ein Buch, das die WT-Gesellschaft 1979 veröffentlicht hat und das leider nicht mehr publiziert wird.
Diese Seite existiert lediglich, um die Kommentare den Kapiteln zuzuordnen, so dass sie bei dem Kapitel in der Linkliste auftauchen, das wir gerade lesen
19 Wisset dies, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn;
19Wissetdies,meinegeliebtenBrüder
Die Worte „wisset dies“ beziehen sich möglicherweise auf den vorher erwähnten Gedanken, daß sie als Christen als eine „gewisse Erstlingsfrucht“ hervorgebracht worden waren. Dieses Wissen würde sich in ihrem Handeln widerspiegeln. Jesus sagte zu seinen treuen Aposteln: „Wenn ihr diese Dinge wißt, glücklich seid ihr, wenn ihr sie tut“ (Joh. 13:17). Über einen gerechten Mann (König Josia) sagte der Prophet Jeremia: „Er vertrat den Rechtsanspruch des Niedergedrückten und des Armen. In jenem Fall ging es gut. ‚War nicht das ein Fall, mich zu kennen?‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Jer. 22:16). Dieser gerechte Mann handelte in Übereinstimmung mit dem, was er in seinem Herzen über Jehova Gott wirklich wußte. (Vergleiche 1. Johannes 3:6.) Wieder möchte der Jünger Jakobus die Aufmerksamkeit seiner Mitgläubigen auf einen wichtigen Gedanken lenken und spricht sie daher mit „meine geliebten Brüder“ an. Er sagt gewissermaßen: „Ihr wißt, daß Gott euch durch das Wort der Wahrheit eine neue Geburt gegeben hat. Da ihr eine solch große Ehre empfangen habt, solltet ihr durch euren Wandel zum Ausdruck bringen, daß ihr ein neues Leben führt, und dem Zweck eurer Berufung entsprechend leben.“ Darauf geht er dann als nächstes ein.
JederMenschsollschnellseinzumHören
Gewiß sollten Christen schnell auf Gottes Wort oder Botschaft reagieren. In diesem Fall hat das Hören auch den Sinn von Gehorchen (Joh. 8:37, 38, 47). Wir sollten nicht nur hören, sondern auch handeln. Wir sollten allen Stolz, alle Sturheit, jedes Vorurteil und jede persönliche Meinung aufgeben und demütig auf Gottes „Wort“ hören. Wir sollten nach Gottes „Wort“ Verlangen haben, genauso wie ein Kleinkind nach Milch verlangt. Damit ist nicht gesagt, daß wir alle in geistiger Hinsicht Kleinkinder sind, sondern daß wir genauso ein Verlangen nach dem Wort Gottes haben wie Säuglinge nach Milch. (Vergleiche 1. Petrus 2:2.) Der Vergleich bezieht sich nicht auf den Säugling, sondern auf das starke Verlangen, sich ständig von Gottes Wort zu nähren.
langsamzumReden
Bevor wir reden, sollten wir sorgfältig überlegen, was wir sagen wollen (Spr. 15:28; 16:23). Erst wenn wir selbst Gottes Forderungen beachten, können wir andere belehren (Röm. 2:17-24). Wir müssen uns davor hüten, wie die vom Apostel Paulus beschriebenen Personen zu werden, die Lehrer sein wollten, aber weder die Worte verstanden die sie gebrauchten, noch die Gedanken, ‘über die sie feste Behauptungen aufstellten’ (1. Tim. 1:7). Wir sollten nicht reden oder Ideen verbreiten, bevor wir zunächst sorgfältig auf das gehört haben, was Gottes Wort zu sagen hat. Wenn wir für das, was wir sagen, keine biblische Grundlage haben, können wir uns selbst und andere irreführen. In Sprüche 17:27 heißt es: „Wer irgend seine Reden zurückhält, besitzt Erkenntnis, und ein Mann von Unterscheidungsvermögen ist kühlen Geistes.“
Der Rat, langsam zum Reden zu sein, war offensichtlich zeitgemäß, wenn man die Zurechtweisung berücksichtigt, die seinen Brüdern zu geben sich Jakobus im 3. und 4. Kapitel seines Briefes genötigt sah.
langsamzumZorn
Wir werden ermahnt, uns wirklich zu bemühen, unseren Zorn im Zaum zu halten, und nicht zuzulassen, daß wir die Beherrschung verlieren. Da dies in Verbindung mit der gehorsamen Erwiderung auf das „Wort“ der Wahrheit erwähnt wird, will Jakobus offensichtlich sagen, daß man die Wahrheit in der richtigen Geistes- und Herzensverfassung prüfen sollte. Im Zustand der Erregung kann man Gottes Forderungen nicht richtig verstehen. (Vergleiche Sprüche 19:3.) Man ist nicht in der Verfassung, in Übereinstimmung damit zu handeln. Wenn wir uns über etwas, was jemand sagt, ärgern, sollten wir nicht gleich etwas darauf erwidern, sonst könnten wir mit bitteren, rachsüchtigen Worten antworten, was andere ärgern und abstoßen und uns in große Schwierigkeiten bringen könnte. Wir mögen zwar manchmal zornig sein, doch dann sollten wir die Warnung der Bibel beherzigen: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht“ (Eph. 4:26). Wenn wir in einer solchen Situation langsam zum Zorn sind, kann uns dies davor bewahren, eine Sünde zu begehen.
20 denn eines Mannes Zorn bewirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.
Die Gerechtigkeit, die Gott von seinen Dienern verlangt, kann unmöglich einer zornigen Gemütsverfassung entspringen. Zorn wird einen nicht dazu antreiben, der Bibel zu gehorchen. Im Zorn wird man weit eher etwas tun, was man später bereut, vielleicht sein ganzes Leben lang. Eines Mannes Zorn verdunkelt auch Gottes Gerechtigkeit. Wenn andere jemand sehen, der behauptet, Gott zu dienen, aber dazu neigt, im Zorn zu handeln, können sie in diesem angeblichen Christen nicht Gottes Bild und Gleichnis wiedererkennen. Sie mögen bezweifeln, daß es wünschenswert ist, einem Gott zu dienen, dessen Diener einen solch schlechten Wesenszug haben. Wenn daher Personen, die behaupten, Gottes Diener zu sein, leicht in Zorn geraten, machen sie es anderen schwer, die Wahrheit anzunehmen. Außenstehende können dadurch voreingenommen werden, so daß sie der biblischen Botschaft, die der Christ und seine Gefährten verkündigen, kein Gehör schenken. Ein biblischer Spruch sagt diesbezüglich: „Wer langsam ist zum Zorn, hat Fülle von Unterscheidungsvermögen, wer aber ungeduldig ist, erhöht Torheit“ (Spr. 14:29).
21 Legt daher alle Unsauberkeit ab und jenes Überflüssige, die Schlechtigkeit, und nehmt mit Milde die Einpflanzung des Wortes an, das eure Seelen zu retten vermag.
