenüber Gott beschrieben.
Wollte Jakobus mit seinem Rat diejenigen entmutigen, die den aufrichtigen Wunsch hatten, anderen als Lehrer zu dienen? Offensichtlich nicht. Aus Hebräer 5:12-14 geht hervor, daß sich im Laufe der Zeit alle Christen daran beteiligen sollten, andere die wichtigen Wahrheiten des Wortes Gottes zu lehren. (Vergleiche Titus 2:3; Apostelgeschichte 18:24-26.) Diejenigen aber, die nach der ‘vortrefflichen Arbeit strebten’, als Aufseher und Hirten in der Versammlung zu dienen, mußten nicht nur auf diese allgemeine Weise lehren können, sondern mußten darüber hinaus in besonderem Sinne „lehrfähig“ sein (1. Tim. 3:1, 2; vergleiche 1. Timotheus 5:17; Titus 1:5, 9). In diesem Sinne, auf Versammlungsebene, durften nur Brüder, Männer, als Lehrer dienen. Paulus sagt: „Ich erlaube einer Frau nicht, zu lehren [gemeint ist hier das Lehren in der Versammlung] oder Gewalt über einen Mann auszuüben, sondern sie sei in der Stille“ (1. Tim. 2:12).
Außerdem zeigt die Bibel, daß es unter den Christen verschiedene Fähigkeiten und Dienstmöglichkeiten gab. Einige hatten besondere Fähigkeiten auf dem Gebiet des Lehrens und leisteten in dieser Hinsicht beachtliche Dienste. (Vergleiche Römer 12:3-8; 1. Korinther 12:4-11, 29.) Das traf offensichtlich auch auf Versammlungsälteste zu. Im fleischlichen Israel gab es unter den jüdischen Ältesten Personen, die als Lehrer des Gesetzes Gottes angesehen wurden. In allen Dörfern gab es einige solche Männer (Luk. 2:46; 5:17; Joh. 3:9, 10; Apg. 5:34; 22:3). Im geistigen Israel dienten nach Pfingsten zunächst die 12 Apostel als Lehrer der neugegründeten Christenversammlung (Apg. 2:42; 6:2-4). Später schrieb der Apostel Paulus, daß so, wie einige von denen, die Christus als „Gaben in Form von Menschen“ gab, als Apostel, Propheten oder Evangeliumsverkündiger dienten, einige auch als „Hirten und Lehrer“ dienten, und sie alle arbeiteten auf ein gemeinsames Ziel hin (Eph. 4:8, 11-16). In Apostelgeschichte 13:1 lesen wir: „Nun befanden sich in der Ortsversammlung in Antiochia Propheten und Lehrer.“ Da alle Ältesten lehrten, waren jene „Lehrer“ auf diesem Gebiet anscheinend besonders befähigt und aktiv. (Vergleiche Apostelgeschichte 15:35; 1. Timotheus 4:13-16.) Paulus sagte von sich, daß er in drei verschiedenen Eigenschaften diente, nämlich als „Prediger und Apostel und Lehrer“ (2. Tim. 1:11; 1. Tim. 2:7).
Worin bestand nun angesichts dieser Tatsachen das Problem? Wie im folgenden gezeigt wird, betont Jakobus, daß diejenigen, die Lehrer werden, unter ein schwereres Gericht kommen werden, und zwar wegen ihrer Neigung, im Worte zu straucheln. Die Gefahr lag daher darin, daß einige als Lehrer tätig sein wollten, obwohl sie trotz aller Aufrichtigkeit dazu nicht wirklich geeignet waren. Das hätte sich natürlich zum geistigen Schaden der Versammlung ausgewirkt. Manche drängten sich vielleicht sogar aus Stolz und Ehrgeiz vor und versuchten, als Lehrer Einfluß und Ansehen zu erlangen. Daß für einige ein solches Selbstbewußtsein tatsächlich zur Schlinge wurde, geht aus Römer 2:17-21 und 1. Timotheus 6:2-4 hervor.
Zweifellos war die Möglichkeit, Lehrer zu sein, für einige unter den ‘zwölf Stämmen, die überall zerstreut sind’, den geistigen Israeliten, an die Jakobus schrieb, sehr verlockend (Jak. 1:1). Der Einfluß, den ein hochgeachteter Lehrer unter den Juden ausübte, war mit der Macht vergleichbar, die ein Herrscher ausübte. Solche Personen wurden mit „Rabbi“ angeredet, und Johannes sagte, dies bedeute „Lehrer“ (Joh. 1:38; vergleiche Johannes 3:2) Die Bibel zeigt, welches Ansehen, welche Erhöhung und welche Gunst die jüdischen Rabbis oft durch ihre Stellung zu erlangen suchten und auch erlangten (Matth. 23:6, 7). Genauso, wie Jesus seinen Jüngern die Notwendigkeit einprägte, sich vor dem ehrgeizigen Wunsch nach einer hervorragenden Stellung, wie sie irdische Herrscher einnehmen, zu hüten, warnte er sie auch: „Laßt euch nicht Rabbi nennen, denn einer ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid“ (Matth. 23:8-12; vgl. Luk. 22:25, 26).
