ein Buch, das die WT-Gesellschaft 1979 veröffentlicht hat und das leider nicht mehr publiziert wird.
Diese Seite existiert lediglich, um die Kommentare den Kapiteln zuzuordnen, so dass sie bei dem Kapitel in der Linkliste auftauchen, das wir gerade lesen
13 Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus seinem vortrefflichen Wandel seine Werke mit einer Sanftmut, die zur Weisheit gehört.
13Weristweiseundverständiguntereuch?
Jakobus richtete diese Frage an jedes einzelne Glied der „zwölf Stämme, die überall zerstreut sind“ (Jak. 1:1). Wer unter diesen Christen hatte wirklich die nötige Weisheit und das nötige Verständnis, um seine Glaubensbrüder lehren zu können? Diese Frage verlangt von jedem Mann in der Versammlung eine Selbstprüfung. Damit jemand ein Lehrer sein kann, braucht er nicht nur eine gute Redefähigkeit oder einen scharfen Verstand. Er benötigt auch unbedingt wahre Weisheit und Verständnis.
Eine wirklich weise Person hat eine gebührende Gottesfurcht und weiß Erkenntnis so anzuwenden, daß gute Ergebnisse erzielt werden (Spr. 9:10). Wer Verständnis besitzt, kann eine Sache prüfen und sich ein Bild davon machen und kann erkennen, in welcher Beziehung verschiedene Gesichtspunkte einer Situation oder eines Umstandes zueinander stehen. Er erfaßt die volle Bedeutung dessen, was er abwägt. Er ist ein reifer Christ, dessen ‘Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt worden ist zur Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht’ (Hebr. 5:14). Seine Antworten auf Fragen spiegeln diese Weisheit ebenfalls genau wider. Besonders hinsichtlich der Bibel sollte der Lehrer weise und verständig sein. Das ist die vorrangige, überaus wesentliche Weisheit, die man braucht, um sich selbst und anderen zu helfen, Leben zu erlangen. Er muß den Sinn der guten Botschaft vom Königreich ‘mit seinem Herzen’ erfassen (Matth. 13:15, 23).
ErzeigeausseinemvortrefflichenWandelseineWerke
Genauso, wie der Glaube durch Werke zum Ausdruck kommt, gibt es auch sichtbare Anzeichen dafür, daß jemand Weisheit und Verständnis besitzt. Diese Anzeichen kommen in einem vortrefflichen Wandel zum Ausdruck. Da eine tiefe Ehrfurcht vor Jehova „der Weisheit Anfang“ ist, kann man denjenigen als weise bezeichnen, der seinen Wandel nach Gottes Persönlichkeit, seinen Wegen und seiner Handlungsweise ausrichtet (Ps. 111:10). Er gehorcht Gottes Wort. Ohne einen solch vortrefflichen Wandel kann ein Mann nicht als Lehrer dienen.
miteinerSanftmut,diezurWeisheitgehört
Sanftmut ist ein wesentlicher Bestandteil der Weisheit, die jeder Christ besitzen sollte, besonders ein Mann, der sich dazu eignet, seine Glaubensbrüder zu lehren. Tatsächlich sind die Sanftmütigen oder Mildgesinnten die einzigen, die Jehova seinen Weg lehren wird (Ps. 25:9). Ein Lehrer muß sanft, ruhig und friedsam sein, nicht barsch, laut und eigensinnig oder anmaßend. Auch sollte er keine festen Behauptungen aufstellen, ohne einen stichhaltigen Grund dafür zu haben oder sie beweisen zu können, wie es bei einigen angeblichen Lehrern in den Tagen der Apostel der Fall war (1. Tim. 1:6, 7). Leider gibt es Menschen, die sich von lautstark und mit Überheblichkeit vorgetragenen Erklärungen beeindrucken lassen, doch Gott läßt sich davon nicht beeindrucken. Mit Lautstärke kann man schwache Argumente niemals wettmachen. (Vergleiche Prediger 9:16, 17.)
Ein gutes Beispiel, das den Gedanken des Jakobus unterstützt und zeigt, daß Lehrer bescheiden, demütig und liebevoll sein müssen, ist im 8. Kapitel des ersten Korintherbriefes zu finden. Dort zeigt der Apostel Paulus, wie gefährlich es ist, wenn sich jemand einbildet, er wisse etwas, in Wirklichkeit aber keine vollständige, abgerundete Erkenntnis über die Angelegenheit hat, wenn er das Wesentliche der Sache nicht begriffen hat, was wahre Weisheit verraten würde. Der Apostel erklärt, daß jemand, der Erkenntnis weise anwenden will, Liebe haben muß.
Paulus spricht zu Christen, die in einer götzendienerischen Welt lebten, wo Fleisch geheiligt wurde, indem es einem Götzen geopfert wurde. Götzendiener dachten, dadurch werde das Fleisch „heilig“, so daß der Essende die Gunst seines Götzen erlangen würde. Paulus schreibt: „Was nun Speisen betrifft, die Götzen dargebracht werden: Wir wissen, wir alle haben Erkenntnis.“ In der GutenNachrichtfürSie (NT68) lautet der letzte Teil des Satzes: „Ihr sagt: Wir haben doch alle die richtige Erkenntnis!“ In TheNewTestamentinModernEnglish von Phillips lesen wir: „Es ist leicht, zu denken, wir ,wüßten‘ über derartige Probleme Bescheid.“ Darauf zeigt Paulus, daß eine solch eingebildete Erkenntnis zu einer unbescheidenen Einstellung und einer unweisen Handlungsweise führen kann. Er schreibt: „Die Erkenntnis [„diese ,Erkenntnis‘ “, TheNewEnglishBible] bläht auf, die Liebe aber erbaut. Wenn jemand denkt, er habe Erkenntnis über etwas erworben, so erkennt er es noch nicht so, wie er es erkennen sollte. Was nun das Essen von Speisen betrifft, die Götzen dargebracht worden sind, so wissen wir, daß ein Götze nichts ist in der Welt und daß es keinen GOTT gibt außer e i n e m. Dessenungeachtet haben nicht alle diese Erkenntnis; sondern einige, die bis jetzt an den Götzen gewöhnt sind, essen Speise als etwas einem Götzen Geopfertes, und ihr Gewissen, das schwach ist, wird befleckt“ (1. Kor. 8:1, 2, 4, 7).
Somit könnte es einem Lehrer passieren, daß er durch seine eingebildete Erkenntnis in eine Schlinge gerät. Doch Bescheidenheit und Demut werden immer gesegnet werden, und der Demütige wird erhöht werden. Er wird das Vertrauen derer gewinnen, die er belehrt. Umgekehrt wird der selbstsichere oder arrogante Lehrer — der sich immer im Recht fühlt oder gern mit seiner „Erkenntnis“ angibt, so daß sich andere minderwertig vorkommen — eine Schranke zwischen sich und den Belehrten aufrichten und sich unglaubwürdig machen.
14 Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Streitsucht in eurem Herzen habt, so prahlt nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit.
Diese Worte waren offensichtlich in erster Linie an gewisse Männer gerichtet, die sich sehr weise und sehr befähigt vorkamen, ihre Glaubensbrüder zu lehren. Solche Männer sollten einmal ihr Herz überprüfen. Hegten sie bittere Eifersucht? Zu bitterer Eifersucht gehört auch die Sucht, sich selbst und seine Ansichten zu wichtig zu nehmen, statt aufrichtig um das Wohl seiner Brüder besorgt zu sein und sie im Glauben und in der genauen Erkenntnis zu erbauen. Eifersucht und Streitsucht sind zwei von den „Werken des Fleisches“ (Gal. 5:19, 20, 26). Diese Eigenschaften können sich (wie das bittere Wasser aus der vorher erwähnten Quelle) dadurch zeigen, daß der Betreffende fanatisch und starrsinnig für seine Ansichten eifert, während er andere Meinungen lautstark herabsetzt, oder dadurch, daß er nicht anerkennt, daß andere ebensoviel Weisheit und Verständnis besitzen wie er oder sogar noch mehr.