21LegtdaheralleUnsauberkeitab
Da Christen schnell sein sollten zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn, müssen sie alle Unsauberkeit ablegen, das heißt alles, was in Jehovas Augen abscheulich oder anstößig ist. Solche Dinge würden nämlich Ungehorsam und die Neigung zum Zorn in uns nur noch fördern. Der Ausdruck „Unsauberkeit“ bezieht sich sowohl auf eine unsaubere Einstellung als auch auf unsaubere Handlungen. Die Sünde hat eine „trügerische Macht“, durch die sie uns verlockend und wünschenswert erscheinen mag (Hebr. 3:13). Wir müssen sie daher im richtigen Licht sehen, müssen ihre abstoßende Natur erkennen — daß sie das Leben der Menschen ruiniert, daß sie sie erniedrigt und sowohl ihren Namen als auch ihren Sinn und ihr Herz beschmutzt. (Vergleiche Judas 23.) Ein gesunder Haß der Sünde ist ein großer Schutz. Der Christ muß in Sinn und Herz rein sein, um völlig unter den wohltuenden Einfluß des Wortes der Wahrheit zu kommen.
undjenesÜberflüssige,dieSchlechtigkeit
Das hier mit „Überflüssige“ wiedergegebene griechische Wort hat die Grundbedeutung von „Reichlichkeit“ und kann auch „Übermaß“ bedeuten sowie das, was als Überschuß übrigbleibt. (Vergleiche die Verwendung von Formen dieses Ausdrucks in Matthäus 5:37; 14:20.) In einigen Übersetzungen ist deshalb von „dem so weit verbreiteten Bösen“ (NewInternationalVersion) oder vom „Auswuchs der Bosheit“ (Allioli) die Rede. Alle Schlechtigkeit ist unerwünscht und sucht sich wie Sauerteig in uns auszubreiten und zu wachsen (1. Kor. 5:6). Daher bezieht sich der Ausdruck „jenes Überflüssige, die Schlechtigkeit“ offensichtlich auf jede Art von Schlechtigkeit und Gemeinheit, die immer wieder im Herzen aufkeimt. (Vergleiche Römer 7:13-25.) Das liegt daran, daß unser unvollkommenes Fleisch „dem Gesetz Gottes nicht untertan [ist] und . . . es in der Tat auch nicht sein [kann]“, nämlich wegen seiner sündigen Natur (Röm. 8:7).
Folglich sollten sich Christen ständig bemühen, diese Dinge aus Herz und Sinn zu entfernen, ja auszurotten, damit sie ihr Leben noch völliger mit der Wahrheit in Übereinstimmung bringen und Gottes Heiligkeit in größerem Maße widerspiegeln können. Jeder Christ sollte seine Lebensweise und seine Persönlichkeit überprüfen und versuchen, alle Unsauberkeit des Fleisches und des Geistes und alles, was ihn von seiner Berufung als Christ ablenkt, zu entfernen — und zwar jede Spur davon, soweit es ihm möglich ist. Der Apostel Paulus gab einen guten Grund dafür an. Er sagte: „Da wir also diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes, indem wir die Heiligkeit in der Furcht Gottes vervollkommnen“ (2. Kor. 7:1).
In 1. Petrus 1:14-16 bringt der Apostel Petrus diesen Gedanken wie folgt zum Ausdruck: „Formt euch als gehorsame Kinder nicht mehr nach den Begierden, die ihr früher in eurer Unwissenheit hattet, sondern in Übereinstimmung mit dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch ihr selbst heilig in eurem ganzen Wandel, weil geschrieben steht: ,Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin.‘ “ Das bedeutet nicht, daß wir denken sollten, wir seien aufgrund eigener Verdienste heilig, und uns deswegen anderen überlegen fühlen sollten. Da ‘in unserem Fleisch nichts Gutes wohnt’, müssen wir den Kampf gegen das Böse, das ständig in uns aufkeimt, fortsetzen. Wir müssen demütig anerkennen, daß wir unwürdige Sünder sind und daher unsere ‘Heiligkeit vervollkommnen’ müssen (Jes. 65:5; Röm. 7:18; 1. Joh. 1:8-10).
undnehmtmitMildedieEinpflanzungdesWortesan
Dadurch, daß Christen das Böse aus Herz und Sinn entfernen, bereiten sie den Boden für die Einpflanzung des „Wortes“ der Wahrheit vor, das dann wie ein Samenkorn in einem unkrautfreien Feld gedeihen kann. Sie sollten dem „Wort“ nicht widerstehen, sondern es im Geist der Milde oder Sanftmut annehmen und sich demütig seinem Einfluß unterstellen (Apg. 17:11, 12; vergleiche 13:45, 46, 48). Diese „Einpflanzung“ bezieht sich nicht nur auf das ursprüngliche Einpflanzen des „Wortes“ in einen neubekehrten Christen. Gemeint ist vielmehr, daß der Christ ständig mehr Wahrheit aus der wahrhaftigen Botschaft Gottes, die in der Bibel vollständig vorhanden ist, in sich einpflanzen läßt. Er nimmt alles, was er hört, demütigen Herzens und gehorsam an, so daß es in ihn eindringt und in ihm Wurzel faßt (Eph. 3:17-19; Kol. 2:6, 7). Wer das tut, wird reichlich Frucht hervorbringen, wie es bei dem vortrefflichen Boden im Gleichnis vom Sämann der Fall ist (Matth. 13:23; Gal. 5:22, 23).
daseureSeelenzurettenvermag
Mit der Hilfe des heiligen Geistes bringt das eingepflanzte „Wort“ eine neue Persönlichkeit hervor, die dem Bilde Gottes entspricht. Der Christ steht daher annehmbar vor Gott und Christus da. Auf diese Weise spielt das „Wort“ eine wichtige Rolle bei der Rettung. Der Apostel Paulus sagt uns, wie das „Wort“ Christen beeinflussen sollte: „Sofern ihr ihn [Christus] überhaupt gehört habt und durch ihn belehrt worden seid, so, wie die Wahrheit in Jesus ist, . . . [sollt] ihr die alte Persönlichkeit ablegen . . ., die eurem früheren Wandel entspricht und die gemäß ihren trügerischen Begierden verdorben wird; . . . ihr [sollt] aber erneuert werden . . . in der Kraft, die euren Sinn antreibt, und die neue Persönlichkeit anziehen . . ., die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Eph. 4:21-24).
22 Werdet indes Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, indem ihr euch selbst durch falsche Überlegungen betrügt.
22WerdetindesTäterdesWortes
Als Christen müssen wir das „Wort“ der Wahrheit in unserem Leben anwenden; wir müssen glauben, daß es uns von Nutzen ist und daß es voller Weisheit ist. Wir sollten ständig auf dieses „Wort“ achtgeben und uns davon leiten lassen. Jesus erklärte: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist“ (Matth. 7:21, 24-27). Auch sagte er: „Glücklich sind . . . die, die das Wort Gottes hören und es bewahren!“ (Luk. 11:28).
undnichtbloßHörer
Christ zu sein bedeutet nicht einfach, einer Besprechung des „Wortes“ der Wahrheit respektvoll zuzuhören. Es ist nicht genug, christliche Zusammenkünfte zu besuchen und in der Bibel zu lesen. (Das griechische Wort für „Hörer“ enthält den Gedanken des Zuhörens beim öffentlichen Vorlesen aus den Schriften, wie das die jüdischen Anbeter taten. Einige von ihnen gingen eifrig in die Synagoge und hörten immer wieder den Vorlesungen aus den Schriften zu, aber sie erlangten nicht den Glauben, den sie benötigten, um den Messias zu erkennen; genauso verhält es sich auch heute mit vielen, die einer Bibellesung zuhören.) Ein echter Hörer zu sein bedeutet, Glauben zu haben, und Glaube bringt Werke hervor (Röm. 10:17; Jak. 2:20). Jemand, der „bloß Hörer“ ist, hat keinen Glauben.