Daß der Rat des Jakobus nötig war, wird durch die Worte des Apostels Paulus an Timotheus bestätigt, die in 1. Timotheus 1:3-7 zu finden sind. Es heißt dort: „. . . damit du gewissen Leuten gebietest, nicht eine andere Lehre zu lehren noch unwahren Geschichten und Geschlechtsregistern Aufmerksamkeit zu schenken, die zu nichts führen, sondern eher Fragen zur Nachforschung hervorrufen.“ Paulus schrieb daher weiter: „Das Ziel dieses Auftrages ist tatsächlich Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Indem einige von diesen Dingen abgewichen sind, haben sie sich eitlem Gerede zugewandt und wollen Gesetzeslehrer sein, begreifen aber weder die Dinge, die sie sagen, noch die Dinge, über die sie feste Behauptungen aufstellen.“ Solche „Gesetzeslehrer“ waren sehr dogmatisch und beeindruckten zweifellos ihre Zuhörer oft durch ihr selbstbewußtes Auftreten und ihre Beharrlichkeit. Doch wenn sie im Lichte des gesamten Wortes Gottes überprüft wurden, wie es in Apostelgeschichte 17:11 empfohlen wird, konnte man feststellen, daß sie falsche Lehrer waren (vgl. Apg. 15:1; 2. Kor. 11:5, 12, 13; 2. Tim. 4:1-4).
Angesichts der schweren Verantwortung sollte daher jeder, der den Wunsch hat, in der Versammlung als Lehrer zu dienen, seine Beweggründe sorgfältig überprüfen und seine Eignung demütig beurteilen (Röm. 12:3, 16). Er sollte erkennen, daß nicht nur Erkenntnis und Fähigkeiten, sondern auch echtes Geistiggesinntsein und Liebe zu Gott, seinem Wort und den Brüdern wesentliche Voraussetzungen sind (1. Kor. 13:1, 2, 4; 14:6, 26). In dieser Hinsicht sollte er sich — wie auch in jeder anderen Beziehung — nicht selbst empfehlen, sondern sich von anderen empfehlen lassen (2. Kor. 10:12, 18; vgl. Spr. 25:27; 27:2).
da ihr wißt, daß wir ein schwereres Gericht empfangen werden
Da ein Lehrer vor anderen steht, um sie zu unterweisen oder anzuleiten, wird von ihm mehr erwartet als von anderen. Sein Leben sollte vorbildlich sein. (Vergleiche Römer 2:21-24.) Er wird genauer beobachtet als andere Glieder der Versammlung. Das stimmt mit dem biblischen Grundsatz überein: „Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden; und wen man über vieles setzt, von dem wird man mehr als das Übliche verlangen“ (Luk. 12:48). Die Glieder der Versammlung erwarten von einem Lehrer logischerweise mehr als von anderen. Und wegen seiner größeren Verantwortung gegenüber seinen Glaubensbrüdern ist ein Lehrer auch Gott mehr Rechenschaft schuldig. Sein Einfluß wirkt sich mehr als der anderer zum Guten oder zum Schlechten aus. Gott richtet ihn entsprechend. Indem Jakobus „wir“ sagt, gibt er zu, daß er die gleiche Verantwortung vor dem unparteiischen Richter hat.
Wenn ein Mann in seinem Lehren Fehler begeht und dies verschiedenen Gliedern der Versammlung Probleme verursacht, wird er von Jehova Gott durch den Herrn Jesus Christus gerichtet werden. Jesus sagte: „Ich sage euch, daß die Menschen von jedem nutzlosen Ausspruch, den sie machen, am ,Gerichtstag‘ Rechenschaft geben werden; denn durch deine Worte wirst du gerechtgesprochen werden, und durch deine Worte wirst du verurteilt werden“ (Matth. 12:36, 37). Was jemand lehrt, wird ausschlaggebend sein für den Lohn, den er empfangen wird (Matth. 16:27; 2. Kor. 5:10). Daher sind für einen christlichen Lehrer Sorgfalt, Studium, Demut, Bescheidenheit und ein tiefes Verantwortungsgefühl erforderlich, das ihn veranlaßt, sich treu an Gottes Wort zu halten.
2 Denn wir alle straucheln oft. Wer nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, imstande, auch seinen ganzen Leib zu zügeln.
2 Denn wir alle straucheln oft
Jakobus stellt sich mit seinen Glaubensbrüdern demütig auf eine Stufe, wenn er sagt, alle würden dazu neigen, auf ihrem christlichen Lebensweg zu straucheln. Da alle Menschen, auch Lehrer, sündige Neigungen und Unvollkommenheiten haben, machen alle Fehler (Röm. 7:19-23; 1. Joh. 1:8). Das ist ein ernüchternder Gedanke. Eine der häufigsten und oft auch schädlichsten Formen des Strauchelns ist das Straucheln im Wort. Wegen dieser Gefahr sollte man beim Unterweisen sehr vorsichtig sein. Der Bibelkommentator J. H. Ropes fühlte sich zu der Äußerung bewogen: „Der Lehrberuf ist der schwierigste Lebensweg, den man sich vorstellen kann.“
Selbst vorbildliche Lehrer können straucheln; wieviel größer ist die Gefahr daher bei Männern, die gar nicht zum Lehren geeignet sind! Alle, die im Worte straucheln, können andere verletzen. Je mehr daher ein Lehrer irrt, desto mehr Schaden wird der ganzen Versammlung zugefügt.