Alle Christen, besonders aber solche, die gern Lehrer sein möchten, sollten sich fragen, ob sie irgendwelche Spuren von Eifersucht oder Streitsucht in ihrem Herzen haben. Haben sie einen streitsüchtigen Geist? Neigen sie, um ihr Ziel zu erreichen, zu Methoden, die Streit verursachen, statt bei einer Besprechung des Wortes Gottes und der Anwendung seiner Grundsätze unvoreingenommen zu sein? Solch eine Streitsucht ist ein Zeichen von Stolz und Ehrgeiz — das sind gefährliche, ja todbringende Eigenschaften. Es sind Merkmale des Teufels (1. Tim. 3:6; vergleiche Sprüche 12:18).
soprahltnichtundlügtnichtgegendieWahrheit
Dieser Rat gilt für Männer, die bittere Eifersucht und Streitsucht in ihrem Herzen haben. Sie sollten nicht versuchen, sich in eine Stellung aufzuschwingen, in der diese schlechten Wesenszüge offen kund würden. Dadurch, daß sie sich als Lehrer aufspielen würden, würden sie prahlen oder großtuerisch auf ihre eingebildete Eignung aufmerksam machen. Doch die christliche Wahrheit, die sie angeblich lehren, verurteilt ihre bittere Eifersucht und Streitsucht. Wenn daher ein Mann Konkurrenzgeist bekundet und sich dennoch als ein christlicher Lehrer bezeichnet, lügt er gewiß gegen die Wahrheit der „guten Botschaft“, die zu lehren er vorgibt, oder er stellt sie falsch dar.
Außerdem hat ein Mann mit solch unerwünschten Charakterzügen keineGrundlage für die prahlerische Behauptung, er eigne sich dazu, seine Glaubensbrüder zu lehren. Diese Behauptung ist eine Lüge. Die Tatsache, daß er selbstsüchtig und streitsüchtig ist, macht ihn als Lehrer seiner Brüder ungeeignet. Durch die Behauptung, sich als Lehrer zu eignen, würde er somit gegen die Wahrheit, gegen den tatsächlichen Sachverhalt, lügen. Der Bibelgelehrte F. J. A. Hort gab dazu folgenden treffenden Kommentar: „Der bloße Besitz der Wahrheit ist keine Gewähr dafür, daß sie wahrheitsgemäß geäußert wird: Jede Äußerung ist durch die sittliche und geistige Verfassung des Sprechers so gefärbt, daß die Wahrheit in dem Maße als Falschheit von seinen Lippen kommt, wie er nicht in der richtigen Verfassung ist: Die korrekten Worte, die er äußert, können aufgrund der Bitterkeit und des Egoismus, die sein Reden begleiten, eine Botschaft der Falschheit und des Bösen enthalten.“
15 Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern ist die irdische, animalische, dämonische.
15DasistnichtdieWeisheit,dievonobenherabkommt
Die Weisheit, die egoistische, ehrgeizige Männer zu haben behaupten, kommt nicht von Gott. Die Weisheit von Gott verabscheut Wichtigtuerei, Prahlerei und das Streben nach Macht, denn Jehova sagt: „Dies ist, was Jehova gesagt hat: ,Möge sich der Weise nicht seiner Weisheit rühmen, und möge sich der Starke nicht seiner Macht rühmen. Möge sich der Reiche nicht seines Reichtums rühmen. Wer sich aber rühmt, rühme sich allein dessen: Einsicht zu haben und Erkenntnis von mir zu haben, daß ich Jehova bin, der Eine, der liebende Güte, Recht und Gerechtigkeit auf der Erde übt; denn an diesen Dingen habe ich Gefallen‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Jer. 9:23, 24). Männer — Lehrer oder wer auch immer — mögen denken, sie dienten Gott, doch wenn sie einen egoistischen Geist haben, sind sie in Wirklichkeit nicht seine Diener. Ihre Werke sind in Gottes Augen wertlos (1. Kor. 13:1). Gottes Weisheit steht im Widerspruch zu bitterer Eifersucht und Streitsucht.
sondernistdieirdische,animalische,dämonische
Die angebliche Weisheit solcher Personen ist irdischer, nicht himmlischer Natur. Es ist eine gewisse Art von Weisheit, eine Weisheit, die für gottentfremdete Menschen, die nicht geistig gesinnt sind, charakteristisch ist. Weltmenschen verwenden viel Zeit und Kraft darauf, ihr Verlangen nach Vergnügen zu befriedigen. Oder sie streben danach, in dem gegenwärtigen labilen, veränderlichen System der Dinge Ansehen und Besitz zu erwerben (Phil. 3:19; Kol. 3:2). Sogar in der Christenversammlung kann sich ein solcher Geist bemerkbar machen, wie es auch in den Versammlungen der Fall war, an die Jakobus schrieb. Eine solch fleischliche Weisheit mag zwar durch große Gelehrsamkeit, Takt, Scharfsinn, feine Sitten, Geschicklichkeit und eine Argumentation zum Ausdruck kommen, die oberflächlich gesehen logisch erscheint und schwer zu widerlegen ist. Doch wir dürfen nicht vergessen, daß Jesus sagte: „Die Söhne dieses Systems der Dinge sind ihrer eigenen Generation gegenüber in praktischer Hinsicht weiser als die Söhne des Lichts“ (Luk. 16:8).
Im Gegensatz dazu sagte der Apostel Paulus über seine eigenen Lehrmethoden: „Und so kam ich denn, Brüder, als ich zu euch kam, nicht mit übertriebener Redekunst oder Weisheit, um euch das heilige Geheimnis Gottes zu verkünden. Denn ich beschloß, unter euch nichts zu wissen als Jesus Christus und ihn an den Pfahl gebracht. Und ich kam in Schwachheit und mit Furcht und mit vielem Zittern zu euch; und meine Rede und was ich predigte, bestand nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung von Geist und Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruhe“ (1. Kor. 2:1-5).
Die Weisheit des stolzen, streitsüchtigen Mannes ist auch „animalisch“ oder, buchstäblich, „seelisch“, das heißt, sie ist darauf zurückzuführen, daß der Mensch ein empfindungsfähiges Geschöpf, eine Seele, ist. Gemäß der Bibel ist sowohl der Mensch als auch das Tier eine Seele (1. Mose 2:7; 4. Mose 31:28; Offb. 16:3). Während also beide empfindungsfähige Geschöpfe (Seelen) sind, besteht doch ein großer Unterschied: Der Mensch hat ein Sittlichkeitsempfinden und einen Verstand, das Tier dagegen ist vernunftlos (2. Petr. 2:12; Jud. 10). Wenn daher von einer Weisheit die Rede ist, die als „animalisch“ oder „seelisch“ bezeichnet wird, so zeigt dies, daß sie ungeistig ist und auf fleischlichen Empfindungen, Gelüsten und Neigungen beruht. Sie ist sogar noch schlimmer. Sie ist dämonisch, denn böse Geister bekunden eine ähnliche Einstellung. Sie ist somit eine Frucht des Geistes Satans. Die Bibel zeigt, daß Satans Sturz auf Stolz und Ehrgeiz zurückzuführen war (1. Tim. 3:6).
16 Denn wo es Eifersucht und Streitsucht gibt, da gibt es Unordnung und alles Schlechte.
Eifersucht und Streitsucht sind zersetzende Eigenschaften. Sie können eine Atmosphäre schaffen, in der Unordnung und jede Art von Bosheit gedeihen. Unbeständigkeit, Unsicherheit und sogar Chaos gewinnen die Oberhand, und Glück, Sicherheit, Frieden und Einheit werden zerstört. Liebe gibt es nicht mehr. Die Christenversammlung in Korinth wurde zum Beispiel durch Eifersucht und Streitsucht in Parteien oder Cliquen gespalten (1. Kor. 1:10-13; 3:3; 2. Kor. 12:20).
Das „Schlechte“ könnte Grobheit einschließen, unbegründete Verdächtigungen, schädliches Geschwätz, Verleumdung, Verunglimpfung, üble Nachrede, Feindschaften, Rechthaberei, Sturheit, Widerspenstigkeit, Heuchelei, Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten, Parteilichkeit, Bedrückung und Gewalttätigkeiten. Personen, die sich solcher Dinge schuldig machen, stehen in der Gefahr, sich in geistiger Hinsicht tatsächlich gegenseitig zu vertilgen (Gal. 5:15). Aber die Liebe „ist ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kol. 3:14; 1. Kor. 13:4-7). Wieviel glücklicher ist doch die Versammlung, wenn ihre Glieder das Gebot Christi befolgen, einander zu lieben! Eifersucht und Streitsucht werden dann nicht mehr dasein.
17 Die Weisheit von oben aber ist vor allem keusch, dann friedsam, vernünftig, zum Gehorchen bereit, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, nicht parteiische Unterschiede machend, nicht heuchlerisch.