indemihreuchselbstdurchfalscheÜberlegungenbetrügt
Jemand mag denken, er habe seine religiöse Pflicht erfüllt, wenn er christliche Zusammenkünfte besuche, respektvoll zuhöre und auch persönlich in der Bibel lese. Auf anderen Gebieten des Lebens mag er sich jedoch sehr wenig von Personen unterscheiden, die nicht behaupten, Diener Gottes zu sein. Da er nicht erkennt, daß die wahre Anbetung sein gesamtesLeben einbezieht, macht er sich eines Selbstbetrugs schuldig. Er übersieht, daß der Gehorsam gegenüber dem „Wort“ der Wahrheit ein göttliches Erfordernis ist. Eine solche Täuschung kann ihn daran hindern, gerettet zu werden, und sie mag schwerer zu überwinden sein als Unwissenheit oder Unglaube. (Siehe auch Jakobus 2:18, 19; 4:17.) Jehova Gott verlangt ausschließliche Ergebenheit, eine Ergebenheit, die sich auf jeden Bereich des Lebens auswirkt (1. Kor. 10:31). Wer nur eine äußere Form der Anbetung praktiziert, versagt in dieser Hinsicht.
23 Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, so ist dieser einem Manne gleich, der sein natürliches Angesicht in einem Spiegel beschaut.
Wenn man sich im Spiegel betrachtet, kann man all seine Mängel und Schönheitsfehler sehen. Gewöhnlich schaut man in den Spiegel, um seine äußere Erscheinung zu begutachten und wenn möglich irgendwelche Unregelmäßigkeiten zu korrigieren. Das, was man sieht, wird dem Sinn übermittelt. So verhält es sich auch, wenn wir das „Wort“ hören; wir können uns dann so sehen, wie wir wirklich sind.
24 Denn er beschaut sich und geht dann weg und vergißt sogleich, was für ein Mensch er ist.
Jemand, der in einen Spiegel schaut, braucht gewöhnlich nicht lange, um sich ein Bild über sein Aussehen zu machen. Vielleicht sieht er Anzeichen dafür, daß er älter wird. Spannungen und schlaflose Nächte mögen tiefe Ränder unter den Augen zurückgelassen haben. In einigen Fällen hinterläßt ein ausschweifendes Leben seine Spuren. Solange er vor dem Spiegel steht, sieht er all diese Dinge deutlich, und sie sollten ihm Grund zur Besorgnis geben und ihn veranlassen, ernsthaft darüber nachzudenken, was er aus seinem Leben gemacht hat und was er in den verbleibenden Jahren verbessern kann. Wenn er sich aber abwendet, verliert er schnell das Interesse an seinem Aussehen. Vielleicht möchte er sogar am liebsten einige unerwünschte Züge vergessen. Jetzt, wo er nicht mehr vor dem Spiegel steht und mit anderen Dingen beschäftigt ist, vergißt er alles über sein Aussehen, auch das, was er korrigieren müßte. (Vergleiche 2. Petrus 1:9.) Anders verhält es sich mit dem Täter des Werkes. Er schaut in das vollkommene Gesetz hinein.
25 Wer aber in das vollkommene Gesetz, das zur Freiheit gehört, hineinschaut und dabei bleibt, der wird glücklich sein, indem er es tut, weil er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes geworden ist.
25WeraberindasvollkommeneGesetz...hineinschaut
Der griechische Ausdruck für das Verb „hineinschauen“ bedeutet buchstäblich „sich neben etwas bücken“. Der Gedanke ist, daß man sich vornüber beugt, um einen Gegenstand sorgfältig zu betrachten. (Vergleiche Johannes 20:5, 11; 1. Petrus 1:12.) Genau das tut der Täter des Werkes. Er studiert das vollkommene Gesetz gründlich, mit dem Wunsch, danach zu handeln; er sieht, in welchem Verhältnis er selbst, ja sein ganzes Leben dazu steht. Da dieses Gesetz vollkommen ist, ist es vollständig. Es umfaßt alles, was von einem Christen verlangt wird. Es braucht nicht durch menschliche Traditionen vervollständigt oder ergänzt zu werden. Seine Gebote und Grundsätze sind eine vollkommene Anleitung für einen rechtschaffenen Wandel, der zur Rettung führen und Gottes Gunst nach sich ziehen wird (Spr. 30:5, 6; Ps. 119:105, 140).
daszurFreiheitgehört
Dieses Gesetz steht mit der Freiheit in Verbindung, die Gottes Diener genießen. Diese Freiheit ist das Gegenteil der Sklaverei der Sünde und des Todes. Der Ausdruck „Gesetz, das zur Freiheit gehört“ weist auf den neuen Bund hin, dessen Gesetze auf Herzen geschrieben sind (Jer. 31:33). Im Gegensatz zum mosaischen Gesetz, das die Israeliten als todeswürdige Sünder verurteilte, führt das „Gesetz, das zur Freiheit gehört“, zum Leben (Röm. 7:5, 6, 9; 8:2, 4; 2. Kor. 3:6-9). Christen haben daher keine umfangreiche Sammlung von Regeln und Vorschriften, die sie befolgen müßten, sondern sie lassen sich von Gottes geoffenbartem Willen leiten (Gal. 5:1, 13, 14). Sie handeln aufgrund ihres Gewissens gegenüber Gott. Was sie tun, kommt aus dem Herzen; sie tun es bereitwillig, nicht aus Zwang oder aus Angst vor Strafe für die Übertretung einer Sammlung von Regeln. Da Gottes Gesetz auf Liebe gegründet ist, ist die Anbetung des Christen in erster Linie positiv, nicht negativ (Matth. 22:37-40; vergleiche Jakobus 2:12).
unddabeibleibt
Wer bei dem Gesetz bleibt, das zur Freiheit gehört, begnügt sich nicht damit, es zu untersuchen. Er ist anders als der Mann, der in einen Spiegel schaut und dann vergißt, was ihm der Spiegel verraten hat, oder das Interesse daran verliert. Der Christ „bleibt neben“ (KingdomInterlinearTranslation) dem vollkommenen Gesetz, das heißt, er beharrt dabei, er studiert es weiterhin genau, um sein Leben damit in Übereinstimmung zu bringen (Ps. 119:9, 16, 97). Christen müssen sich dieses Gesetz völlig zu eigen machen, sie müssen sich davon leiten lassen.
Dadurch, daß der Christ das „Wort“ im täglichen Leben anwendet, beweist er, daß er kein vergeßlicher Hörer ist — daß er nicht nur respektvoll zuhört, aber es dann versäumt, in Übereinstimmung mit dem Gehörten zu handeln. Er setzt das, was er hört, wirklich in die Tat um. Als Folge davon ist er glücklich. Das vollkommene Gesetz bringt ihm echte Vorteile, durch die sein Leben weit erfreulicher wird (Ps. 19:7-11; vergleiche 1. Timotheus 4:8). Er genießt die Zufriedenheit und die Befriedigung, die das Bewußtsein mit sich bringt, in Jehovas Augen wohlgefällig zu sein.
26 Wenn es jemand dünkt, er beachte die äußere Form der Anbetung, und er zügelt doch seine Zunge nicht, sondern fährt fort, sein Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig.
