ein Buch, das die WT-Gesellschaft 1979 veröffentlicht hat und das leider nicht mehr publiziert wird.
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16 Bekennt also einander offen eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Flehen eines Gerechten hat, wenn es wirksam ist, viel Kraft.
Welch ein Ansporn, ‘Sünden einander offen zu bekennen’, ist es doch, wenn der aufrichtig bereuende Sünder weiß, daß diejenigen, denen er seine Sünde bekennt, in erster Linie daran interessiert sind, ihm zu helfen, von seiner geistigen Krankheit geheilt zu werden! Ganz anders wäre es dagegen, wenn der Bereuende das Gefühl hätte, die Ältesten würden ihn automatisch so behandeln, als verdiene er es, vor der ganzen Versammlung als jemand, der ‘Sünde treibt’, getadelt zu werden. Dadurch könnte eine Schranke zwischen den Hirten der Versammlung und demjenigen errichtet werden, der dringend ihre Hilfe braucht, um nicht tiefer in die Sünde verstrickt zu werden. Hat er aber das Vertrauen, daß die Ältesten seinen aufrichtigen Wunsch berücksichtigen, sich von der verkehrten Handlungsweise oder Einstellung abzuwenden und nie wieder zurückzufallen, dann wird ihn dies bestimmt anspornen, die älteren Männer um Beistand zu bitten und auf ihre Hilfe so zu reagieren wie ein krankes Schaf auf die Bemühungen seines gewissenhaften Hirten. (Vergleiche Psalm 23:1-5 mit Hesekiel 34:4.)
Die Zeitform der hier verwandten griechischen Verben bezeichnet eine Handlung als fortdauernd und gibt daher dem Vers folgenden Sinn: „Macht es euch zur Gewohnheit, einander offen eure Sünden zu bekennen.“ Deshalb heißt es in TheNewTestamentinModernEnglish von Phillips: „Ihr solltet es euch zur Gewohnheit machen, gegenseitig eure Sünden zuzugeben.“
Jakobus hat sich vorher mit Angelegenheiten befaßt, die das familienähnliche Interesse und die herzliche Anteilnahme veranschaulichen, die in der Christenversammlung als Bruderschaft vorhanden sein sollten. Wenn eine solch gute geistige Atmosphäre herrscht, sollten die Glieder der Versammlung tatsächlich so viel Vertrauen zueinander haben, daß sie sich frei fühlen, sich zu äußern, und dieses Vertrauen kann besonders dann kundwerden, wenn es darum geht, Fehler und verkehrte Handlungen zuzugeben. Die Bibel zeigt, daß Christen Freimut der Rede gegenüber Gott haben und ihm ihre Bitten und Probleme vortragen können und sollten, denn sie haben einen liebevollen Vater und einen barmherzigen, verständnisvollen Helfer beim Vater, Gottes Sohn (Hebr. 2:17, 18; 4:14-16; 1. Joh. 2:1, 2; 3:19-21; 4:17-19). Was in den himmlischen Höfen der Fall ist, sollte sich auch im irdischen Bereich der Diener Gottes widerspiegeln.
Mit diesem gegenseitigen Bekennen von Sünden ist keine Beichtvorkehrung gemeint, bei der jemand verpflichtet ist, einen Beichtvater aufzusuchen und alle seine Sünden zu bekennen, um eine Absolution oder Lossprechung von Sünden zu erhalten. Obwohl Jakobus bereits vorher die Versammlungsältesten ausdrücklich in Verbindung mit Kranken, die Hilfe benötigen, erwähnt hat, sagt er hier: „Bekennt also einander offen eure Sünden.“ Er beschränkt dies somit nicht auf bestimmte Personen innerhalb der Versammlung. Natürlich wird jemand, der seine Sünden bekennen möchte, eine Person aufsuchen, die ihm in geistiger Hinsicht wirklich helfen kann. Zweifellos hat er nicht nur den Wunsch, sich zu erleichtern, sondern möchte auch, daß ihm jemand Rat gibt und für ihn betet. In Galater 6:1, 2 ist die Rede davon, daß jemand, der einen Fehltritt tut, von „geistig Befähigten“ zurechtgebracht werden sollte, also von Personen, die in der Lage sind, dies zu tun. Die Ältesten sollten diese Befähigung haben, und auch andere in der Versammlung mögen sie haben. Eine Frau beispielsweise mag bei einer christlichen Schwester Hilfe suchen, vielleicht bei einer Schwester, die älter ist als sie, wie dies aus dem Rat des Apostels Paulus an Titus (2:3-5) hervorgeht. Folglich sind nicht nur einige wenige berechtigt, Hilfe zu leisten; wichtig ist, daß der Helfende ‘geistig befähigt’ ist. Jakobus zeigt, daß das Ziel und das Ergebnis dieses demütigen Suchens um Hilfe darin bestehen sollte, daß jemand sein brüderliches (oder schwesterliches) Interesse zum Ausdruck bringt, indem er für denjenigen, der seine Sünde bekennt, bei Jehova Fürbitte einlegt.
Der Ausdruck „einander“ ist sehr angebracht, da sich alle ihre sündige Natur ehrlich eingestehen müssen und daher niemand Grund hat, stolz zu sein oder sich überlegen zu fühlen, wenn er einem Irrenden zu Hilfe kommt. (Vergleiche Lukas 18:9-14; 1. Johannes 1:8-10.) Statt daß sich jemand überlegen fühlt, sollte ein gegenseitiges Erbarmen vorhanden sein, da alle ihre eigenen Schwächen und Fehler haben. Derjenige, der jetzt Hilfe bietet, sollte sich dessen bewußt sein, daß er eines Tages selbst Hilfe benötigen mag. Ein solch offenes Bekenntnis von Sünden verlangt nicht nur Demut, sondern kann einen auch daran hindern zu sündigen. Es bewahrt einen davor, etwas im geheimen zu tun und dadurch des Rates anderer verlustig zu gehen, der eine ausgleichende Wirkung haben könnte.