17DieWeisheitvonobenaberistvorallemkeusch
Das erste hier aufgeführte Merkmal der Weisheit, Keuschheit oder Reinheit, ist besonders wichtig, da es die Voraussetzung für alle anderen Merkmale ist. Das Herz muß rein sein. Ein Christ, der himmlische Weisheit hat, wird das Böse ohne Zögern von sich weisen. Jesus zum Beispiel verwarf sofort den gutgemeinten Vorschlag des Petrus. Er mußte nicht erst lange überlegen oder abwägen (Matth. 16:21-23). Genauso reagierte er auf Satans Versuchungen (Matth. 4:1-10). Joseph erkannte die Gefahr des Angebots, das Potiphars Frau ihm machte. Er hätte gegenGottgesündigt, und daher flohersofort, als sie sich ihm aufdrängen wollte (1. Mose 39:9, 12). Ein Lehrer benötigt diese Eigenschaft besonders, ganz gleich, wie viele andere gute Eigenschaften er sonst noch haben mag.
Die himmlische Weisheit ist daher genau das Gegenteil der Weisheit, die ‘irdisch, animalisch, dämonisch’ ist. Sie ist rein, unbefleckt und bietet keinen Nährboden für alle Arten von Unreinheit und Schlechtigkeit, wie zum Beispiel Streitsucht. Ihre erste oder unmittelbare Auswirkung besteht darin, daß sie den Sinn und das Herz reinigt. Was das hier mit „keusch“ übersetzte Wort alles beinhaltet, kann man gut aus 2. Korinther 7:11 erkennen.
dannfriedsam
Die himmlische Weisheit veranlaßt einen, sich für den Frieden einzusetzen. Man wird sich nicht nur davor hüten, aggressiv oder streitsüchtig zu sein, sondern man wird auch ein Friedensstifter sein und sich besonders anstrengen, ein gutes Verhältnis zu anderen zu haben. Man wird sich nicht an etwas beteiligen oder etwas gutheißen, was den Frieden stört. Man wird seine Mitmenschen durch seine Worte und sein Beispiel ermuntern, friedsam zu sein (Röm. 14:19; Hebr. 12:14). „Glücklich sind die Friedsamen“, sagte Jesus, „da sie ,Söhne Gottes‘ genannt werden“ (Matth. 5:9).
vernünftig
Wer die Weisheit von oben hat, ist vernünftig, nachgiebig, mäßig oder nachsichtig und in seinem Eifer nicht fanatisch (Phil. 4:5; 1. Tim. 3:3; Tit. 3:2). Saulus (Paulus), von weltlicher Weisheit gelenkt, wurde durch unvernünftigen Fanatismus irregeführt, bevor er ein Christ wurde (Apg. 9:1, 2; Gal. 1:13, 14). Im Gegensatz zu Saulus wird ein vernünftiger Mensch nicht auf seine eigene Ansicht oder auf den Buchstaben des Gesetzes pochen, sondern eine Sache mit Güte und Rücksicht und vom biblischen Standpunkt aus betrachten. Er wird sich bemühen, etwas vernünftig zu klären, wie es auch Christus tun würde.
Ein vernünftiger Lehrer ist nicht dogmatisch. Er berücksichtigt den Stand des Fortschritts derjenigen, die er belehrt, und auch ihre Umstände. Er bürdet ihnen nicht mehr auf, als sie auf einmal tragen können, und es mag ziemlich lange dauern, bis sie bestimmte Dinge erkennen. Jesus sagte zu seinen Aposteln, die ihn während seines ganzen Dienstes begleitet hatten: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr vermögt es jetzt nicht zu tragen“ (Joh. 16:12). Ein Lehrer erkennt, daß Jünger zu Beginn ihres christlichen Laufes noch viele Vorstellungen und Gewohnheiten haben und Bräuche pflegen, die nicht völlig richtig sind. Aber sie werden diese Gewohnheiten ändern, wenn ihr Herz und ihr Gewissen deutlich erkennen, daß eine Änderung notwendig ist. In erster Linie muß Gottes Geist sie zu der Änderung bewegen — nicht der Lehrer. Wenn der Belehrte eine Änderung vornimmt, weil ihm dies seinLehrer gesagt hat, statt daß sein Herz durch die Bibel dazu bewogen worden ist, so wird dies für ihn ohne Wert sein, da er nicht auf das Wort und den Geist Gottes hört, sondern einem Menschen nachfolgt.
Daher wird ein guter Lehrer niemals eigene Regeln aufstellen oder Vorschriften erlassen. Er wird die Heilige Schrift als Anleitung gebrauchen, so daß die Lernenden ihre Persönlichkeit und ihre Handlungsweise ändern, während sie ein immer klareres Verständnis erlangen. (Vergleiche 1. Korinther 9:19-23.)
zumGehorchenbereit
Wer die himmlische Weisheit besitzt, ist nicht eigensinnig, sondern pflegt einen Geist der Zusammenarbeit und ist bereit, angemessene Bitten zu erfüllen. Ein solcher Mann wird sich dem beugen, was die Bibel sagt, und nicht einen Standpunkt einnehmen und darauf beharren, ohne Rücksicht darauf, ob er richtig oder falsch ist. Er wird sich schnell ändern, wenn es einen eindeutigen Beweis dafür gibt, daß er einen verkehrten Standpunkt eingenommen oder falsche Schlußfolgerungen gezogen hat. Er macht das WortGottes zu seinem Führer und zu seiner höchsten Autorität (Röm. 6:17; 2. Tim. 4:2).
vollerBarmherzigkeitundguterFrüchte
Die Weisheit von oben hilft einem Christen, seine Mitmenschen barmherzig und mitfühlend zu behandeln. Er hat Mitleid mit den Betrübten und Bedrängten und ist willens und darauf bedacht, sein möglichstes zu tun, um ihnen zu helfen. Wenn er aufgefordert wird, eine Angelegenheit zu beurteilen, die den Fehltritt eines Gliedes der Versammlung betrifft, wird er darauf bedacht sein, dem Betreffenden wenn möglich zuhelfen (Jak. 5:19, 20; Jud. 22, 23). Auch wendet er nicht einfach Regeln an, nach denen er den Betreffenden in eine bestimmte „Kategorie“ einordnet, so daß es leicht ist, die Regel auf ihn anzuwenden. Statt dessen wendet er Gottes Wort mit Einsicht und Barmherzigkeit, verbunden mit Gerechtigkeit, an und berücksichtigt alle Faktoren — die Vergangenheit des Betreffenden, seine Situation, den Druck, unter dem er stand, seinen Wunsch, sich zu ändern, usw. Er ist sich bewußt, daß er selbst ein Sünder ist und einen ähnlichen Fehler begehen könnte. Wenn er diese Einstellung nicht hat, sondern denkt, er sei besser oder gerechter als der andere, so kann er nicht barmherzig sein; vielleicht gerät er selbst in eine schwere Versuchung und begeht ebenfalls eine Sünde. (Vergleiche Lukas 18:9-14.) Der Apostel Paulus sagt, wir sollten Personen, die einen Fehltritt begangen haben, helfen, und fügt warnend hinzu, jeder, der dies tue, solle sich selbst im Auge behalten, damit nicht auch er versucht werde (Gal. 6:1).
Zu den „guten Früchten“ gehören alle Handlungen, die mit Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit im Einklang sind (Eph. 5:9). Sie sind auch ein Ausdruck der aktiven Anteilnahme an anderen. (Vergleiche 1. Timotheus 5:10.) Ein Lehrer muß gerecht sein, aber darüber hinaus sollte er gut sein. Der Apostel Paulus schreibt: „Kaum wird jemand für einen gerechten Menschen sterben; ja, für den guten Menschen zu sterben, wagt es vielleicht jemand noch“ (Röm. 5:7). Ein Mann kann als „gerecht“ bezeichnet werden, wenn er seine Pflicht tut, unparteiisch und ehrlich ist, sich keines Vergehens und keiner unsittlichen Handlung schuldig macht; er wird daher für seinen unbescholtenen Wandel und seine Rechtschaffenheit bekannt sein. Paulus zeigt jedoch durch seine Aussage, daß ein „guter“ Mensch einem gerechten Menschen in gewisser Hinsicht überlegen ist. Jemand, der „gut“ ist, kann natürlich nicht ungerecht sein; doch er hat noch weitere Eigenschaften, die ihn von jemandem unterscheiden, der hauptsächlich für seine Gerechtigkeit bekannt ist. Er ist nicht nur darauf bedacht, das zu tun, was die Gerechtigkeit verlangt, sondern er geht noch weiter; er läßt sich von einer gesunden Rücksichtnahme leiten sowie von dem Wunsch, anderen Gutes zu tun und ihnen zu helfen.