Jemand mag sich einbilden, er sei sehr fromm und Gott völlig ergeben. Vielleicht verrichtet er sogar einige gerechte Werke, so daß er sich wie ein ganzherziger Anbeter Gottes vorkommt. Aber sein Wandel mag einen schwerwiegenden Mangel aufweisen — einen Mangel, der sein Bekenntnis, ein Christ zu sein, ernstlich in Frage zieht. Der gesamte Lebenswandel eines Christen sollte mit dem „Wort“ der Wahrheit in Übereinstimmung sein. Was er tut, muß aus dem Herzen kommen; es darf keine rein formelle, routinemäßige Angelegenheit sein. Schließlich kommt es darauf an, wie Gott über ihn denkt, und nicht, wie er selbst über sich denkt (1. Kor. 4:4).
underzügeltdochseineZungenicht
Der schwerwiegende Mangel, den Jakobus hier erwähnt, ist das Versäumnis, die Zunge im Zaum zu halten und sich davor zu hüten, Böses zu reden. Dazu gehören üble Nachrede, Verleumdung, voreilige Behauptungen, Schmeichelei, irreführende Argumente usw. Was er auch immer behaupten mag — seine Rede verurteilt ihn als Heuchler. Die Pharisäer waren selbstgerecht, aber mit ihrer Zunge schmeichelten sie, logen sie, suchten sie ihre eigene Ehre und sprachen sie Böses über Personen, auf die sie herabblickten (Mark. 12:38-40; Joh. 7:47, 48; vergleiche Römer 3:10-18).
sondernfährtfort,seinHerzzubetrügen
Selbstgerechtigkeit führt zur Selbsttäuschung. Das Christentum verlangt, daß wir die Glieder unseres Körpers, auch unsere Zunge, beherrschen. Wir sollten ‘jeden Gedanken gefangennehmen, um ihn dem Christus gehorsam zu machen’ (2. Kor. 10:5). Daher betrügt sich jemand selbst, wenn er denkt, er führe ein christliches Leben, und zügelt doch — zu seinem eigenen oder zum Schaden anderer — seine Zunge nicht. Er mag viele Fähigkeiten haben, vielleicht sogar Eifer und einen äußeren Schein der Wohltätigkeit. Aber er hat nicht richtig erfaßt, was es bedeutet, ein Christ zu sein (1. Kor. 13:1-3). Niemand, der an einer Gott entehrenden Gewohnheit festhält, kann ein ergebener Diener Gottes sein. Jakobus sagt mehr über die Zunge im 2. Kapitel seines Briefes.
dessenFormderAnbetungistnichtig
Da der Wandel des Betreffenden einen beträchtlichen Mangel aufweist, ist seine Anbetung Jehova nicht wohlgefällig. Sie ist nicht echt; sie ist lediglich eine Formsache. Sie ist besudelt, weil er seine Zunge nicht beherrscht. Eine solch angebliche Anbetung ist befleckt, unrein und daher nichtig oder vergebens. Vergleiche Haggai 2:14, wo der Prophet sagt, daß in Gottes Augen alle Werke der Israeliten unrein waren, weil sie den Wiederaufbau des Tempels vernachlässigten. Sie hatten eine Form der Anbetung, doch sie war in den Augen Jehovas ohne Wert.
27 Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen und sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren.
Dieser Vers bezieht sich auf die Anbetung, die Jehova als „rein“, heilig und „unbefleckt“, als unberührt von jeder Schlechtigkeit, betrachtet. Jehova ist nicht nur der Gott der Christen, sondern auch ihr Vater, denn er hat sie durch seinen Geist als seine Söhne gezeugt. Jakobus will hier keine vollständige Definition der wahren Anbetung mit all ihren Erfordernissen geben; er sagt nicht, die wahre Anbetung beschränke sich darauf, für Witwen und Waisen zu sorgen und sich von der Welt ohne Flecken zu bewahren. Er zeigt vielmehr, daß echter Gottesdienst mehr als eine Formsache ist, die nach bestimmten Vorschriften verrichtet wird, und daß er das Herz berührt und den ganzen Menschen einbezieht, ja alles in seinem Leben, auch sein Mitgefühl und seine Liebe (1. Joh. 3:18).
nachWaisenundWitweninihrerDrangsalzusehen
Wahre Christen zeichnen sich dadurch aus, daß sie sich um die Bedürftigen kümmern. Dazu gehören Waisen und Witwen, die oft Not leiden (Gal. 2:10). Der Christ sollte bereit und darauf bedacht sein, ihnen zu Hilfe zu kommen. Christliches Geben aus guten Beweggründen ist in Gottes Augen von großem Wert (2. Kor. 9:6-15; Hebr. 6:10; 13:16). Gott offenbart sich als der Beschützer des vaterlosen Knaben und der Witwe (5. Mose 10:17, 18; Ps. 68:5).
Von Anfang an war die Christenversammlung sehr daran interessiert, Witwen zu helfen (Apg. 6:1-6). Jesus zeigte in seinem Gleichnis von den Schafen und den Ziegenböcken, daß die Liebesdienste, die man einem der geringsten seiner Brüder in einer Notsituation erweisen würde, die Grundlage für ein günstiges Urteil bilden würden (Matth. 25:35, 36, 45). Der Apostel Paulus ermahnte Christen: „In der Tat, laßt uns denn, solange wir günstige Zeit dafür haben, gegenüber allen das Gute wirken, besonders aber gegenüber denen, die uns im Glauben verwandt sind“ (Gal. 6:10; 1. Joh. 3:14-18; Jak. 2:14-17). Zu der Sorge für die Geringen und die Bedürftigen gehört auch, daß man ihnen tröstend zuredet und ihnen den Trost vermittelt, den die Heilige Schrift gibt. Das wird ihnen zur geistigen Erbauung gereichen (1. Thess. 5:14; 2. Kor. 1:3-5).
undsichselbstvonderWeltohneFleckenzubewahren
Das Wort „Welt“ bezieht sich hier wie an vielen anderen Stellen in der Bibel auf die Menschen im allgemeinen, die Gott nicht dienen, sondern sich „in der Macht dessen, der böse ist“, befinden (1. Joh. 5:19). Der Christ sollte sich von der Welt deutlich unterscheiden; er sollte kein Teil davon sein (Joh. 17:14). Wir sollten mit der Gewalttätigkeit und der Korruption der Welt nichts zu tun haben und uns nicht an ihrer entzweienden Politik, ihrem Nationalismus und ihren ungerechten Plänen beteiligen. Auch können wir keine echten Christen sein, wenn wir eine Einstellung, eine Redeweise oder ein Verhalten übernehmen, das im Gegensatz zu Gottes Willen steht. Selbst wenn wir ähnlich handeln würden wie die Welt und ihre ungerechten Methoden übernehmen würden, ohne dies aber in direkter Gemeinschaft mit der Welt zu tun, wären wir in Gottes Augen verderbt. Wir hätten uns durch die Welt befleckt und besudelt (Röm. 12:2). Wir dürfen nicht übersehen, daß so etwas sogar innerhalb der Versammlung möglich ist, denn der Apostel Paulus warnte Timotheus: „Nun gibt es in einem großen Hause nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und einige zu einem ehrenhaften Zweck, andere aber zu einem unehrenhaften Zweck. Wenn sich daher jemand von den letzteren rein erhält, wird er ein Gefäß, für einen ehrenhaften Zweck sein, geheiligt, brauchbar für seinen Eigentümer, bereitet für jedes gute Werk. So fliehe die Begierden, die der Jugend eigen sind, jage aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden zusammen mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen“ (2. Tim. 2:20-22).