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Jemand, der wegen einer Sünde geistig krank oder entmutigt ist, kann einen anderen Bruder bitten, für ihn zu beten, damit er geistig geheilt wird. Vielleicht behindert ihn die Sünde in seinem Freimut der Rede, so daß er sich Gott nicht mehr im Gebet nahen kann. (Vergleiche Klagelieder 3:44.) Außerdem mag er auch physisch krank sein. Tatsächlich kann seine Krankheit teilweise auf einen geistigen Mangel zurückzuführen sein. Die Fürbitten seines Bruders mögen ihm daher nicht nur in geistigem, sondern auch in physischem Sinne helfen.
Jakobus legt viel Wert auf das Gebet, besonders auf Fürbitten für andere. Er ermuntert die Versammlung, gegenseitigen Fürbitten noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Des Apostel Paulus befürwortet ebenfalls Fürbitten. Er schreibt: „Ich ermahne daher vor allem, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen in bezug auf Menschen von allen Arten dargebracht werden“ (1. Tim. 2:1). Paulus bat die Versammlungen darum, für ihn und seine Mitarbeiter zu beten (2. Thess. 3:1; Kol. 4:2-4). Jakobus spricht von einem „Gerechten“; das könnte irgend jemand in der Versammlung sein, der wahren Glauben an Gott und an den Herrn Jesus Christus hat und daher von Gott als gerecht erachtet wird.
Ein Gebet hat Kraft. Es kann bei Gott viel bewirken. Jemand, der in Gottes Augen gerecht ist, wird von ihm anerkannt, und seine Gebete finden Gehör. Der Apostel Petrus schrieb: „Die Augen Jehovas sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihr Flehen“ (1. Petr. 3:12). Der Apostel Johannes beschrieb die Wirksamkeit des Gebets mit folgenden Worten: „Dies ist die Zuversicht, die wir ihm gegenüber haben, daß er uns hört, ungeachtet dessen, was wir gemäß seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen, daß er uns in dem, worum irgend wir bitten, hört, wissen wir, daß wir die erbetenen Dinge haben werden, da wir sie von ihm erbeten haben“ (1. Joh. 5:14, 15). Und daß die Gebete für einen Bruder Leben bedeuten können, zeigt Johannes mit den Worten: „Wenn jemand seinen Bruder beim Begehen einer Sünde erblickt, die nicht den Tod nach sich zieht, so wird er bitten, und er wird ihm Leben geben“ (1. Joh. 5:16). Daher sollte jeder in der Versammlung (Johannes sagt „jemand“) dieses liebevolle Interesse an einem Irrenden bekunden und für ihn beten.
Jakobus führt nun ein eindrucksvolles Beispiel dafür an, daß das Gebet eines Gerechten viel Kraft hat, und er erklärt, daß jedes Glied der Versammlung, das Gottes Wohlgefallen hat, von der Wirksamkeit seiner Gebete überzeugt sein kann. Auch derjenige, der die Fürbitte benötigt, kann diese Überzeugung haben. Jakobus schreibt:
17 Elia war ein Mensch mit Gefühlen gleich den unseren, und doch betete er im Gebet, daß es nicht regnen möge; und es regnete drei Jahre und sechs Monate lang nicht auf das Land.
17EliawareinMenschmitGefühlengleichdenunseren
Jakobus verweist wahrscheinlich deshalb auf das Beispiel Elias, weil Elia bei den Juden in hoher Achtung stand. Einige von ihnen glaubten, Jesus sei der zurückgekehrte Elia (Matth. 16:14). Man hielt Elia für den Repräsentanten der gesamten Linie der Propheten. (In dieser Eigenschaft erschien er in der Umgestaltungsvision [Mark. 9:4].) Als Jesus am Stamm sterbend ausrief: „Eli,Eli,lamasabachthani?“ („Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“), dachten die Juden, er rufe Elia (Mark. 15:34, 35). Jakobus sagt, Elia sei ein Mensch mit Gefühlen gleich den unseren gewesen. Das heißt, obwohl Elia ein Prophet war und die Macht hatte, Wunder zu wirken, hatte er die gleichen menschlichen Gefühle, Schwächen und Empfindungen wie alle anderen Menschen auch. Er verkündigte nämlich nicht immer inspirierte Prophezeiungen und wirkte nicht immer Wunder, doch wenn er es tat, so tat er es nicht aus eigener Kraft oder weil er ein guter Mensch war, sondern weil Gottes Geist mit ihm war. (Vergleiche 1. Könige 17:20-22.) Wenn schon Elia, den die Juden so hoch achteten, Gefühle wie alle anderen Menschen hatte, dann traf das logischerweise auf alle Propheten zu. Sie waren keine Übermenschen. (Vergleiche Apostelgeschichte 14:15, wo der Apostel Paulus und Barnabas von sich sprechen.)