nichtparteiischeUnterschiedemachend
Schon früher in seinem Brief erklärt Jakobus, daß Parteilichkeit eine Sünde ist (Jak. 2:1-9). Wer sich von der himmlischen Weisheit leiten läßt, bevorzugt nicht bestimmte Personen aufgrund ihrer äußeren Erscheinung, ihrer Stellung, ihres Wohlstands, ihres Status oder aufgrund ihres Einflusses in der Versammlung. Er bemüht sich, im Umgang mit seinen Mitmenschen, besonders mit seinen christlichen Brüdern und Schwestern, unparteiisch zu sein.
nichtheuchlerisch
Ein Heuchler gibt sich als etwas aus, was er nicht ist. Seine Handlungen stimmen mit seinen Worten nicht überein. Das griechische Wort bedeutet auch „Schauspieler sein, eine Rolle spielen“. Schauspieler trugen oft eine Maske. Die Heuchelei ist eine der schlimmsten Formen der Sünde, und sie kann jemanden zu allen anderen Sünden verleiten, auch zu der Sünde gegen den heiligen Geist. Die Pharisäer sind ein Beispiel dafür (Matth. 23:23-28). Ein anderes Beispiel sind Ananias und Sapphira (Apg. 5:1-10). Diese Vorgänge sollten jemandem, der gern ein Lehrer sein möchte oder ein Lehrer ist, eine Warnung sein. Er muß sich in jeder Situation sehr vorsehen, um offen und ehrlich und frei von Heuchelei zu sein. Der Apostel Paulus gab Timotheus ausdrücklich Anweisungen hinsichtlich der Gefahr der Heuchelei beim Lehren (1. Tim. 1:5-7). Ein Heuchler ist oft ein „Drahtzieher“, denn gewöhnlich manövriert er die Dinge, um Ehre, Ansehen, Stellung, Vorteile oder materiellen Gewinn zu erlangen. (Vergleiche 1. Thessalonicher 1:5.) Ananias trachtete offensichtlich nach einer Stellung und nach Ansehen in der frühen Christenversammlung, wie dies auch heute einige tun mögen.
Ein überheblicher, streitsüchtiger Mensch spielt oft die Rolle eines Heuchlers. Er täuscht Freundschaft vor, um seine selbstsüchtigen Ziele zu erreichen. (Vergleiche Judas 16.) Man könnte sagen, er „spiele Politik“. Er versucht, zu selbstsüchtigen Zwecken Anhänger auf seine Seite zu ziehen. Jemand, der himmlische Weisheit in seinem Leben bekundet, trägt jedoch keine Maske. Er ist in seinem Verhältnis zu anderen rechtschaffen, offen und vertrauenswürdig.
18 Überdies wird der Same der Frucht der Gerechtigkeit unter friedevollen Verhältnissen für die gesät, die Frieden stiften.
18ÜberdieswirdderSamederFruchtderGerechtigkeit
Jakobus meint hier möglicherweise, daß die Gerechtigkeit gewisse gute Früchte im Leben von Christen hervorbringt. Der Prophet Jesaja spricht von dem „Werk“ und dem „Dienst“ der Gerechtigkeit: „Im Obstgarten wird die Gerechtigkeit selbst wohnen. Und das Werk der wahren Gerechtigkeit soll Friede werden und der Dienst der wahren Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit auf unabsehbare Zeit“ (Jes. 32:16, 17). Ein Christ, der in Übereinstimmung mit der wahren Gerechtigkeit handelt, bewahrt ein gutes Gewissen vor Gott und Menschen und genießt Zufriedenheit, findet Befriedigung und führt ein sinnvolles Leben.
Jakobus mag damit aber auch meinen, daß die Gerechtigkeit selbst die wünschenswerte Frucht ist. (Vergleiche Hebräer 12:11.) Das wäre die Gerechtigkeit, die Jehova Gott von seinen Anbetern verlangt. Wo Haß, Eifersucht und Ungehorsam gegenüber Gottes Wort zu finden sind, kann keine Gerechtigkeit hervorgebracht werden. Auch werden die guten Auswirkungen fehlen, die ein Leben der Gerechtigkeit mit sich bringt. Der Apostel Paulus sagt: „Das Königreich Gottes bedeutet . . . Gerechtigkeit und Friede und Freude mit heiligem Geist“ (Röm. 14:17). Um gerecht zu sein, muß man in Übereinstimmung mit der „guten Botschaft“ leben.
unterfriedevollenVerhältnissen...gesät
Damit der Same der Gerechtigkeit wachsen kann, müssen die richtigen Bedingungen vorhanden sein. Ein Landwirt sät nicht auf einem Feld, auf dem der Mob tobt oder wo streitsüchtige Leute miteinander kämpfen. Statt dessen sät er unter ruhigen, friedlichen Verhältnissen. In der Versammlung müssen Frieden und Ruhe herrschen, damit der Same der Gerechtigkeit keimen und in Erscheinung treten und in geistiger Hinsicht gedeihen kann und besonders damit die Glieder der Versammlung das Wort Gottes studieren und an Verständnis und Reife zunehmen können.
Die Situation in der frühen Christenversammlung zeigt, daß friedevolle Verhältnisse tatsächlich das geistige Wachstum begünstigen. Nachdem die schreckliche Verfolgung, die Saulus von Tarsus angeführt hatte, nachgelassen hatte, geschah folgendes: „Nun trat in der Tat die Versammlung in ganz Judäa und Galiläa und Samaria in eine Zeitspanne des Friedens ein und wurde auferbaut; und da sie in der Furcht Jehovas wandelte und den Trost des heiligen Geistes hatte, mehrte sie sich beständig“ (Apg. 9:31). Besonders innerhalb der Versammlung dürfen Dinge, die ernstlich den Frieden stören, nicht vorhanden sein, wenn die Frucht der Gerechtigkeit hervorgebracht werden soll. (Vergleiche Jakobus 1:19-21.)
fürdie...,dieFriedenstiften
Nur die Friedensstifter genießen die „Frucht der Gerechtigkeit“, die unter friedevollen Verhältnissen gedeiht. DasNeueTestament von Jörg Zink gibt Jakobus 3:18 wie folgt wieder: „In Frieden aber sät man Gerechtigkeit, die gute Frucht, die denen zuwächst, die dem Frieden leben.“ Friedensstifter sind Personen, die friedlich handeln und sich bemühen, mit und unter ihren Mitmenschen den Frieden aufrechtzuerhalten und zu fördern. Dieser Frieden ist das Gegenteil von Eifersucht und Streitsucht. Er beruht auf einem Verhältnis der Gunst bei Jehova Gott.
Daher sollten vor allem Lehrer Friedensstifter sein, die die „Weisheit von oben“ bekunden. Sie sollten nicht streitlustig oder -süchtig sein und darauf bestehen, daß andere ihren persönlichen Ansichten und Normen folgen (Gal. 5:25, 26). Das bedeutet jedoch nicht, daß sie um des Friedens willen Kompromisse bezüglich der biblischen Wahrheit machen sollten. Dennoch kann ein Lehrer oft den Frieden bewahren, indem er anderen ihre Ansicht läßt, besonders in geringfügigen Angelegenheiten. Gleichzeitig wacht er darüber, daß die Versammlung das richtige Verständnis hat und nicht durch falsche Lehren verseucht oder beunruhigt wird. (Vergleiche Römer 14:1-4, 10; Titus 3:9-11.) Er muß erkennen, daß es „in einem großen Hause nicht nur goldene und silberne Gefäße [gibt], sondern auch hölzerne und irdene, und einige zu einem ehrenhaften Zweck, andere aber zu einem unehrenhaften Zweck. Wenn sich daher jemand von den letzteren rein erhält, wird er ein Gefäß für einen ehrenhaften Zweck sein, geheiligt, brauchbar für seinen Eigentümer, bereitet für jedes gute Werk“ (2. Tim. 2:20, 21).
Der Lehrer in der Christenversammlung wird angewiesen: „Weise törichte und einfältige Streitfragen ab, da du weißt, daß sie Streitigkeiten erzeugen. Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist, da Gott ihnen vielleicht Reue gewährt, die zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit führt, und sie wieder zur Besinnung kommen mögen, aus der Schlinge des Teufels heraus, da sie von ihm für dessen Willen lebendig gefangen worden sind“ (2. Tim. 2:23-26). Ein solcher Lehrer wird ein Friedensstifter sein.