19 Wisset dies, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn;
19 Wisset dies, meine geliebten Brüder
Die Worte „wisset dies“ beziehen sich möglicherweise auf den vorher erwähnten Gedanken, daß sie als Christen als eine „gewisse Erstlingsfrucht“ hervorgebracht worden waren. Dieses Wissen würde sich in ihrem Handeln widerspiegeln. Jesus sagte zu seinen treuen Aposteln: „Wenn ihr diese Dinge wißt, glücklich seid ihr, wenn ihr sie tut“ (Joh. 13:17). Über einen gerechten Mann (König Josia) sagte der Prophet Jeremia: „Er vertrat den Rechtsanspruch des Niedergedrückten und des Armen. In jenem Fall ging es gut. ‚War nicht das ein Fall, mich zu kennen?‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Jer. 22:16). Dieser gerechte Mann handelte in Übereinstimmung mit dem, was er in seinem Herzen über Jehova Gott wirklich wußte. (Vergleiche 1. Johannes 3:6.) Wieder möchte der Jünger Jakobus die Aufmerksamkeit seiner Mitgläubigen auf einen wichtigen Gedanken lenken und spricht sie daher mit „meine geliebten Brüder“ an. Er sagt gewissermaßen: „Ihr wißt, daß Gott euch durch das Wort der Wahrheit eine neue Geburt gegeben hat. Da ihr eine solch große Ehre empfangen habt, solltet ihr durch euren Wandel zum Ausdruck bringen, daß ihr ein neues Leben führt, und dem Zweck eurer Berufung entsprechend leben.“ Darauf geht er dann als nächstes ein.
Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören
Gewiß sollten Christen schnell auf Gottes Wort oder Botschaft reagieren. In diesem Fall hat das Hören auch den Sinn von Gehorchen (Joh. 8:37, 38, 47). Wir sollten nicht nur hören, sondern auch handeln. Wir sollten allen Stolz, alle Sturheit, jedes Vorurteil und jede persönliche Meinung aufgeben und demütig auf Gottes „Wort“ hören. Wir sollten nach Gottes „Wort“ Verlangen haben, genauso wie ein Kleinkind nach Milch verlangt. Damit ist nicht gesagt, daß wir alle in geistiger Hinsicht Kleinkinder sind, sondern daß wir genauso ein Verlangen nach dem Wort Gottes haben wie Säuglinge nach Milch. (Vergleiche 1. Petrus 2:2.) Der Vergleich bezieht sich nicht auf den Säugling, sondern auf das starke Verlangen, sich ständig von Gottes Wort zu nähren.
langsam zum Reden
Bevor wir reden, sollten wir sorgfältig überlegen, was wir sagen wollen (Spr. 15:28; 16:23). Erst wenn wir selbst Gottes Forderungen beachten, können wir andere belehren (Röm. 2:17-24). Wir müssen uns davor hüten, wie die vom Apostel Paulus beschriebenen Personen zu werden, die Lehrer sein wollten, aber weder die Worte verstanden die sie gebrauchten, noch die Gedanken, ‘über die sie feste Behauptungen aufstellten’ (1. Tim. 1:7). Wir sollten nicht reden oder Ideen verbreiten, bevor wir zunächst sorgfältig auf das gehört haben, was Gottes Wort zu sagen hat. Wenn wir für das, was wir sagen, keine biblische Grundlage haben, können wir uns selbst und andere irreführen. In Sprüche 17:27 heißt es: „Wer irgend seine Reden zurückhält, besitzt Erkenntnis, und ein Mann von Unterscheidungsvermögen ist kühlen Geistes.“
Der Rat, langsam zum Reden zu sein, war offensichtlich zeitgemäß, wenn man die Zurechtweisung berücksichtigt, die seinen Brüdern zu geben sich Jakobus im 3. und 4. Kapitel seines Briefes genötigt sah.
langsam zum Zorn
Wir werden ermahnt, uns wirklich zu bemühen, unseren Zorn im Zaum zu halten, und nicht zuzulassen, daß wir die Beherrschung verlieren. Da dies in Verbindung mit der gehorsamen Erwiderung auf das „Wort“ der Wahrheit erwähnt wird, will Jakobus offensichtlich sagen, daß man die Wahrheit in der richtigen Geistes- und Herzensverfassung prüfen sollte. Im Zustand der Erregung kann man Gottes Forderungen nicht richtig verstehen. (Vergleiche Sprüche 19:3.) Man ist nicht in der Verfassung, in Übereinstimmung damit zu handeln. Wenn wir uns über etwas, was jemand sagt, ärgern, sollten wir nicht gleich etwas darauf erwidern, sonst könnten wir mit bitteren, rachsüchtigen Worten antworten, was andere ärgern und abstoßen und uns in große Schwierigkeiten bringen könnte. Wir mögen zwar manchmal zornig sein, doch dann sollten wir die Warnung der Bibel beherzigen: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht“ (Eph. 4:26). Wenn wir in einer solchen Situation langsam zum Zorn sind, kann uns dies davor bewahren, eine Sünde zu begehen.
20 denn eines Mannes Zorn bewirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.
20 denn eines Mannes Zorn bewirkt nicht Gottes Gerechtigkeit
Die Gerechtigkeit, die Gott von seinen Dienern verlangt, kann unmöglich einer zornigen Gemütsverfassung entspringen. Zorn wird einen nicht dazu antreiben, der Bibel zu gehorchen. Im Zorn wird man weit eher etwas tun, was man später bereut, vielleicht sein ganzes Leben lang. Eines Mannes Zorn verdunkelt auch Gottes Gerechtigkeit. Wenn andere jemand sehen, der behauptet, Gott zu dienen, aber dazu neigt, im Zorn zu handeln, können sie in diesem angeblichen Christen nicht Gottes Bild und Gleichnis wiedererkennen. Sie mögen bezweifeln, daß es wünschenswert ist, einem Gott zu dienen, dessen Diener einen solch schlechten Wesenszug haben. Wenn daher Personen, die behaupten, Gottes Diener zu sein, leicht in Zorn geraten, machen sie es anderen schwer, die Wahrheit anzunehmen. Außenstehende können dadurch voreingenommen werden, so daß sie der biblischen Botschaft, die der Christ und seine Gefährten verkündigen, kein Gehör schenken. Ein biblischer Spruch sagt diesbezüglich: „Wer langsam ist zum Zorn, hat Fülle von Unterscheidungsvermögen, wer aber ungeduldig ist, erhöht Torheit“ (Spr. 14:29).
21 Legt daher alle Unsauberkeit ab und jenes Überflüssige, die Schlechtigkeit, und nehmt mit Milde die Einpflanzung des Wortes an, das eure Seelen zu retten vermag.