Petrus und Johannes waren ebenfalls Menschen mit Gefühlen gleich den unseren. Daher sagte Petrus zu der Volksmenge, die gesehen hatte, wie sie einen Lahmen heilten: „Männer von Israel, warum wundert ihr euch hierüber, oder warum schaut ihr uns unverwandt an, als hätten wir durchunsereeigeneKraft oder Gottergebenheit bewirkt, daß er gehen kann?“ (Apg. 3:12). Petrus und Johannes hatten keine besondere Kraft in sich, und ihre Fähigkeit zu heilen beruhte nicht darauf, daß sie besonders „gute“ oder fromme Menschen waren. Christus hatte ihnen die Kraft gegeben, den Mann zu heilen, weil sie andenNamenJesuChristiglaubten. Folglich kann jeder Gerechte in der Versammlung einem anderen durch seine Gebete helfen.
unddochbeteteerimGebet,daßesnichtregnenmöge
In den Hebräischen Schriften wird nicht ausdrücklich erwähnt, daß Elia darum betete, daß es nicht regnen möge, obwohl er die Dürre im voraus ankündigte (1. Kö. 17:1). Aber Elia war ein Mann des Gebets, der Gott auch in der Auseinandersetzung mit den Baalspropheten hinsichtlich der Feuerprobe um Hilfe anflehte und erhört wurde, indem Gott ein Wunder wirkte (1. Kö. 18:36-38). Gemäß 1. Könige 18:1 verhieß Jehova, daß er es wieder regnen lassen werde. Das war für Elia eine Ermunterung, um das Ende der Dürre zu beten. Und daß Elia tatsächlich betete, wird in 1. Könige 18:42 angedeutet: „Was Elia betrifft, so stieg er auf den Gipfel des Karmel und kauerte sich zur Erde nieder und hielt sein Angesicht zwischen seine Knie gelegt.“ Gewiß vollbrachten alle Propheten ihre Taten im Namen Gottes und aufgrund ihres Glaubens an Gott und ihres Verhältnisses zu ihm. Das Beispiel Elias, der darum betete, daß es nicht regnen möge, und später, daß es wieder regnen möge, ist sehr eindrucksvoll. Jakobus war von Gott inspiriert und irrte sich daher nicht, wenn er das Wunder der Macht des Gebets zuschrieb.
Jakobus spricht hier davon, daß es dreieinhalb Jahre lang nicht regnete. In dem Bericht in 1. Könige 18:1 heißt es, daß der Regen im „dritten Jahr“ kam. Das bezog sich möglicherweise auf das dritte Jahr der tatsächlichen Dürre. Die Trockenzeit in Israel dauert sechs Monate, von April bis September. Es scheint daher, daß auf diese reguläre Trockenzeit drei Jahre ständiger Dürre folgten, so daß es insgesamt dreieinhalb Jahre lang nicht regnete. Der Regenselbst hatte dreieinhalb Jahre zuvor aufgehört, und so vergingen vom letzten bis zum neuen Regen tatsächlich dreieinhalb Jahre. Doch während man die Dürre von der Zeit an zählen könnte, wo der Regen aufhörte, wurde sie wahrscheinlich erst dann bemerkt und als schmerzlich empfunden, als die Ströme zu vertrocknen begannen und das Wasser knapp wurde, was vielleicht ein halbes Jahr später der Fall war. Obwohl der Regen aufgehört hatte, konnten die Bewohner noch eine Zeitlang von der Ernte des vorhergehenden Jahres leben, bevor sie die Dürre wirklich verspürten; und das mag der Grund dafür sein, weshalb in 1. Könige 18:1 vom dritten und nicht vom vierten Jahr die Rede ist. Die beste Autorität haben wir in Jesus Christus, der sagte, daß „der Himmel drei Jahre und sechs Monate verschlossen war, so daß eine große Hungersnot über das ganze Land kam“ (Luk. 4:25).
18 Und er betete wieder, und der Himmel gab Regen, und das Land brachte seine Frucht hervor.
Durch dieses bemerkenswerte Beispiel veranschaulicht Jakobus die große Macht, die das Gebet eines jeden Gerechten hat, der in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes betet.
19 Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit weg in die Irre geführt ist, und ein anderer bringt ihn zur Umkehr,
Das Wort „Wahrheit“ bezieht sich sowohl auf die Lehre als auch auf das sittliche Verhalten. Das, was wir im Herzen in bezug auf Gott und Christus glauben, macht uns zu dem, was wir als Christen sind. Die wahre Lehre über Gott und Christus geht dem sittlichen Verhalten voraus, ja das gesamte richtige sittliche Verhalten beruht darauf. Jesus sagte: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich [oder: „dich erkennen“], den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus“ (Joh. 17:3). Jakobus sieht Gottes Wort als Wahrheit an, und so enthält das geschriebene Wort heute die gesamte für Christen notwendige Wahrheit. Er schreibt, gesalbte Christen seien „durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht“ worden, damit sie „eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien“ (Jak. 1:18).
Ein Christ mag sich vom Wege der Wahrheit entfernen. Obwohl er „vom Tode zum Leben übergegangen“ ist, kann es passieren, daß er in Richtung Finsternis und Tod zurücktreibt (1. Joh. 3:14). Jeder Christ — nicht nur die Ältesten — ist verpflichtet, ihm zu helfen, wieder zurückzufinden. Paulus fordert uns auf: „Brüder, wenn auch ein Mensch einen Fehltritt tut, ehe er es gewahr wird, so versucht ihr, die geistig Befähigten, einen solchen Menschen im Geiste der Milde wieder zurechtzubringen, während du dich selbst im Auge behältst, damit nicht auch du versucht werdest“ (Gal. 6:1). Mit dem Rat, Irregeführten zu helfen, setzt Jakobus sein abschließendes Thema über die Bedeutung und die Macht des Gebets fort. Wer einem Irrenden helfen möchte, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen, muß gewissenhaft Gottes Wort anwenden und ernsthaft zu Jehova beten. Erhält der Betreffende keine Hilfe, mag er so weit gehen, daß er nicht mehr bereuen kann. Er hat dann nicht mehr den Wunsch, zu bereuen und zur wahren Anbetung Gottes zurückzukehren, und dieser Wunsch kann nicht wieder geweckt werden (Hebr. 6:4-8; 10:26-29).
undeinandererbringtihnzurUmkehr
Ein Christ, der von der Wahrheit weg in die Irre geführt worden ist, entweder durch eine eigene falsche Lehrmeinung oder durch jemand anders oder durch eine sittliche Verfehlung, befindet sich in einer gefährlichen Lage. Der Ausdruck „bringt ihn zur Umkehr“ zeigt, daß es hier nicht um einen Sünder geht, der noch ein Teil der Welt ist und die Wahrheit nie angenommen hat; vielmehr geht es um einen Christen, der von der Wahrheit abgewichen ist, an die er einmal geglaubt und nach der er einmal gehandelt hat.