13 Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus seinem vortrefflichen Wandel seine Werke mit einer Sanftmut, die zur Weisheit gehört.
13 Wer ist weise und verständig unter euch?
Jakobus richtete diese Frage an jedes einzelne Glied der „zwölf Stämme, die überall zerstreut sind“ (Jak. 1:1). Wer unter diesen Christen hatte wirklich die nötige Weisheit und das nötige Verständnis, um seine Glaubensbrüder lehren zu können? Diese Frage verlangt von jedem Mann in der Versammlung eine Selbstprüfung. Damit jemand ein Lehrer sein kann, braucht er nicht nur eine gute Redefähigkeit oder einen scharfen Verstand. Er benötigt auch unbedingt wahre Weisheit und Verständnis.
Eine wirklich weise Person hat eine gebührende Gottesfurcht und weiß Erkenntnis so anzuwenden, daß gute Ergebnisse erzielt werden (Spr. 9:10). Wer Verständnis besitzt, kann eine Sache prüfen und sich ein Bild davon machen und kann erkennen, in welcher Beziehung verschiedene Gesichtspunkte einer Situation oder eines Umstandes zueinander stehen. Er erfaßt die volle Bedeutung dessen, was er abwägt. Er ist ein reifer Christ, dessen ‘Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt worden ist zur Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht’ (Hebr. 5:14). Seine Antworten auf Fragen spiegeln diese Weisheit ebenfalls genau wider. Besonders hinsichtlich der Bibel sollte der Lehrer weise und verständig sein. Das ist die vorrangige, überaus wesentliche Weisheit, die man braucht, um sich selbst und anderen zu helfen, Leben zu erlangen. Er muß den Sinn der guten Botschaft vom Königreich ‘mit seinem Herzen’ erfassen (Matth. 13:15, 23).
Er zeige aus seinem vortrefflichen Wandel seine Werke
Genauso, wie der Glaube durch Werke zum Ausdruck kommt, gibt es auch sichtbare Anzeichen dafür, daß jemand Weisheit und Verständnis besitzt. Diese Anzeichen kommen in einem vortrefflichen Wandel zum Ausdruck. Da eine tiefe Ehrfurcht vor Jehova „der Weisheit Anfang“ ist, kann man denjenigen als weise bezeichnen, der seinen Wandel nach Gottes Persönlichkeit, seinen Wegen und seiner Handlungsweise ausrichtet (Ps. 111:10). Er gehorcht Gottes Wort. Ohne einen solch vortrefflichen Wandel kann ein Mann nicht als Lehrer dienen.
mit einer Sanftmut, die zur Weisheit gehört
Sanftmut ist ein wesentlicher Bestandteil der Weisheit, die jeder Christ besitzen sollte, besonders ein Mann, der sich dazu eignet, seine Glaubensbrüder zu lehren. Tatsächlich sind die Sanftmütigen oder Mildgesinnten die einzigen, die Jehova seinen Weg lehren wird (Ps. 25:9). Ein Lehrer muß sanft, ruhig und friedsam sein, nicht barsch, laut und eigensinnig oder anmaßend. Auch sollte er keine festen Behauptungen aufstellen, ohne einen stichhaltigen Grund dafür zu haben oder sie beweisen zu können, wie es bei einigen angeblichen Lehrern in den Tagen der Apostel der Fall war (1. Tim. 1:6, 7). Leider gibt es Menschen, die sich von lautstark und mit Überheblichkeit vorgetragenen Erklärungen beeindrucken lassen, doch Gott läßt sich davon nicht beeindrucken. Mit Lautstärke kann man schwache Argumente niemals wettmachen. (Vergleiche Prediger 9:16, 17.)
Ein gutes Beispiel, das den Gedanken des Jakobus unterstützt und zeigt, daß Lehrer bescheiden, demütig und liebevoll sein müssen, ist im 8. Kapitel des ersten Korintherbriefes zu finden. Dort zeigt der Apostel Paulus, wie gefährlich es ist, wenn sich jemand einbildet, er wisse etwas, in Wirklichkeit aber keine vollständige, abgerundete Erkenntnis über die Angelegenheit hat, wenn er das Wesentliche der Sache nicht begriffen hat, was wahre Weisheit verraten würde. Der Apostel erklärt, daß jemand, der Erkenntnis weise anwenden will, Liebe haben muß.
Paulus spricht zu Christen, die in einer götzendienerischen Welt lebten, wo Fleisch geheiligt wurde, indem es einem Götzen geopfert wurde. Götzendiener dachten, dadurch werde das Fleisch „heilig“, so daß der Essende die Gunst seines Götzen erlangen würde. Paulus schreibt: „Was nun Speisen betrifft, die Götzen dargebracht werden: Wir wissen, wir alle haben Erkenntnis.“ In der Guten Nachricht für Sie (NT 68) lautet der letzte Teil des Satzes: „Ihr sagt: Wir haben doch alle die richtige Erkenntnis!“ In The New Testament in Modern English von Phillips lesen wir: „Es ist leicht, zu denken, wir ,wüßten‘ über derartige Probleme Bescheid.“ Darauf zeigt Paulus, daß eine solch eingebildete Erkenntnis zu einer unbescheidenen Einstellung und einer unweisen Handlungsweise führen kann. Er schreibt: „Die Erkenntnis [„diese ,Erkenntnis‘ “, The New English Bible] bläht auf, die Liebe aber erbaut. Wenn jemand denkt, er habe Erkenntnis über etwas erworben, so erkennt er es noch nicht so, wie er es erkennen sollte. Was nun das Essen von Speisen betrifft, die Götzen dargebracht worden sind, so wissen wir, daß ein Götze nichts ist in der Welt und daß es keinen GOTT gibt außer e i n e m. Dessenungeachtet haben nicht alle diese Erkenntnis; sondern einige, die bis jetzt an den Götzen gewöhnt sind, essen Speise als etwas einem Götzen Geopfertes, und ihr Gewissen, das schwach ist, wird befleckt“ (1. Kor. 8:1, 2, 4, 7).
Somit könnte es einem Lehrer passieren, daß er durch seine eingebildete Erkenntnis in eine Schlinge gerät. Doch Bescheidenheit und Demut werden immer gesegnet werden, und der Demütige wird erhöht werden. Er wird das Vertrauen derer gewinnen, die er belehrt. Umgekehrt wird der selbstsichere oder arrogante Lehrer — der sich immer im Recht fühlt oder gern mit seiner „Erkenntnis“ angibt, so daß sich andere minderwertig vorkommen — eine Schranke zwischen sich und den Belehrten aufrichten und sich unglaubwürdig machen.
14 Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Streitsucht in eurem Herzen habt, so prahlt nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit.
14 Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Streitsucht in eurem Herzen habt
Diese Worte waren offensichtlich in erster Linie an gewisse Männer gerichtet, die sich sehr weise und sehr befähigt vorkamen, ihre Glaubensbrüder zu lehren. Solche Männer sollten einmal ihr Herz überprüfen. Hegten sie bittere Eifersucht? Zu bitterer Eifersucht gehört auch die Sucht, sich selbst und seine Ansichten zu wichtig zu nehmen, statt aufrichtig um das Wohl seiner Brüder besorgt zu sein und sie im Glauben und in der genauen Erkenntnis zu erbauen. Eifersucht und Streitsucht sind zwei von den „Werken des Fleisches“ (Gal. 5:19, 20, 26). Diese Eigenschaften können sich (wie das bittere Wasser aus der vorher erwähnten Quelle) dadurch zeigen, daß der Betreffende fanatisch und starrsinnig für seine Ansichten eifert, während er andere Meinungen lautstark herabsetzt, oder dadurch, daß er nicht anerkennt, daß andere ebensoviel Weisheit und Verständnis besitzen wie er oder sogar noch mehr.