Wer nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann
Jemand, der sein Reden völlig in der Gewalt hat und nicht mit seinen Lippen irrt, ist vollkommen. Wer sich so weit beherrschen kann, daß er keine falschen Ansichten, Gefühle und Leidenschaften zum Ausdruck bringt, hat vollständige, vollkommene Gewalt über sich. Wie Jakobus in diesem Vers zeigt, ist das keinem unvollkommenen Menschen möglich, denn „wir alle straucheln oft“. Nur Jesus Christus als vollkommener Mensch hatte völlige Gewalt über seine Zunge (Hebr. 7:26). Christen sollten jedoch ihr Bestes tun, um diesem Ziel so nahe wie möglich zu kommen. Sie wissen, daß sie dies nicht aus eigener Kraft erreichen können, und als Gottes Zeugen können sie natürlich auch nicht einfach schweigen. Aber sie vertrauen auf Gottes Geist und sinnen über den guten Rat seines Wortes nach. Sie bemühen sich, ihren Sinn auf das zu richten, „was irgend wahr, was irgend von ernsthaftem Interesse, . . . gerecht, . . . keusch, . . . liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt“ (Phil. 4:8). Sie vertrauen darauf, daß der heilige Geist ihnen hilft, ‘jeden Gedanken gefangenzunehmen, um ihn dem Christus gehorsam zu machen’, denn sie wissen, daß ‘der Mund aus der Fülle des Herzens redet’ (2. Kor. 10:5; Luk. 6:45; vergleiche Matthäus 15:18-20).
imstande, auch seinen ganzen Leib zu zügeln
Die Zunge ist das Glied des Körpers, das im allgemeinen unter der Menschheit am meisten Unheil gestiftet hat. Jakobus sagt daher, daß der Mann, der sie zügeln kann, auch alle anderen Glieder des Körpers in der Gewalt haben müßte.
3 Wenn wir den Pferden Zäume ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir auch ihren ganzen Körper.
3 Wenn wir den Pferden Zäume ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir auch ihren ganzen Körper
Dieser Vergleich zeigt, daß die Fähigkeit, die Zunge zu beherrschen, mit der Fähigkeit verbunden ist, den ganzen Körper zu beherrschen. Mit Hilfe eines kleinen Zaumes, dessen Gebiß die Pferde im Maul tragen, können Menschen diese kräftigen Tiere, selbst feurige Pferde, in die gewünschte Richtung lenken. Natürlich muß der Reiter auch die am Zaum befestigten Zügel fest in der Hand haben. In ähnlicher Weise können Menschen die anderen Teile des Körpers und deren Neigung zum Sündigen beherrschen, wenn sie die Zunge beherrschen. Soweit es ihre Unvollkommenheit zuläßt, sollten sie sich ernsthaft bemühen, dies zu tun.
4 Seht! Selbst Schiffe, so groß sie auch sind und obwohl sie von starken Winden getrieben werden, werden durch ein sehr kleines Steuerruder dorthin gelenkt, wohin die Neigung des Steuermannes will.
4 Seht! Selbst Schiffe, so groß sie auch sind
Dieser Vergleich soll einen ähnlichen Gedanken ausdrücken, doch diesmal wird der Nachdruck besonders auf den Größenunterschied gelegt. Ein Schiff ist wesentlich größer als sein Steuerruder, wie Jakobus dies als nächstes zeigt. Offensichtlich in Übereinstimmung mit dem Grundsatz des mosaischen Gesetzes, daß jede Angelegenheit durch den Mund von mindestens zwei Zeugen bestätigt werden muß, führt Jakobus zwei Vergleiche an, um seine Äußerung zu bestätigen und zu erläutern, nämlich daß jemand auch seinen ganzen Körper beherrschen könnte, wenn er in der Lage wäre, seine Zunge vollkommen zu beherrschen (2. Kor. 13:1; 5. Mose 17:6).
und obwohl sie von starken Winden getrieben werden, werden durch ein sehr kleines Steuerruder dorthin gelenkt, wohin die Neigung des Steuermannes will
Ein Schiff ist der Gewalt starker Winde und Wellen ausgesetzt. Doch wird sein Kurs nicht durch diese Naturgewalten, sondern durch das Steuerruder bestimmt, das vom Steuermann betätigt wird. Somit übt das kleine Steuerruder, durch den festen Griff des Steuermannes bewegt, Gewalt über das ganze Schiff aus. Obwohl das Schiff von mächtigen Naturgewalten wie der See und dem Wind beeinflußt wird, kann das verhältnismäßig kleine Steuerruder benutzt werden, um diese Gewalten auszugleichen.