21 Legt daher alle Unsauberkeit ab
Da Christen schnell sein sollten zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn, müssen sie alle Unsauberkeit ablegen, das heißt alles, was in Jehovas Augen abscheulich oder anstößig ist. Solche Dinge würden nämlich Ungehorsam und die Neigung zum Zorn in uns nur noch fördern. Der Ausdruck „Unsauberkeit“ bezieht sich sowohl auf eine unsaubere Einstellung als auch auf unsaubere Handlungen. Die Sünde hat eine „trügerische Macht“, durch die sie uns verlockend und wünschenswert erscheinen mag (Hebr. 3:13). Wir müssen sie daher im richtigen Licht sehen, müssen ihre abstoßende Natur erkennen — daß sie das Leben der Menschen ruiniert, daß sie sie erniedrigt und sowohl ihren Namen als auch ihren Sinn und ihr Herz beschmutzt. (Vergleiche Judas 23.) Ein gesunder Haß der Sünde ist ein großer Schutz. Der Christ muß in Sinn und Herz rein sein, um völlig unter den wohltuenden Einfluß des Wortes der Wahrheit zu kommen.
und jenes Überflüssige, die Schlechtigkeit
Das hier mit „Überflüssige“ wiedergegebene griechische Wort hat die Grundbedeutung von „Reichlichkeit“ und kann auch „Übermaß“ bedeuten sowie das, was als Überschuß übrigbleibt. (Vergleiche die Verwendung von Formen dieses Ausdrucks in Matthäus 5:37; 14:20.) In einigen Übersetzungen ist deshalb von „dem so weit verbreiteten Bösen“ (New International Version) oder vom „Auswuchs der Bosheit“ (Allioli) die Rede. Alle Schlechtigkeit ist unerwünscht und sucht sich wie Sauerteig in uns auszubreiten und zu wachsen (1. Kor. 5:6). Daher bezieht sich der Ausdruck „jenes Überflüssige, die Schlechtigkeit“ offensichtlich auf jede Art von Schlechtigkeit und Gemeinheit, die immer wieder im Herzen aufkeimt. (Vergleiche Römer 7:13-25.) Das liegt daran, daß unser unvollkommenes Fleisch „dem Gesetz Gottes nicht untertan [ist] und . . . es in der Tat auch nicht sein [kann]“, nämlich wegen seiner sündigen Natur (Röm. 8:7).
Folglich sollten sich Christen ständig bemühen, diese Dinge aus Herz und Sinn zu entfernen, ja auszurotten, damit sie ihr Leben noch völliger mit der Wahrheit in Übereinstimmung bringen und Gottes Heiligkeit in größerem Maße widerspiegeln können. Jeder Christ sollte seine Lebensweise und seine Persönlichkeit überprüfen und versuchen, alle Unsauberkeit des Fleisches und des Geistes und alles, was ihn von seiner Berufung als Christ ablenkt, zu entfernen — und zwar jede Spur davon, soweit es ihm möglich ist. Der Apostel Paulus gab einen guten Grund dafür an. Er sagte: „Da wir also diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes, indem wir die Heiligkeit in der Furcht Gottes vervollkommnen“ (2. Kor. 7:1).
In 1. Petrus 1:14-16 bringt der Apostel Petrus diesen Gedanken wie folgt zum Ausdruck: „Formt euch als gehorsame Kinder nicht mehr nach den Begierden, die ihr früher in eurer Unwissenheit hattet, sondern in Übereinstimmung mit dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch ihr selbst heilig in eurem ganzen Wandel, weil geschrieben steht: ,Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin.‘ “ Das bedeutet nicht, daß wir denken sollten, wir seien aufgrund eigener Verdienste heilig, und uns deswegen anderen überlegen fühlen sollten. Da ‘in unserem Fleisch nichts Gutes wohnt’, müssen wir den Kampf gegen das Böse, das ständig in uns aufkeimt, fortsetzen. Wir müssen demütig anerkennen, daß wir unwürdige Sünder sind und daher unsere ‘Heiligkeit vervollkommnen’ müssen (Jes. 65:5; Röm. 7:18; 1. Joh. 1:8-10).
und nehmt mit Milde die Einpflanzung des Wortes an
Dadurch, daß Christen das Böse aus Herz und Sinn entfernen, bereiten sie den Boden für die Einpflanzung des „Wortes“ der Wahrheit vor, das dann wie ein Samenkorn in einem unkrautfreien Feld gedeihen kann. Sie sollten dem „Wort“ nicht widerstehen, sondern es im Geist der Milde oder Sanftmut annehmen und sich demütig seinem Einfluß unterstellen (Apg. 17:11, 12; vergleiche 13:45, 46, 48). Diese „Einpflanzung“ bezieht sich nicht nur auf das ursprüngliche Einpflanzen des „Wortes“ in einen neubekehrten Christen. Gemeint ist vielmehr, daß der Christ ständig mehr Wahrheit aus der wahrhaftigen Botschaft Gottes, die in der Bibel vollständig vorhanden ist, in sich einpflanzen läßt. Er nimmt alles, was er hört, demütigen Herzens und gehorsam an, so daß es in ihn eindringt und in ihm Wurzel faßt (Eph. 3:17-19; Kol. 2:6, 7). Wer das tut, wird reichlich Frucht hervorbringen, wie es bei dem vortrefflichen Boden im Gleichnis vom Sämann der Fall ist (Matth. 13:23; Gal. 5:22, 23).
das eure Seelen zu retten vermag
Mit der Hilfe des heiligen Geistes bringt das eingepflanzte „Wort“ eine neue Persönlichkeit hervor, die dem Bilde Gottes entspricht. Der Christ steht daher annehmbar vor Gott und Christus da. Auf diese Weise spielt das „Wort“ eine wichtige Rolle bei der Rettung. Der Apostel Paulus sagt uns, wie das „Wort“ Christen beeinflussen sollte: „Sofern ihr ihn [Christus] überhaupt gehört habt und durch ihn belehrt worden seid, so, wie die Wahrheit in Jesus ist, . . . [sollt] ihr die alte Persönlichkeit ablegen . . ., die eurem früheren Wandel entspricht und die gemäß ihren trügerischen Begierden verdorben wird; . . . ihr [sollt] aber erneuert werden . . . in der Kraft, die euren Sinn antreibt, und die neue Persönlichkeit anziehen . . ., die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Eph. 4:21-24).
22 Werdet indes Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, indem ihr euch selbst durch falsche Überlegungen betrügt.
22 Werdet indes Täter des Wortes
Als Christen müssen wir das „Wort“ der Wahrheit in unserem Leben anwenden; wir müssen glauben, daß es uns von Nutzen ist und daß es voller Weisheit ist. Wir sollten ständig auf dieses „Wort“ achtgeben und uns davon leiten lassen. Jesus erklärte: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist“ (Matth. 7:21, 24-27). Auch sagte er: „Glücklich sind . . . die, die das Wort Gottes hören und es bewahren!“ (Luk. 11:28).
und nicht bloß Hörer
Christ zu sein bedeutet nicht einfach, einer Besprechung des „Wortes“ der Wahrheit respektvoll zuzuhören. Es ist nicht genug, christliche Zusammenkünfte zu besuchen und in der Bibel zu lesen. (Das griechische Wort für „Hörer“ enthält den Gedanken des Zuhörens beim öffentlichen Vorlesen aus den Schriften, wie das die jüdischen Anbeter taten. Einige von ihnen gingen eifrig in die Synagoge und hörten immer wieder den Vorlesungen aus den Schriften zu, aber sie erlangten nicht den Glauben, den sie benötigten, um den Messias zu erkennen; genauso verhält es sich auch heute mit vielen, die einer Bibellesung zuhören.) Ein echter Hörer zu sein bedeutet, Glauben zu haben, und Glaube bringt Werke hervor (Röm. 10:17; Jak. 2:20). Jemand, der „bloß Hörer“ ist, hat keinen Glauben.
indem ihr euch selbst durch falsche Überlegungen betrügt
Jemand mag denken, er habe seine religiöse Pflicht erfüllt, wenn er christliche Zusammenkünfte besuche, respektvoll zuhöre und auch persönlich in der Bibel lese. Auf anderen Gebieten des Lebens mag er sich jedoch sehr wenig von Personen unterscheiden, die nicht behaupten, Diener Gottes zu sein. Da er nicht erkennt, daß die wahre Anbetung sein gesamtes Leben einbezieht, macht er sich eines Selbstbetrugs schuldig. Er übersieht, daß der Gehorsam gegenüber dem „Wort“ der Wahrheit ein göttliches Erfordernis ist. Eine solche Täuschung kann ihn daran hindern, gerettet zu werden, und sie mag schwerer zu überwinden sein als Unwissenheit oder Unglaube. (Siehe auch Jakobus 2:18, 19; 4:17.) Jehova Gott verlangt ausschließliche Ergebenheit, eine Ergebenheit, die sich auf jeden Bereich des Lebens auswirkt (1. Kor. 10:31). Wer nur eine äußere Form der Anbetung praktiziert, versagt in dieser Hinsicht.