Alle Christen, besonders aber solche, die gern Lehrer sein möchten, sollten sich fragen, ob sie irgendwelche Spuren von Eifersucht oder Streitsucht in ihrem Herzen haben. Haben sie einen streitsüchtigen Geist? Neigen sie, um ihr Ziel zu erreichen, zu Methoden, die Streit verursachen, statt bei einer Besprechung des Wortes Gottes und der Anwendung seiner Grundsätze unvoreingenommen zu sein? Solch eine Streitsucht ist ein Zeichen von Stolz und Ehrgeiz — das sind gefährliche, ja todbringende Eigenschaften. Es sind Merkmale des Teufels (1. Tim. 3:6; vergleiche Sprüche 12:18).
so prahlt nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit
Dieser Rat gilt für Männer, die bittere Eifersucht und Streitsucht in ihrem Herzen haben. Sie sollten nicht versuchen, sich in eine Stellung aufzuschwingen, in der diese schlechten Wesenszüge offen kund würden. Dadurch, daß sie sich als Lehrer aufspielen würden, würden sie prahlen oder großtuerisch auf ihre eingebildete Eignung aufmerksam machen. Doch die christliche Wahrheit, die sie angeblich lehren, verurteilt ihre bittere Eifersucht und Streitsucht. Wenn daher ein Mann Konkurrenzgeist bekundet und sich dennoch als ein christlicher Lehrer bezeichnet, lügt er gewiß gegen die Wahrheit der „guten Botschaft“, die zu lehren er vorgibt, oder er stellt sie falsch dar.
Außerdem hat ein Mann mit solch unerwünschten Charakterzügen keine Grundlage für die prahlerische Behauptung, er eigne sich dazu, seine Glaubensbrüder zu lehren. Diese Behauptung ist eine Lüge. Die Tatsache, daß er selbstsüchtig und streitsüchtig ist, macht ihn als Lehrer seiner Brüder ungeeignet. Durch die Behauptung, sich als Lehrer zu eignen, würde er somit gegen die Wahrheit, gegen den tatsächlichen Sachverhalt, lügen. Der Bibelgelehrte F. J. A. Hort gab dazu folgenden treffenden Kommentar: „Der bloße Besitz der Wahrheit ist keine Gewähr dafür, daß sie wahrheitsgemäß geäußert wird: Jede Äußerung ist durch die sittliche und geistige Verfassung des Sprechers so gefärbt, daß die Wahrheit in dem Maße als Falschheit von seinen Lippen kommt, wie er nicht in der richtigen Verfassung ist: Die korrekten Worte, die er äußert, können aufgrund der Bitterkeit und des Egoismus, die sein Reden begleiten, eine Botschaft der Falschheit und des Bösen enthalten.“
15 Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern ist die irdische, animalische, dämonische.
15 Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt
Die Weisheit, die egoistische, ehrgeizige Männer zu haben behaupten, kommt nicht von Gott. Die Weisheit von Gott verabscheut Wichtigtuerei, Prahlerei und das Streben nach Macht, denn Jehova sagt: „Dies ist, was Jehova gesagt hat: ,Möge sich der Weise nicht seiner Weisheit rühmen, und möge sich der Starke nicht seiner Macht rühmen. Möge sich der Reiche nicht seines Reichtums rühmen. Wer sich aber rühmt, rühme sich allein dessen: Einsicht zu haben und Erkenntnis von mir zu haben, daß ich Jehova bin, der Eine, der liebende Güte, Recht und Gerechtigkeit auf der Erde übt; denn an diesen Dingen habe ich Gefallen‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Jer. 9:23, 24). Männer — Lehrer oder wer auch immer — mögen denken, sie dienten Gott, doch wenn sie einen egoistischen Geist haben, sind sie in Wirklichkeit nicht seine Diener. Ihre Werke sind in Gottes Augen wertlos (1. Kor. 13:1). Gottes Weisheit steht im Widerspruch zu bitterer Eifersucht und Streitsucht.
sondern ist die irdische, animalische, dämonische
Die angebliche Weisheit solcher Personen ist irdischer, nicht himmlischer Natur. Es ist eine gewisse Art von Weisheit, eine Weisheit, die für gottentfremdete Menschen, die nicht geistig gesinnt sind, charakteristisch ist. Weltmenschen verwenden viel Zeit und Kraft darauf, ihr Verlangen nach Vergnügen zu befriedigen. Oder sie streben danach, in dem gegenwärtigen labilen, veränderlichen System der Dinge Ansehen und Besitz zu erwerben (Phil. 3:19; Kol. 3:2). Sogar in der Christenversammlung kann sich ein solcher Geist bemerkbar machen, wie es auch in den Versammlungen der Fall war, an die Jakobus schrieb. Eine solch fleischliche Weisheit mag zwar durch große Gelehrsamkeit, Takt, Scharfsinn, feine Sitten, Geschicklichkeit und eine Argumentation zum Ausdruck kommen, die oberflächlich gesehen logisch erscheint und schwer zu widerlegen ist. Doch wir dürfen nicht vergessen, daß Jesus sagte: „Die Söhne dieses Systems der Dinge sind ihrer eigenen Generation gegenüber in praktischer Hinsicht weiser als die Söhne des Lichts“ (Luk. 16:8).
Im Gegensatz dazu sagte der Apostel Paulus über seine eigenen Lehrmethoden: „Und so kam ich denn, Brüder, als ich zu euch kam, nicht mit übertriebener Redekunst oder Weisheit, um euch das heilige Geheimnis Gottes zu verkünden. Denn ich beschloß, unter euch nichts zu wissen als Jesus Christus und ihn an den Pfahl gebracht. Und ich kam in Schwachheit und mit Furcht und mit vielem Zittern zu euch; und meine Rede und was ich predigte, bestand nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung von Geist und Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruhe“ (1. Kor. 2:1-5).
Die Weisheit des stolzen, streitsüchtigen Mannes ist auch „animalisch“ oder, buchstäblich, „seelisch“, das heißt, sie ist darauf zurückzuführen, daß der Mensch ein empfindungsfähiges Geschöpf, eine Seele, ist. Gemäß der Bibel ist sowohl der Mensch als auch das Tier eine Seele (1. Mose 2:7; 4. Mose 31:28; Offb. 16:3). Während also beide empfindungsfähige Geschöpfe (Seelen) sind, besteht doch ein großer Unterschied: Der Mensch hat ein Sittlichkeitsempfinden und einen Verstand, das Tier dagegen ist vernunftlos (2. Petr. 2:12; Jud. 10). Wenn daher von einer Weisheit die Rede ist, die als „animalisch“ oder „seelisch“ bezeichnet wird, so zeigt dies, daß sie ungeistig ist und auf fleischlichen Empfindungen, Gelüsten und Neigungen beruht. Sie ist sogar noch schlimmer. Sie ist dämonisch, denn böse Geister bekunden eine ähnliche Einstellung. Sie ist somit eine Frucht des Geistes Satans. Die Bibel zeigt, daß Satans Sturz auf Stolz und Ehrgeiz zurückzuführen war (1. Tim. 3:6).
16 Denn wo es Eifersucht und Streitsucht gibt, da gibt es Unordnung und alles Schlechte.
16 Denn wo es Eifersucht und Streitsucht gibt, da gibt es Unordnung und alles Schlechte
Eifersucht und Streitsucht sind zersetzende Eigenschaften. Sie können eine Atmosphäre schaffen, in der Unordnung und jede Art von Bosheit gedeihen. Unbeständigkeit, Unsicherheit und sogar Chaos gewinnen die Oberhand, und Glück, Sicherheit, Frieden und Einheit werden zerstört. Liebe gibt es nicht mehr. Die Christenversammlung in Korinth wurde zum Beispiel durch Eifersucht und Streitsucht in Parteien oder Cliquen gespalten (1. Kor. 1:10-13; 3:3; 2. Kor. 12:20).
Das „Schlechte“ könnte Grobheit einschließen, unbegründete Verdächtigungen, schädliches Geschwätz, Verleumdung, Verunglimpfung, üble Nachrede, Feindschaften, Rechthaberei, Sturheit, Widerspenstigkeit, Heuchelei, Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten, Parteilichkeit, Bedrückung und Gewalttätigkeiten. Personen, die sich solcher Dinge schuldig machen, stehen in der Gefahr, sich in geistiger Hinsicht tatsächlich gegenseitig zu vertilgen (Gal. 5:15). Aber die Liebe „ist ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kol. 3:14; 1. Kor. 13:4-7). Wieviel glücklicher ist doch die Versammlung, wenn ihre Glieder das Gebot Christi befolgen, einander zu lieben! Eifersucht und Streitsucht werden dann nicht mehr dasein.
17 Die Weisheit von oben aber ist vor allem keusch, dann friedsam, vernünftig, zum Gehorchen bereit, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, nicht parteiische Unterschiede machend, nicht heuchlerisch.