Jesus war um seine Jünger so besorgt, wie wir umeinander besorgt sein sollten. Nachdem er Petrus erklärt hatte, daß Satan die Apostel wie Weizen sichten wolle, und bevor er darauf hinwies, daß Petrus ihn verleugnen werde, sagte er: „Ich aber habe für dich gefleht, daß dein Glaube nicht nachlasse; und du, bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder“ (Luk. 22:32). In diesem Vers kommt das gleiche griechische Wort vor, das auch Jakobus in Verbindung mit der geistigen Gesundung eines Irrenden gebrauchte. Es ist wirklich ein Zeichen von Liebe, einem Sünder zur Umkehr zu verhelfen.
20 so wißt, daß der, der einen Sünder vom Irrtum seines Weges zurückführt, seine Seele vom Tode retten und eine Menge von Sünden bedecken wird.
Der Ausdruck „so wißt“ betont die Bedeutung und Wichtigkeit der Bemühungen, einen Sünder zurückzugewinnen. Das ist etwas, dessen wir uns wirklich völlig bewußt sein sollten. Mit der Seele, die vom Tode gerettet wird, ist der Sünder gemeint, nicht der Helfende. Es stimmt zwar, daß wir aus unserer guten Tat Nutzen ziehen, doch wir können nicht durch Werke unsere Seele vom Tode retten. Nur das Sühnopfer Jesu Christi kann dies tun. Es gibt dafür keinen Ersatz (Apg. 4:12). Der Gerettete war auf dem Weg des Todes; er war in großer Gefahr zu sterben, und zwar geistig zu sterben, und das hätte für ihn den ewigen Tod bedeutet. Dadurch, daß der Christ dem Sünder Liebe erweist, ihm Rat gibt, für ihn betet und ihm sonstwie hilft und ihn so zur Umkehr bewegt, sorgt er dafür, daß der Sünder unter dem Sühnopfer Christi bleibt und somit vor der Verurteilung und dem Tod bewahrt bleibt.
undeineMengevonSündenbedeckenwird
Bei den Sünden, die bedeckt werden, handelt es sich um die Sünden des Irrenden. Jehova bat die Israeliten inständig, zu ihm zurückzukehren, damit ihre Sünden, wenn sie sich auch wie Scharlach erweisen sollten, so weiß würden wie Schnee und, wenn sie auch rot sein sollten wie Karmesintuch, sogar wie Wolle würden (Jes. 1:18). Demjenigen, der den Sünder zurückgewinnt, werden dadurch nicht die Sünden vergeben. Seine Sünden können nur vergeben werden, wenn er sie Gott bekennt und aufgrund des Opfers Christi um Vergebung betet. Der Apostel Petrus schrieb: „Liebe deckt eine Menge von Sünden zu.“ Gemeint sind damit die Sünden dessen, dem liebevolle Hilfe geboten wird (1. Petr. 4:8).
Würden wir denken, unsere eigenen Sünden würden bedeckt oder zugedeckt werden, wenn wir einem Bruder auf diese Weise helfen, so könnten wir zu dem Schluß kommen, daß wir unsere eigene Gerechtigkeit bewirken könnten, und das wäre ein schwerwiegender Fehler. (Vergleiche Römer 10:2, 3.) Wir würden dann das große Sühnewerk Jesu Christi nicht mehr deutlich sehen und uns einbilden, wir könnten aufgrund unseres eigenen Verdienstes gerettet werden statt aufgrund unseres Glaubens an Jesus Christus.
Wer seinen Bruder liebt, wird dessen Sünden zudecken, indem er sie nicht bekanntmacht (Spr. 10:12). Diese Art des Zudeckens meint Jakobus jedoch nicht. Er meint, daß Gott, der zarten Erbarmens ist, jemanden erhören wird, der, nachdem er von der Wahrheit abgeirrt ist, von seinem Bruder zurechtgewiesen wird, die Verkehrtheit seiner Handlungsweise erkennt, umkehrt und bereut und Gott bittet, ihm zu vergeben und ihn wieder anzunehmen. Der geistig Geheilte wird dann das erleben, was David beschrieb: „Glücklich ist der, dessen Auflehnung verziehen ist, dessenSündezugedecktist. Glücklich ist der Mensch, dem Jehova Vergehung nicht zurechnet“ (Ps. 32:1, 2). Natürlich sieht es Gott, wenn sich jemand liebevoll um einen anderen bemüht, und gewiß wird er ihn dafür belohnen (2. Kor. 5:10; vergleiche Kolosser 3:23, 24; Lukas 14:13, 14).
Mit dieser abschließenden Darlegung über den Wert des Gebets und über die tiefe Liebe, die alle Glieder der Versammlung zueinander haben müssen, beendet Jakobus seinen ausgezeichneten Brief.
16 Bekennt also einander offen eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Flehen eines Gerechten hat, wenn es wirksam ist, viel Kraft.