23 Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, so ist dieser einem Manne gleich, der sein natürliches Angesicht in einem Spiegel beschaut.
23 Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, so ist dieser einem Manne gleich, der sein natürliches Angesicht in einem Spiegel beschaut
Wenn man sich im Spiegel betrachtet, kann man all seine Mängel und Schönheitsfehler sehen. Gewöhnlich schaut man in den Spiegel, um seine äußere Erscheinung zu begutachten und wenn möglich irgendwelche Unregelmäßigkeiten zu korrigieren. Das, was man sieht, wird dem Sinn übermittelt. So verhält es sich auch, wenn wir das „Wort“ hören; wir können uns dann so sehen, wie wir wirklich sind.
24 Denn er beschaut sich und geht dann weg und vergißt sogleich, was für ein Mensch er ist.
24 Denn er beschaut sich und geht dann weg und vergißt sogleich, was für ein Mensch er ist
Jemand, der in einen Spiegel schaut, braucht gewöhnlich nicht lange, um sich ein Bild über sein Aussehen zu machen. Vielleicht sieht er Anzeichen dafür, daß er älter wird. Spannungen und schlaflose Nächte mögen tiefe Ränder unter den Augen zurückgelassen haben. In einigen Fällen hinterläßt ein ausschweifendes Leben seine Spuren. Solange er vor dem Spiegel steht, sieht er all diese Dinge deutlich, und sie sollten ihm Grund zur Besorgnis geben und ihn veranlassen, ernsthaft darüber nachzudenken, was er aus seinem Leben gemacht hat und was er in den verbleibenden Jahren verbessern kann. Wenn er sich aber abwendet, verliert er schnell das Interesse an seinem Aussehen. Vielleicht möchte er sogar am liebsten einige unerwünschte Züge vergessen. Jetzt, wo er nicht mehr vor dem Spiegel steht und mit anderen Dingen beschäftigt ist, vergißt er alles über sein Aussehen, auch das, was er korrigieren müßte. (Vergleiche 2. Petrus 1:9.) Anders verhält es sich mit dem Täter des Werkes. Er schaut in das vollkommene Gesetz hinein.
25 Wer aber in das vollkommene Gesetz, das zur Freiheit gehört, hineinschaut und dabei bleibt, der wird glücklich sein, indem er es tut, weil er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes geworden ist.
25 Wer aber in das vollkommene Gesetz . . . hineinschaut
Der griechische Ausdruck für das Verb „hineinschauen“ bedeutet buchstäblich „sich neben etwas bücken“. Der Gedanke ist, daß man sich vornüber beugt, um einen Gegenstand sorgfältig zu betrachten. (Vergleiche Johannes 20:5, 11; 1. Petrus 1:12.) Genau das tut der Täter des Werkes. Er studiert das vollkommene Gesetz gründlich, mit dem Wunsch, danach zu handeln; er sieht, in welchem Verhältnis er selbst, ja sein ganzes Leben dazu steht. Da dieses Gesetz vollkommen ist, ist es vollständig. Es umfaßt alles, was von einem Christen verlangt wird. Es braucht nicht durch menschliche Traditionen vervollständigt oder ergänzt zu werden. Seine Gebote und Grundsätze sind eine vollkommene Anleitung für einen rechtschaffenen Wandel, der zur Rettung führen und Gottes Gunst nach sich ziehen wird (Spr. 30:5, 6; Ps. 119:105, 140).
das zur Freiheit gehört
Dieses Gesetz steht mit der Freiheit in Verbindung, die Gottes Diener genießen. Diese Freiheit ist das Gegenteil der Sklaverei der Sünde und des Todes. Der Ausdruck „Gesetz, das zur Freiheit gehört“ weist auf den neuen Bund hin, dessen Gesetze auf Herzen geschrieben sind (Jer. 31:33). Im Gegensatz zum mosaischen Gesetz, das die Israeliten als todeswürdige Sünder verurteilte, führt das „Gesetz, das zur Freiheit gehört“, zum Leben (Röm. 7:5, 6, 9; 8:2, 4; 2. Kor. 3:6-9). Christen haben daher keine umfangreiche Sammlung von Regeln und Vorschriften, die sie befolgen müßten, sondern sie lassen sich von Gottes geoffenbartem Willen leiten (Gal. 5:1, 13, 14). Sie handeln aufgrund ihres Gewissens gegenüber Gott. Was sie tun, kommt aus dem Herzen; sie tun es bereitwillig, nicht aus Zwang oder aus Angst vor Strafe für die Übertretung einer Sammlung von Regeln. Da Gottes Gesetz auf Liebe gegründet ist, ist die Anbetung des Christen in erster Linie positiv, nicht negativ (Matth. 22:37-40; vergleiche Jakobus 2:12).
und dabei bleibt
Wer bei dem Gesetz bleibt, das zur Freiheit gehört, begnügt sich nicht damit, es zu untersuchen. Er ist anders als der Mann, der in einen Spiegel schaut und dann vergißt, was ihm der Spiegel verraten hat, oder das Interesse daran verliert. Der Christ „bleibt neben“ (Kingdom Interlinear Translation) dem vollkommenen Gesetz, das heißt, er beharrt dabei, er studiert es weiterhin genau, um sein Leben damit in Übereinstimmung zu bringen (Ps. 119:9, 16, 97). Christen müssen sich dieses Gesetz völlig zu eigen machen, sie müssen sich davon leiten lassen.
der wird glücklich sein, indem er es tut, weil er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes geworden ist
Dadurch, daß der Christ das „Wort“ im täglichen Leben anwendet, beweist er, daß er kein vergeßlicher Hörer ist — daß er nicht nur respektvoll zuhört, aber es dann versäumt, in Übereinstimmung mit dem Gehörten zu handeln. Er setzt das, was er hört, wirklich in die Tat um. Als Folge davon ist er glücklich. Das vollkommene Gesetz bringt ihm echte Vorteile, durch die sein Leben weit erfreulicher wird (Ps. 19:7-11; vergleiche 1. Timotheus 4:8). Er genießt die Zufriedenheit und die Befriedigung, die das Bewußtsein mit sich bringt, in Jehovas Augen wohlgefällig zu sein.
26 Wenn es jemand dünkt, er beachte die äußere Form der Anbetung, und er zügelt doch seine Zunge nicht, sondern fährt fort, sein Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig.