17 Die Weisheit von oben aber ist vor allem keusch
Das erste hier aufgeführte Merkmal der Weisheit, Keuschheit oder Reinheit, ist besonders wichtig, da es die Voraussetzung für alle anderen Merkmale ist. Das Herz muß rein sein. Ein Christ, der himmlische Weisheit hat, wird das Böse ohne Zögern von sich weisen. Jesus zum Beispiel verwarf sofort den gutgemeinten Vorschlag des Petrus. Er mußte nicht erst lange überlegen oder abwägen (Matth. 16:21-23). Genauso reagierte er auf Satans Versuchungen (Matth. 4:1-10). Joseph erkannte die Gefahr des Angebots, das Potiphars Frau ihm machte. Er hätte gegen Gott gesündigt, und daher floh er sofort, als sie sich ihm aufdrängen wollte (1. Mose 39:9, 12). Ein Lehrer benötigt diese Eigenschaft besonders, ganz gleich, wie viele andere gute Eigenschaften er sonst noch haben mag.
Die himmlische Weisheit ist daher genau das Gegenteil der Weisheit, die ‘irdisch, animalisch, dämonisch’ ist. Sie ist rein, unbefleckt und bietet keinen Nährboden für alle Arten von Unreinheit und Schlechtigkeit, wie zum Beispiel Streitsucht. Ihre erste oder unmittelbare Auswirkung besteht darin, daß sie den Sinn und das Herz reinigt. Was das hier mit „keusch“ übersetzte Wort alles beinhaltet, kann man gut aus 2. Korinther 7:11 erkennen.
dann friedsam
Die himmlische Weisheit veranlaßt einen, sich für den Frieden einzusetzen. Man wird sich nicht nur davor hüten, aggressiv oder streitsüchtig zu sein, sondern man wird auch ein Friedensstifter sein und sich besonders anstrengen, ein gutes Verhältnis zu anderen zu haben. Man wird sich nicht an etwas beteiligen oder etwas gutheißen, was den Frieden stört. Man wird seine Mitmenschen durch seine Worte und sein Beispiel ermuntern, friedsam zu sein (Röm. 14:19; Hebr. 12:14). „Glücklich sind die Friedsamen“, sagte Jesus, „da sie ,Söhne Gottes‘ genannt werden“ (Matth. 5:9).
vernünftig
Wer die Weisheit von oben hat, ist vernünftig, nachgiebig, mäßig oder nachsichtig und in seinem Eifer nicht fanatisch (Phil. 4:5; 1. Tim. 3:3; Tit. 3:2). Saulus (Paulus), von weltlicher Weisheit gelenkt, wurde durch unvernünftigen Fanatismus irregeführt, bevor er ein Christ wurde (Apg. 9:1, 2; Gal. 1:13, 14). Im Gegensatz zu Saulus wird ein vernünftiger Mensch nicht auf seine eigene Ansicht oder auf den Buchstaben des Gesetzes pochen, sondern eine Sache mit Güte und Rücksicht und vom biblischen Standpunkt aus betrachten. Er wird sich bemühen, etwas vernünftig zu klären, wie es auch Christus tun würde.
Ein vernünftiger Lehrer ist nicht dogmatisch. Er berücksichtigt den Stand des Fortschritts derjenigen, die er belehrt, und auch ihre Umstände. Er bürdet ihnen nicht mehr auf, als sie auf einmal tragen können, und es mag ziemlich lange dauern, bis sie bestimmte Dinge erkennen. Jesus sagte zu seinen Aposteln, die ihn während seines ganzen Dienstes begleitet hatten: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr vermögt es jetzt nicht zu tragen“ (Joh. 16:12). Ein Lehrer erkennt, daß Jünger zu Beginn ihres christlichen Laufes noch viele Vorstellungen und Gewohnheiten haben und Bräuche pflegen, die nicht völlig richtig sind. Aber sie werden diese Gewohnheiten ändern, wenn ihr Herz und ihr Gewissen deutlich erkennen, daß eine Änderung notwendig ist. In erster Linie muß Gottes Geist sie zu der Änderung bewegen — nicht der Lehrer. Wenn der Belehrte eine Änderung vornimmt, weil ihm dies sein Lehrer gesagt hat, statt daß sein Herz durch die Bibel dazu bewogen worden ist, so wird dies für ihn ohne Wert sein, da er nicht auf das Wort und den Geist Gottes hört, sondern einem Menschen nachfolgt.
Daher wird ein guter Lehrer niemals eigene Regeln aufstellen oder Vorschriften erlassen. Er wird die Heilige Schrift als Anleitung gebrauchen, so daß die Lernenden ihre Persönlichkeit und ihre Handlungsweise ändern, während sie ein immer klareres Verständnis erlangen. (Vergleiche 1. Korinther 9:19-23.)
zum Gehorchen bereit
Wer die himmlische Weisheit besitzt, ist nicht eigensinnig, sondern pflegt einen Geist der Zusammenarbeit und ist bereit, angemessene Bitten zu erfüllen. Ein solcher Mann wird sich dem beugen, was die Bibel sagt, und nicht einen Standpunkt einnehmen und darauf beharren, ohne Rücksicht darauf, ob er richtig oder falsch ist. Er wird sich schnell ändern, wenn es einen eindeutigen Beweis dafür gibt, daß er einen verkehrten Standpunkt eingenommen oder falsche Schlußfolgerungen gezogen hat. Er macht das Wort Gottes zu seinem Führer und zu seiner höchsten Autorität (Röm. 6:17; 2. Tim. 4:2).
voller Barmherzigkeit und guter Früchte
Die Weisheit von oben hilft einem Christen, seine Mitmenschen barmherzig und mitfühlend zu behandeln. Er hat Mitleid mit den Betrübten und Bedrängten und ist willens und darauf bedacht, sein möglichstes zu tun, um ihnen zu helfen. Wenn er aufgefordert wird, eine Angelegenheit zu beurteilen, die den Fehltritt eines Gliedes der Versammlung betrifft, wird er darauf bedacht sein, dem Betreffenden wenn möglich zu helfen (Jak. 5:19, 20; Jud. 22, 23). Auch wendet er nicht einfach Regeln an, nach denen er den Betreffenden in eine bestimmte „Kategorie“ einordnet, so daß es leicht ist, die Regel auf ihn anzuwenden. Statt dessen wendet er Gottes Wort mit Einsicht und Barmherzigkeit, verbunden mit Gerechtigkeit, an und berücksichtigt alle Faktoren — die Vergangenheit des Betreffenden, seine Situation, den Druck, unter dem er stand, seinen Wunsch, sich zu ändern, usw. Er ist sich bewußt, daß er selbst ein Sünder ist und einen ähnlichen Fehler begehen könnte. Wenn er diese Einstellung nicht hat, sondern denkt, er sei besser oder gerechter als der andere, so kann er nicht barmherzig sein; vielleicht gerät er selbst in eine schwere Versuchung und begeht ebenfalls eine Sünde. (Vergleiche Lukas 18:9-14.) Der Apostel Paulus sagt, wir sollten Personen, die einen Fehltritt begangen haben, helfen, und fügt warnend hinzu, jeder, der dies tue, solle sich selbst im Auge behalten, damit nicht auch er versucht werde (Gal. 6:1).
Zu den „guten Früchten“ gehören alle Handlungen, die mit Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit im Einklang sind (Eph. 5:9). Sie sind auch ein Ausdruck der aktiven Anteilnahme an anderen. (Vergleiche 1. Timotheus 5:10.) Ein Lehrer muß gerecht sein, aber darüber hinaus sollte er gut sein. Der Apostel Paulus schreibt: „Kaum wird jemand für einen gerechten Menschen sterben; ja, für den guten Menschen zu sterben, wagt es vielleicht jemand noch“ (Röm. 5:7). Ein Mann kann als „gerecht“ bezeichnet werden, wenn er seine Pflicht tut, unparteiisch und ehrlich ist, sich keines Vergehens und keiner unsittlichen Handlung schuldig macht; er wird daher für seinen unbescholtenen Wandel und seine Rechtschaffenheit bekannt sein. Paulus zeigt jedoch durch seine Aussage, daß ein „guter“ Mensch einem gerechten Menschen in gewisser Hinsicht überlegen ist. Jemand, der „gut“ ist, kann natürlich nicht ungerecht sein; doch er hat noch weitere Eigenschaften, die ihn von jemandem unterscheiden, der hauptsächlich für seine Gerechtigkeit bekannt ist. Er ist nicht nur darauf bedacht, das zu tun, was die Gerechtigkeit verlangt, sondern er geht noch weiter; er läßt sich von einer gesunden Rücksichtnahme leiten sowie von dem Wunsch, anderen Gutes zu tun und ihnen zu helfen.