16 Bekennt also einander offen eure Sünden, und betet füreinander
Welch ein Ansporn, ‘Sünden einander offen zu bekennen’, ist es doch, wenn der aufrichtig bereuende Sünder weiß, daß diejenigen, denen er seine Sünde bekennt, in erster Linie daran interessiert sind, ihm zu helfen, von seiner geistigen Krankheit geheilt zu werden! Ganz anders wäre es dagegen, wenn der Bereuende das Gefühl hätte, die Ältesten würden ihn automatisch so behandeln, als verdiene er es, vor der ganzen Versammlung als jemand, der ‘Sünde treibt’, getadelt zu werden. Dadurch könnte eine Schranke zwischen den Hirten der Versammlung und demjenigen errichtet werden, der dringend ihre Hilfe braucht, um nicht tiefer in die Sünde verstrickt zu werden. Hat er aber das Vertrauen, daß die Ältesten seinen aufrichtigen Wunsch berücksichtigen, sich von der verkehrten Handlungsweise oder Einstellung abzuwenden und nie wieder zurückzufallen, dann wird ihn dies bestimmt anspornen, die älteren Männer um Beistand zu bitten und auf ihre Hilfe so zu reagieren wie ein krankes Schaf auf die Bemühungen seines gewissenhaften Hirten. (Vergleiche Psalm 23:1-5 mit Hesekiel 34:4.)
Die Zeitform der hier verwandten griechischen Verben bezeichnet eine Handlung als fortdauernd und gibt daher dem Vers folgenden Sinn: „Macht es euch zur Gewohnheit, einander offen eure Sünden zu bekennen.“ Deshalb heißt es in The New Testament in Modern English von Phillips: „Ihr solltet es euch zur Gewohnheit machen, gegenseitig eure Sünden zuzugeben.“
Jakobus hat sich vorher mit Angelegenheiten befaßt, die das familienähnliche Interesse und die herzliche Anteilnahme veranschaulichen, die in der Christenversammlung als Bruderschaft vorhanden sein sollten. Wenn eine solch gute geistige Atmosphäre herrscht, sollten die Glieder der Versammlung tatsächlich so viel Vertrauen zueinander haben, daß sie sich frei fühlen, sich zu äußern, und dieses Vertrauen kann besonders dann kundwerden, wenn es darum geht, Fehler und verkehrte Handlungen zuzugeben. Die Bibel zeigt, daß Christen Freimut der Rede gegenüber Gott haben und ihm ihre Bitten und Probleme vortragen können und sollten, denn sie haben einen liebevollen Vater und einen barmherzigen, verständnisvollen Helfer beim Vater, Gottes Sohn (Hebr. 2:17, 18; 4:14-16; 1. Joh. 2:1, 2; 3:19-21; 4:17-19). Was in den himmlischen Höfen der Fall ist, sollte sich auch im irdischen Bereich der Diener Gottes widerspiegeln.
Mit diesem gegenseitigen Bekennen von Sünden ist keine Beichtvorkehrung gemeint, bei der jemand verpflichtet ist, einen Beichtvater aufzusuchen und alle seine Sünden zu bekennen, um eine Absolution oder Lossprechung von Sünden zu erhalten. Obwohl Jakobus bereits vorher die Versammlungsältesten ausdrücklich in Verbindung mit Kranken, die Hilfe benötigen, erwähnt hat, sagt er hier: „Bekennt also einander offen eure Sünden.“ Er beschränkt dies somit nicht auf bestimmte Personen innerhalb der Versammlung. Natürlich wird jemand, der seine Sünden bekennen möchte, eine Person aufsuchen, die ihm in geistiger Hinsicht wirklich helfen kann. Zweifellos hat er nicht nur den Wunsch, sich zu erleichtern, sondern möchte auch, daß ihm jemand Rat gibt und für ihn betet. In Galater 6:1, 2 ist die Rede davon, daß jemand, der einen Fehltritt tut, von „geistig Befähigten“ zurechtgebracht werden sollte, also von Personen, die in der Lage sind, dies zu tun. Die Ältesten sollten diese Befähigung haben, und auch andere in der Versammlung mögen sie haben. Eine Frau beispielsweise mag bei einer christlichen Schwester Hilfe suchen, vielleicht bei einer Schwester, die älter ist als sie, wie dies aus dem Rat des Apostels Paulus an Titus (2:3-5) hervorgeht. Folglich sind nicht nur einige wenige berechtigt, Hilfe zu leisten; wichtig ist, daß der Helfende ‘geistig befähigt’ ist. Jakobus zeigt, daß das Ziel und das Ergebnis dieses demütigen Suchens um Hilfe darin bestehen sollte, daß jemand sein brüderliches (oder schwesterliches) Interesse zum Ausdruck bringt, indem er für denjenigen, der seine Sünde bekennt, bei Jehova Fürbitte einlegt.
Der Ausdruck „einander“ ist sehr angebracht, da sich alle ihre sündige Natur ehrlich eingestehen müssen und daher niemand Grund hat, stolz zu sein oder sich überlegen zu fühlen, wenn er einem Irrenden zu Hilfe kommt. (Vergleiche Lukas 18:9-14; 1. Johannes 1:8-10.) Statt daß sich jemand überlegen fühlt, sollte ein gegenseitiges Erbarmen vorhanden sein, da alle ihre eigenen Schwächen und Fehler haben. Derjenige, der jetzt Hilfe bietet, sollte sich dessen bewußt sein, daß er eines Tages selbst Hilfe benötigen mag. Ein solch offenes Bekenntnis von Sünden verlangt nicht nur Demut, sondern kann einen auch daran hindern zu sündigen. Es bewahrt einen davor, etwas im geheimen zu tun und dadurch des Rates anderer verlustig zu gehen, der eine ausgleichende Wirkung haben könnte.
damit ihr geheilt werdet
Jemand, der wegen einer Sünde geistig krank oder entmutigt ist, kann einen anderen Bruder bitten, für ihn zu beten, damit er geistig geheilt wird. Vielleicht behindert ihn die Sünde in seinem Freimut der Rede, so daß er sich Gott nicht mehr im Gebet nahen kann. (Vergleiche Klagelieder 3:44.) Außerdem mag er auch physisch krank sein. Tatsächlich kann seine Krankheit teilweise auf einen geistigen Mangel zurückzuführen sein. Die Fürbitten seines Bruders mögen ihm daher nicht nur in geistigem, sondern auch in physischem Sinne helfen.