26 Wenn es jemand dünkt, er beachte die äußere Form der Anbetung
Jemand mag sich einbilden, er sei sehr fromm und Gott völlig ergeben. Vielleicht verrichtet er sogar einige gerechte Werke, so daß er sich wie ein ganzherziger Anbeter Gottes vorkommt. Aber sein Wandel mag einen schwerwiegenden Mangel aufweisen — einen Mangel, der sein Bekenntnis, ein Christ zu sein, ernstlich in Frage zieht. Der gesamte Lebenswandel eines Christen sollte mit dem „Wort“ der Wahrheit in Übereinstimmung sein. Was er tut, muß aus dem Herzen kommen; es darf keine rein formelle, routinemäßige Angelegenheit sein. Schließlich kommt es darauf an, wie Gott über ihn denkt, und nicht, wie er selbst über sich denkt (1. Kor. 4:4).
und er zügelt doch seine Zunge nicht
Der schwerwiegende Mangel, den Jakobus hier erwähnt, ist das Versäumnis, die Zunge im Zaum zu halten und sich davor zu hüten, Böses zu reden. Dazu gehören üble Nachrede, Verleumdung, voreilige Behauptungen, Schmeichelei, irreführende Argumente usw. Was er auch immer behaupten mag — seine Rede verurteilt ihn als Heuchler. Die Pharisäer waren selbstgerecht, aber mit ihrer Zunge schmeichelten sie, logen sie, suchten sie ihre eigene Ehre und sprachen sie Böses über Personen, auf die sie herabblickten (Mark. 12:38-40; Joh. 7:47, 48; vergleiche Römer 3:10-18).
sondern fährt fort, sein Herz zu betrügen
Selbstgerechtigkeit führt zur Selbsttäuschung. Das Christentum verlangt, daß wir die Glieder unseres Körpers, auch unsere Zunge, beherrschen. Wir sollten ‘jeden Gedanken gefangennehmen, um ihn dem Christus gehorsam zu machen’ (2. Kor. 10:5). Daher betrügt sich jemand selbst, wenn er denkt, er führe ein christliches Leben, und zügelt doch — zu seinem eigenen oder zum Schaden anderer — seine Zunge nicht. Er mag viele Fähigkeiten haben, vielleicht sogar Eifer und einen äußeren Schein der Wohltätigkeit. Aber er hat nicht richtig erfaßt, was es bedeutet, ein Christ zu sein (1. Kor. 13:1-3). Niemand, der an einer Gott entehrenden Gewohnheit festhält, kann ein ergebener Diener Gottes sein. Jakobus sagt mehr über die Zunge im 2. Kapitel seines Briefes.
dessen Form der Anbetung ist nichtig
Da der Wandel des Betreffenden einen beträchtlichen Mangel aufweist, ist seine Anbetung Jehova nicht wohlgefällig. Sie ist nicht echt; sie ist lediglich eine Formsache. Sie ist besudelt, weil er seine Zunge nicht beherrscht. Eine solch angebliche Anbetung ist befleckt, unrein und daher nichtig oder vergebens. Vergleiche Haggai 2:14, wo der Prophet sagt, daß in Gottes Augen alle Werke der Israeliten unrein waren, weil sie den Wiederaufbau des Tempels vernachlässigten. Sie hatten eine Form der Anbetung, doch sie war in den Augen Jehovas ohne Wert.
27 Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen und sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren.
27 Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese
Dieser Vers bezieht sich auf die Anbetung, die Jehova als „rein“, heilig und „unbefleckt“, als unberührt von jeder Schlechtigkeit, betrachtet. Jehova ist nicht nur der Gott der Christen, sondern auch ihr Vater, denn er hat sie durch seinen Geist als seine Söhne gezeugt. Jakobus will hier keine vollständige Definition der wahren Anbetung mit all ihren Erfordernissen geben; er sagt nicht, die wahre Anbetung beschränke sich darauf, für Witwen und Waisen zu sorgen und sich von der Welt ohne Flecken zu bewahren. Er zeigt vielmehr, daß echter Gottesdienst mehr als eine Formsache ist, die nach bestimmten Vorschriften verrichtet wird, und daß er das Herz berührt und den ganzen Menschen einbezieht, ja alles in seinem Leben, auch sein Mitgefühl und seine Liebe (1. Joh. 3:18).
nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen
Wahre Christen zeichnen sich dadurch aus, daß sie sich um die Bedürftigen kümmern. Dazu gehören Waisen und Witwen, die oft Not leiden (Gal. 2:10). Der Christ sollte bereit und darauf bedacht sein, ihnen zu Hilfe zu kommen. Christliches Geben aus guten Beweggründen ist in Gottes Augen von großem Wert (2. Kor. 9:6-15; Hebr. 6:10; 13:16). Gott offenbart sich als der Beschützer des vaterlosen Knaben und der Witwe (5. Mose 10:17, 18; Ps. 68:5).
Von Anfang an war die Christenversammlung sehr daran interessiert, Witwen zu helfen (Apg. 6:1-6). Jesus zeigte in seinem Gleichnis von den Schafen und den Ziegenböcken, daß die Liebesdienste, die man einem der geringsten seiner Brüder in einer Notsituation erweisen würde, die Grundlage für ein günstiges Urteil bilden würden (Matth. 25:35, 36, 45). Der Apostel Paulus ermahnte Christen: „In der Tat, laßt uns denn, solange wir günstige Zeit dafür haben, gegenüber allen das Gute wirken, besonders aber gegenüber denen, die uns im Glauben verwandt sind“ (Gal. 6:10; 1. Joh. 3:14-18; Jak. 2:14-17). Zu der Sorge für die Geringen und die Bedürftigen gehört auch, daß man ihnen tröstend zuredet und ihnen den Trost vermittelt, den die Heilige Schrift gibt. Das wird ihnen zur geistigen Erbauung gereichen (1. Thess. 5:14; 2. Kor. 1:3-5).
und sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren
Das Wort „Welt“ bezieht sich hier wie an vielen anderen Stellen in der Bibel auf die Menschen im allgemeinen, die Gott nicht dienen, sondern sich „in der Macht dessen, der böse ist“, befinden (1. Joh. 5:19). Der Christ sollte sich von der Welt deutlich unterscheiden; er sollte kein Teil davon sein (Joh. 17:14). Wir sollten mit der Gewalttätigkeit und der Korruption der Welt nichts zu tun haben und uns nicht an ihrer entzweienden Politik, ihrem Nationalismus und ihren ungerechten Plänen beteiligen. Auch können wir keine echten Christen sein, wenn wir eine Einstellung, eine Redeweise oder ein Verhalten übernehmen, das im Gegensatz zu Gottes Willen steht. Selbst wenn wir ähnlich handeln würden wie die Welt und ihre ungerechten Methoden übernehmen würden, ohne dies aber in direkter Gemeinschaft mit der Welt zu tun, wären wir in Gottes Augen verderbt. Wir hätten uns durch die Welt befleckt und besudelt (Röm. 12:2). Wir dürfen nicht übersehen, daß so etwas sogar innerhalb der Versammlung möglich ist, denn der Apostel Paulus warnte Timotheus: „Nun gibt es in einem großen Hause nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und einige zu einem ehrenhaften Zweck, andere aber zu einem unehrenhaften Zweck. Wenn sich daher jemand von den letzteren rein erhält, wird er ein Gefäß, für einen ehrenhaften Zweck sein, geheiligt, brauchbar für seinen Eigentümer, bereitet für jedes gute Werk. So fliehe die Begierden, die der Jugend eigen sind, jage aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden zusammen mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen“ (2. Tim. 2:20-22).