nicht parteiische Unterschiede machend
Schon früher in seinem Brief erklärt Jakobus, daß Parteilichkeit eine Sünde ist (Jak. 2:1-9). Wer sich von der himmlischen Weisheit leiten läßt, bevorzugt nicht bestimmte Personen aufgrund ihrer äußeren Erscheinung, ihrer Stellung, ihres Wohlstands, ihres Status oder aufgrund ihres Einflusses in der Versammlung. Er bemüht sich, im Umgang mit seinen Mitmenschen, besonders mit seinen christlichen Brüdern und Schwestern, unparteiisch zu sein.
nicht heuchlerisch
Ein Heuchler gibt sich als etwas aus, was er nicht ist. Seine Handlungen stimmen mit seinen Worten nicht überein. Das griechische Wort bedeutet auch „Schauspieler sein, eine Rolle spielen“. Schauspieler trugen oft eine Maske. Die Heuchelei ist eine der schlimmsten Formen der Sünde, und sie kann jemanden zu allen anderen Sünden verleiten, auch zu der Sünde gegen den heiligen Geist. Die Pharisäer sind ein Beispiel dafür (Matth. 23:23-28). Ein anderes Beispiel sind Ananias und Sapphira (Apg. 5:1-10). Diese Vorgänge sollten jemandem, der gern ein Lehrer sein möchte oder ein Lehrer ist, eine Warnung sein. Er muß sich in jeder Situation sehr vorsehen, um offen und ehrlich und frei von Heuchelei zu sein. Der Apostel Paulus gab Timotheus ausdrücklich Anweisungen hinsichtlich der Gefahr der Heuchelei beim Lehren (1. Tim. 1:5-7). Ein Heuchler ist oft ein „Drahtzieher“, denn gewöhnlich manövriert er die Dinge, um Ehre, Ansehen, Stellung, Vorteile oder materiellen Gewinn zu erlangen. (Vergleiche 1. Thessalonicher 1:5.) Ananias trachtete offensichtlich nach einer Stellung und nach Ansehen in der frühen Christenversammlung, wie dies auch heute einige tun mögen.
Ein überheblicher, streitsüchtiger Mensch spielt oft die Rolle eines Heuchlers. Er täuscht Freundschaft vor, um seine selbstsüchtigen Ziele zu erreichen. (Vergleiche Judas 16.) Man könnte sagen, er „spiele Politik“. Er versucht, zu selbstsüchtigen Zwecken Anhänger auf seine Seite zu ziehen. Jemand, der himmlische Weisheit in seinem Leben bekundet, trägt jedoch keine Maske. Er ist in seinem Verhältnis zu anderen rechtschaffen, offen und vertrauenswürdig.
18 Überdies wird der Same der Frucht der Gerechtigkeit unter friedevollen Verhältnissen für die gesät, die Frieden stiften.
18 Überdies wird der Same der Frucht der Gerechtigkeit
Jakobus meint hier möglicherweise, daß die Gerechtigkeit gewisse gute Früchte im Leben von Christen hervorbringt. Der Prophet Jesaja spricht von dem „Werk“ und dem „Dienst“ der Gerechtigkeit: „Im Obstgarten wird die Gerechtigkeit selbst wohnen. Und das Werk der wahren Gerechtigkeit soll Friede werden und der Dienst der wahren Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit auf unabsehbare Zeit“ (Jes. 32:16, 17). Ein Christ, der in Übereinstimmung mit der wahren Gerechtigkeit handelt, bewahrt ein gutes Gewissen vor Gott und Menschen und genießt Zufriedenheit, findet Befriedigung und führt ein sinnvolles Leben.
Jakobus mag damit aber auch meinen, daß die Gerechtigkeit selbst die wünschenswerte Frucht ist. (Vergleiche Hebräer 12:11.) Das wäre die Gerechtigkeit, die Jehova Gott von seinen Anbetern verlangt. Wo Haß, Eifersucht und Ungehorsam gegenüber Gottes Wort zu finden sind, kann keine Gerechtigkeit hervorgebracht werden. Auch werden die guten Auswirkungen fehlen, die ein Leben der Gerechtigkeit mit sich bringt. Der Apostel Paulus sagt: „Das Königreich Gottes bedeutet . . . Gerechtigkeit und Friede und Freude mit heiligem Geist“ (Röm. 14:17). Um gerecht zu sein, muß man in Übereinstimmung mit der „guten Botschaft“ leben.
unter friedevollen Verhältnissen . . . gesät
Damit der Same der Gerechtigkeit wachsen kann, müssen die richtigen Bedingungen vorhanden sein. Ein Landwirt sät nicht auf einem Feld, auf dem der Mob tobt oder wo streitsüchtige Leute miteinander kämpfen. Statt dessen sät er unter ruhigen, friedlichen Verhältnissen. In der Versammlung müssen Frieden und Ruhe herrschen, damit der Same der Gerechtigkeit keimen und in Erscheinung treten und in geistiger Hinsicht gedeihen kann und besonders damit die Glieder der Versammlung das Wort Gottes studieren und an Verständnis und Reife zunehmen können.
Die Situation in der frühen Christenversammlung zeigt, daß friedevolle Verhältnisse tatsächlich das geistige Wachstum begünstigen. Nachdem die schreckliche Verfolgung, die Saulus von Tarsus angeführt hatte, nachgelassen hatte, geschah folgendes: „Nun trat in der Tat die Versammlung in ganz Judäa und Galiläa und Samaria in eine Zeitspanne des Friedens ein und wurde auferbaut; und da sie in der Furcht Jehovas wandelte und den Trost des heiligen Geistes hatte, mehrte sie sich beständig“ (Apg. 9:31). Besonders innerhalb der Versammlung dürfen Dinge, die ernstlich den Frieden stören, nicht vorhanden sein, wenn die Frucht der Gerechtigkeit hervorgebracht werden soll. (Vergleiche Jakobus 1:19-21.)
für die . . ., die Frieden stiften
Nur die Friedensstifter genießen die „Frucht der Gerechtigkeit“, die unter friedevollen Verhältnissen gedeiht. Das Neue Testament von Jörg Zink gibt Jakobus 3:18 wie folgt wieder: „In Frieden aber sät man Gerechtigkeit, die gute Frucht, die denen zuwächst, die dem Frieden leben.“ Friedensstifter sind Personen, die friedlich handeln und sich bemühen, mit und unter ihren Mitmenschen den Frieden aufrechtzuerhalten und zu fördern. Dieser Frieden ist das Gegenteil von Eifersucht und Streitsucht. Er beruht auf einem Verhältnis der Gunst bei Jehova Gott.
Daher sollten vor allem Lehrer Friedensstifter sein, die die „Weisheit von oben“ bekunden. Sie sollten nicht streitlustig oder -süchtig sein und darauf bestehen, daß andere ihren persönlichen Ansichten und Normen folgen (Gal. 5:25, 26). Das bedeutet jedoch nicht, daß sie um des Friedens willen Kompromisse bezüglich der biblischen Wahrheit machen sollten. Dennoch kann ein Lehrer oft den Frieden bewahren, indem er anderen ihre Ansicht läßt, besonders in geringfügigen Angelegenheiten. Gleichzeitig wacht er darüber, daß die Versammlung das richtige Verständnis hat und nicht durch falsche Lehren verseucht oder beunruhigt wird. (Vergleiche Römer 14:1-4, 10; Titus 3:9-11.) Er muß erkennen, daß es „in einem großen Hause nicht nur goldene und silberne Gefäße [gibt], sondern auch hölzerne und irdene, und einige zu einem ehrenhaften Zweck, andere aber zu einem unehrenhaften Zweck. Wenn sich daher jemand von den letzteren rein erhält, wird er ein Gefäß für einen ehrenhaften Zweck sein, geheiligt, brauchbar für seinen Eigentümer, bereitet für jedes gute Werk“ (2. Tim. 2:20, 21).
Der Lehrer in der Christenversammlung wird angewiesen: „Weise törichte und einfältige Streitfragen ab, da du weißt, daß sie Streitigkeiten erzeugen. Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist, da Gott ihnen vielleicht Reue gewährt, die zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit führt, und sie wieder zur Besinnung kommen mögen, aus der Schlinge des Teufels heraus, da sie von ihm für dessen Willen lebendig gefangen worden sind“ (2. Tim. 2:23-26). Ein solcher Lehrer wird ein Friedensstifter sein.