Das Flehen eines Gerechten hat, wenn es wirksam ist, viel Kraft
Jakobus legt viel Wert auf das Gebet, besonders auf Fürbitten für andere. Er ermuntert die Versammlung, gegenseitigen Fürbitten noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Des Apostel Paulus befürwortet ebenfalls Fürbitten. Er schreibt: „Ich ermahne daher vor allem, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen in bezug auf Menschen von allen Arten dargebracht werden“ (1. Tim. 2:1). Paulus bat die Versammlungen darum, für ihn und seine Mitarbeiter zu beten (2. Thess. 3:1; Kol. 4:2-4). Jakobus spricht von einem „Gerechten“; das könnte irgend jemand in der Versammlung sein, der wahren Glauben an Gott und an den Herrn Jesus Christus hat und daher von Gott als gerecht erachtet wird.
Ein Gebet hat Kraft. Es kann bei Gott viel bewirken. Jemand, der in Gottes Augen gerecht ist, wird von ihm anerkannt, und seine Gebete finden Gehör. Der Apostel Petrus schrieb: „Die Augen Jehovas sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihr Flehen“ (1. Petr. 3:12). Der Apostel Johannes beschrieb die Wirksamkeit des Gebets mit folgenden Worten: „Dies ist die Zuversicht, die wir ihm gegenüber haben, daß er uns hört, ungeachtet dessen, was wir gemäß seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen, daß er uns in dem, worum irgend wir bitten, hört, wissen wir, daß wir die erbetenen Dinge haben werden, da wir sie von ihm erbeten haben“ (1. Joh. 5:14, 15). Und daß die Gebete für einen Bruder Leben bedeuten können, zeigt Johannes mit den Worten: „Wenn jemand seinen Bruder beim Begehen einer Sünde erblickt, die nicht den Tod nach sich zieht, so wird er bitten, und er wird ihm Leben geben“ (1. Joh. 5:16). Daher sollte jeder in der Versammlung (Johannes sagt „jemand“) dieses liebevolle Interesse an einem Irrenden bekunden und für ihn beten.
Jakobus führt nun ein eindrucksvolles Beispiel dafür an, daß das Gebet eines Gerechten viel Kraft hat, und er erklärt, daß jedes Glied der Versammlung, das Gottes Wohlgefallen hat, von der Wirksamkeit seiner Gebete überzeugt sein kann. Auch derjenige, der die Fürbitte benötigt, kann diese Überzeugung haben. Jakobus schreibt:
17 Elia war ein Mensch mit Gefühlen gleich den unseren, und doch betete er im Gebet, daß es nicht regnen möge; und es regnete drei Jahre und sechs Monate lang nicht auf das Land.
17 Elia war ein Mensch mit Gefühlen gleich den unseren
Jakobus verweist wahrscheinlich deshalb auf das Beispiel Elias, weil Elia bei den Juden in hoher Achtung stand. Einige von ihnen glaubten, Jesus sei der zurückgekehrte Elia (Matth. 16:14). Man hielt Elia für den Repräsentanten der gesamten Linie der Propheten. (In dieser Eigenschaft erschien er in der Umgestaltungsvision [Mark. 9:4].) Als Jesus am Stamm sterbend ausrief: „Eli, Eli, lama sabachthani?“ („Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“), dachten die Juden, er rufe Elia (Mark. 15:34, 35). Jakobus sagt, Elia sei ein Mensch mit Gefühlen gleich den unseren gewesen. Das heißt, obwohl Elia ein Prophet war und die Macht hatte, Wunder zu wirken, hatte er die gleichen menschlichen Gefühle, Schwächen und Empfindungen wie alle anderen Menschen auch. Er verkündigte nämlich nicht immer inspirierte Prophezeiungen und wirkte nicht immer Wunder, doch wenn er es tat, so tat er es nicht aus eigener Kraft oder weil er ein guter Mensch war, sondern weil Gottes Geist mit ihm war. (Vergleiche 1. Könige 17:20-22.) Wenn schon Elia, den die Juden so hoch achteten, Gefühle wie alle anderen Menschen hatte, dann traf das logischerweise auf alle Propheten zu. Sie waren keine Übermenschen. (Vergleiche Apostelgeschichte 14:15, wo der Apostel Paulus und Barnabas von sich sprechen.)
Petrus und Johannes waren ebenfalls Menschen mit Gefühlen gleich den unseren. Daher sagte Petrus zu der Volksmenge, die gesehen hatte, wie sie einen Lahmen heilten: „Männer von Israel, warum wundert ihr euch hierüber, oder warum schaut ihr uns unverwandt an, als hätten wir durch unsere eigene Kraft oder Gottergebenheit bewirkt, daß er gehen kann?“ (Apg. 3:12). Petrus und Johannes hatten keine besondere Kraft in sich, und ihre Fähigkeit zu heilen beruhte nicht darauf, daß sie besonders „gute“ oder fromme Menschen waren. Christus hatte ihnen die Kraft gegeben, den Mann zu heilen, weil sie an den Namen Jesu Christi glaubten. Folglich kann jeder Gerechte in der Versammlung einem anderen durch seine Gebete helfen.
und doch betete er im Gebet, daß es nicht regnen möge
In den Hebräischen Schriften wird nicht ausdrücklich erwähnt, daß Elia darum betete, daß es nicht regnen möge, obwohl er die Dürre im voraus ankündigte (1. Kö. 17:1). Aber Elia war ein Mann des Gebets, der Gott auch in der Auseinandersetzung mit den Baalspropheten hinsichtlich der Feuerprobe um Hilfe anflehte und erhört wurde, indem Gott ein Wunder wirkte (1. Kö. 18:36-38). Gemäß 1. Könige 18:1 verhieß Jehova, daß er es wieder regnen lassen werde. Das war für Elia eine Ermunterung, um das Ende der Dürre zu beten. Und daß Elia tatsächlich betete, wird in 1. Könige 18:42 angedeutet: „Was Elia betrifft, so stieg er auf den Gipfel des Karmel und kauerte sich zur Erde nieder und hielt sein Angesicht zwischen seine Knie gelegt.“ Gewiß vollbrachten alle Propheten ihre Taten im Namen Gottes und aufgrund ihres Glaubens an Gott und ihres Verhältnisses zu ihm. Das Beispiel Elias, der darum betete, daß es nicht regnen möge, und später, daß es wieder regnen möge, ist sehr eindrucksvoll. Jakobus war von Gott inspiriert und irrte sich daher nicht, wenn er das Wunder der Macht des Gebets zuschrieb.
und es regnete drei Jahre und sechs Monate lang nicht auf das Land
Jakobus spricht hier davon, daß es dreieinhalb Jahre lang nicht regnete. In dem Bericht in 1. Könige 18:1 heißt es, daß der Regen im „dritten Jahr“ kam. Das bezog sich möglicherweise auf das dritte Jahr der tatsächlichen Dürre. Die Trockenzeit in Israel dauert sechs Monate, von April bis September. Es scheint daher, daß auf diese reguläre Trockenzeit drei Jahre ständiger Dürre folgten, so daß es insgesamt dreieinhalb Jahre lang nicht regnete. Der Regen selbst hatte dreieinhalb Jahre zuvor aufgehört, und so vergingen vom letzten bis zum neuen Regen tatsächlich dreieinhalb Jahre. Doch während man die Dürre von der Zeit an zählen könnte, wo der Regen aufhörte, wurde sie wahrscheinlich erst dann bemerkt und als schmerzlich empfunden, als die Ströme zu vertrocknen begannen und das Wasser knapp wurde, was vielleicht ein halbes Jahr später der Fall war. Obwohl der Regen aufgehört hatte, konnten die Bewohner noch eine Zeitlang von der Ernte des vorhergehenden Jahres leben, bevor sie die Dürre wirklich verspürten; und das mag der Grund dafür sein, weshalb in 1. Könige 18:1 vom dritten und nicht vom vierten Jahr die Rede ist. Die beste Autorität haben wir in Jesus Christus, der sagte, daß „der Himmel drei Jahre und sechs Monate verschlossen war, so daß eine große Hungersnot über das ganze Land kam“ (Luk. 4:25).
18 Und er betete wieder, und der Himmel gab Regen, und das Land brachte seine Frucht hervor.
18 Und er betete wieder, und der Himmel gab Regen, und das Land brachte seine Frucht hervor
Durch dieses bemerkenswerte Beispiel veranschaulicht Jakobus die große Macht, die das Gebet eines jeden Gerechten hat, der in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes betet.
19 Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit weg in die Irre geführt ist, und ein anderer bringt ihn zur Umkehr,
19 Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit weg in die Irre geführt ist
Das Wort „Wahrheit“ bezieht sich sowohl auf die Lehre als auch auf das sittliche Verhalten. Das, was wir im Herzen in bezug auf Gott und Christus glauben, macht uns zu dem, was wir als Christen sind. Die wahre Lehre über Gott und Christus geht dem sittlichen Verhalten voraus, ja das gesamte richtige sittliche Verhalten beruht darauf. Jesus sagte: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich [oder: „dich erkennen“], den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus“ (Joh. 17:3). Jakobus sieht Gottes Wort als Wahrheit an, und so enthält das geschriebene Wort heute die gesamte für Christen notwendige Wahrheit. Er schreibt, gesalbte Christen seien „durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht“ worden, damit sie „eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien“ (Jak. 1:18).
Ein Christ mag sich vom Wege der Wahrheit entfernen. Obwohl er „vom Tode zum Leben übergegangen“ ist, kann es passieren, daß er in Richtung Finsternis und Tod zurücktreibt (1. Joh. 3:14). Jeder Christ — nicht nur die Ältesten — ist verpflichtet, ihm zu helfen, wieder zurückzufinden. Paulus fordert uns auf: „Brüder, wenn auch ein Mensch einen Fehltritt tut, ehe er es gewahr wird, so versucht ihr, die geistig Befähigten, einen solchen Menschen im Geiste der Milde wieder zurechtzubringen, während du dich selbst im Auge behältst, damit nicht auch du versucht werdest“ (Gal. 6:1). Mit dem Rat, Irregeführten zu helfen, setzt Jakobus sein abschließendes Thema über die Bedeutung und die Macht des Gebets fort. Wer einem Irrenden helfen möchte, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen, muß gewissenhaft Gottes Wort anwenden und ernsthaft zu Jehova beten. Erhält der Betreffende keine Hilfe, mag er so weit gehen, daß er nicht mehr bereuen kann. Er hat dann nicht mehr den Wunsch, zu bereuen und zur wahren Anbetung Gottes zurückzukehren, und dieser Wunsch kann nicht wieder geweckt werden (Hebr. 6:4-8; 10:26-29).
und ein anderer bringt ihn zur Umkehr
Ein Christ, der von der Wahrheit weg in die Irre geführt worden ist, entweder durch eine eigene falsche Lehrmeinung oder durch jemand anders oder durch eine sittliche Verfehlung, befindet sich in einer gefährlichen Lage. Der Ausdruck „bringt ihn zur Umkehr“ zeigt, daß es hier nicht um einen Sünder geht, der noch ein Teil der Welt ist und die Wahrheit nie angenommen hat; vielmehr geht es um einen Christen, der von der Wahrheit abgewichen ist, an die er einmal geglaubt und nach der er einmal gehandelt hat.
Jesus war um seine Jünger so besorgt, wie wir umeinander besorgt sein sollten. Nachdem er Petrus erklärt hatte, daß Satan die Apostel wie Weizen sichten wolle, und bevor er darauf hinwies, daß Petrus ihn verleugnen werde, sagte er: „Ich aber habe für dich gefleht, daß dein Glaube nicht nachlasse; und du, bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder“ (Luk. 22:32). In diesem Vers kommt das gleiche griechische Wort vor, das auch Jakobus in Verbindung mit der geistigen Gesundung eines Irrenden gebrauchte. Es ist wirklich ein Zeichen von Liebe, einem Sünder zur Umkehr zu verhelfen.
20 so wißt, daß der, der einen Sünder vom Irrtum seines Weges zurückführt, seine Seele vom Tode retten und eine Menge von Sünden bedecken wird.
20 so wißt, daß der, der einen Sünder vom Irrtum seines Weges zurückführt, seine Seele vom Tode retten
Der Ausdruck „so wißt“ betont die Bedeutung und Wichtigkeit der Bemühungen, einen Sünder zurückzugewinnen. Das ist etwas, dessen wir uns wirklich völlig bewußt sein sollten. Mit der Seele, die vom Tode gerettet wird, ist der Sünder gemeint, nicht der Helfende. Es stimmt zwar, daß wir aus unserer guten Tat Nutzen ziehen, doch wir können nicht durch Werke unsere Seele vom Tode retten. Nur das Sühnopfer Jesu Christi kann dies tun. Es gibt dafür keinen Ersatz (Apg. 4:12). Der Gerettete war auf dem Weg des Todes; er war in großer Gefahr zu sterben, und zwar geistig zu sterben, und das hätte für ihn den ewigen Tod bedeutet. Dadurch, daß der Christ dem Sünder Liebe erweist, ihm Rat gibt, für ihn betet und ihm sonstwie hilft und ihn so zur Umkehr bewegt, sorgt er dafür, daß der Sünder unter dem Sühnopfer Christi bleibt und somit vor der Verurteilung und dem Tod bewahrt bleibt.
und eine Menge von Sünden bedecken wird
Bei den Sünden, die bedeckt werden, handelt es sich um die Sünden des Irrenden. Jehova bat die Israeliten inständig, zu ihm zurückzukehren, damit ihre Sünden, wenn sie sich auch wie Scharlach erweisen sollten, so weiß würden wie Schnee und, wenn sie auch rot sein sollten wie Karmesintuch, sogar wie Wolle würden (Jes. 1:18). Demjenigen, der den Sünder zurückgewinnt, werden dadurch nicht die Sünden vergeben. Seine Sünden können nur vergeben werden, wenn er sie Gott bekennt und aufgrund des Opfers Christi um Vergebung betet. Der Apostel Petrus schrieb: „Liebe deckt eine Menge von Sünden zu.“ Gemeint sind damit die Sünden dessen, dem liebevolle Hilfe geboten wird (1. Petr. 4:8).
Würden wir denken, unsere eigenen Sünden würden bedeckt oder zugedeckt werden, wenn wir einem Bruder auf diese Weise helfen, so könnten wir zu dem Schluß kommen, daß wir unsere eigene Gerechtigkeit bewirken könnten, und das wäre ein schwerwiegender Fehler. (Vergleiche Römer 10:2, 3.) Wir würden dann das große Sühnewerk Jesu Christi nicht mehr deutlich sehen und uns einbilden, wir könnten aufgrund unseres eigenen Verdienstes gerettet werden statt aufgrund unseres Glaubens an Jesus Christus.
Wer seinen Bruder liebt, wird dessen Sünden zudecken, indem er sie nicht bekanntmacht (Spr. 10:12). Diese Art des Zudeckens meint Jakobus jedoch nicht. Er meint, daß Gott, der zarten Erbarmens ist, jemanden erhören wird, der, nachdem er von der Wahrheit abgeirrt ist, von seinem Bruder zurechtgewiesen wird, die Verkehrtheit seiner Handlungsweise erkennt, umkehrt und bereut und Gott bittet, ihm zu vergeben und ihn wieder anzunehmen. Der geistig Geheilte wird dann das erleben, was David beschrieb: „Glücklich ist der, dessen Auflehnung verziehen ist, dessen Sünde zugedeckt ist. Glücklich ist der Mensch, dem Jehova Vergehung nicht zurechnet“ (Ps. 32:1, 2). Natürlich sieht es Gott, wenn sich jemand liebevoll um einen anderen bemüht, und gewiß wird er ihn dafür belohnen (2. Kor. 5:10; vergleiche Kolosser 3:23, 24; Lukas 14:13, 14).
Mit dieser abschließenden Darlegung über den Wert des Gebets und über die tiefe Liebe, die alle Glieder der Versammlung zueinander haben müssen, beendet Jakobus seinen ausgezeichneten Brief.